04.10.2015

Nordgriechenland 2015

Nach pünktlicher Landung in Thessaloniki empfing uns Anna Salasidou um uns, zusammen mit Mario Becker, die nächsten zehn Tage von Pella über Vergina, Thessaloniki, Amphipolis und Philippi zu begleiten, die Ausgrabungsfelder zu zeigen und die Highlights in den Museen vorzustellen.

Nordwestlich von Thessaloniki, an der E 86, befindet sich PELLA, die Geburtsstätte Alexander des Großen und ehemalige Sommerresidenz der makedonischen Könige. Wir besuchten das umfangreiche Ausgrabungsfeld, auf dem zahlreiche Kieselmosaike zu sehen sind u.a. die Löwenjagd zweier Männer und der Raub der Helena. Im Museum wurden uns weitere Kieselmosaike aus dem 3. Jh. vor Chr. gezeigt. Die antike Stadt Pella,  im 4. Jh. vor Chr. nach einem Rastermuster (Hippodamisches Prinzip) angelegt, mit Haupt- und Nebenstraßen von unterschiedlicher Breite, gut organisiertem Wasserzu- und Abfluss, Zisternen und Thermen.

Weiter westlich von Pella, ebenfalls an der E 86 liegt EDESSA, eine prähistorische Stadt mit starken Befestigungsmauern. Eine Besiedlung ist hier vom 4. Jh. vor Chr.  bis zum 6. Jh. n. Chr. nachweisbar. Hauptbesichtigungs-punkt für uns waren auch die sehr schönen Wasserfälle der Stadt.

Südlich von Thessaloniki, am Fuß des Olymp, an der E 75, entdeckten wir  DION, mit seinem weitläufigen Ausgrabungsfeld. Es beherbergt ein Demeterheiligtum, das bis ins 4. Jh. n. Chr. in Betrieb gewesen ist, ein Zeusheiligtum, ein römisches Theater aus dem 2. Jh. n. Chr., ein hellenistisches Theater aus dem 4. Jh. v. Chr. und eine große Thermenanlage und für ihren guten Erhaltungszustand bekannte Latrinen. Im Museum staunten wir über die Rekonstruktion einer Hydraulis, (Wasserorgel) eines Musikinstrumentes aus dem 1. Jh. v. Chr., aus dem sich später die Kirchenorgel entwickelte. Ihre Konstruktion wird auch von Vitruv erklärt (De Architectura  10,8). Im römischen Reich wurde die Wasserorgel im Zirkus und Theater eingesetzt, bei reichen Römern diente sie zur Hausmusik. Ein schönes Beispiel ist vielleicht das Fußbodenmosaik einer römischen Villa des 2./ 3. Jh. n. Chr. in Nennig (Saarland), auf dem die Hydraulis mit zwei Musikanten dargestellt ist.

Von Dion fuhren wir in nördlicher Richtung und erreichten VERGINA, in dessen Museum wertvolle Funde aus dem großen Tumulus präsentiert werden.

Im November 1977 fanden Prof. Andronikos und seine Mitarbeiter ein unversehrtes großes Grab mit oxidierten, bronzenen Metallgegenständen, die nach ihrer Restaurierung 1997 im Museum gezeigt werden. In der Grabkammer selbst befand sich ein Marmorossuarium. Sobald die Archäologen ihn öffneten, erblickten sie eine goldene Larnax, in die die Gebeine eines Toten zwischen 40-50 Jahren nach der Verbrennungszeremonie gelegt worden waren. Die Gebeinewerden Philipp II., Vater Alexander des Großen zugeschrieben. In dieselbe Larnax war auch ein wertvoller goldener Eichenkranz gelegt worden.

Die Larnax, aus massivem Gold wiegt fast 8 kg und hat die Ausmaße 40x34x17 cm.

Der Deckel trägt den makedonischen Stern in Relief mit acht großen und acht kleinen Strahlen.

Neben Waffen, bronzenen Beinschienen einem Schild aus Gold und Elfenbein, fand man auch einen reich verzierten Gorytos aus Silberblech mit Goldauflage. Figürliche Darstellungen aus Elfenbein und ein weiteres Fundstück aus dem Vorraum dieses großen Grabes, ein goldener blühender Myrtenkranz, für eine Frau bestimmt und Schmuckgegenstände haben uns ins Staunen versetzt. Über die eleganten Ausführungen waren wir voller Bewunderung.

Mitten in Thessalien, westlich von Larissa, haben Mönche seit dem 11. Jh. auf den Felsen von METEORA Klöster erbaut. Das orthodoxe Klosterleben wurde hier zu einem mächtigen Anziehungspunkt für Menschen, die eine spirituelle Oase der Stille suchen. Wir besichtigten zwei dieser Klöster. 

Wir besuchten THESSALONIKI, eine Gründung des makedonischen Herrschers Kassandros 315 v. Chr. Sie wurde Hauptstadt der römischen Provinz Macedonia und lag an der Via Egnatia, dem Hauptverkehrsweg zwischen Rom und Byzanz und an der nach Norden führenden Balkanstraße. Im Archäologischen Museum fanden wir diverse Grabsteine mit schönen Reliefs, viele Grabbeigaben, darunter kostbare Goldkränze, Halsketten, Armschmuck, Ringe und Bronzegefäße. Ein besonderes Highlight dieses Museums ist der Krater von Derveni,  ein 91 cm. hohes Mischgefäß mit zahlreichen Reliefdarstellungen.

Von Thessaloniki fuhren wir auf der A 2 in östlicher Richtung und erreichten AMPHIPOLIS, die von dem Feldherrn Hagnon ca. 437 v. Chr. gegründet wurde. Die Stadt war ein wichtiger Stützpunkt für Athen, um die Gold- und Silberbergwerke auf der vorgelagerten Insel Thassos zu kontrollieren. Das Gebiet um Amphipolis war sehr fruchtbar. Deshalb siedelten hier wohlhabende Bürger und Adelige, was aus den ergrabenen Wohnhäusern zu erkennen ist.

Die INSEL THASSOS erreichten wir mit einer Fähre. In Aliki, es liegt direkt am Meer, wurde in der Vergangenheit Marmor gebrochen. Auf den freigelegten Marmorfragmenten konnten wir einen Spaziergang machen und konnten deutlich die antiken Abkeilspuren erkennen.

In der Nähe von Kavalla befindet sich PHILIPPI, eine Gründung, die ursprünglich Krenides hieß und von Philipp II. von Makedonien in Philippi umbenannt wurde. Trotz des Abbaus reicher Edelmetallvorkommen aus dem nahegelegenen Pangaion-Gebirge dominierte in Philippi die Landwirtschaft.

Wir besuchten das riesige Ausgrabungsfeld mit den Überresten frühchristlicher Basiliken, dem großen römischen Forum, dem Theater, den Kirchenbau mit oktogonalem Grundriss, die Wohnquartiere und dem Pflaster der antiken Via Egnatia, die die Römer zwischen 146 und 120 v. Chr. bis an die Adria zwischen Rom und dem Nahen Osten errichteten.

Hier fanden im Oktober 42 v. Chr. die beiden Schlachten der Cäsarmörder Brutus und Cassius statt, die von Octavian und Antonius besiegt wurden. 

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Makedonien machten wir eine Schifffahrt entlang des BERGES ATHOS und sahen vom Schiff aus zwanzig Bergklöster, die vor vielen Jahren von Asketen gegründet wurden und weiter bewohnt werden.

In einigen Wochen ist eine Reise in den Iran mit Mario Becker geplant und wir sind schon sehr gespannt, was wir dort vorfinden werden.