13.11.2018

Nordspanien März 2018

Wir starteten unsere Tour im Baskenland. Von Bilbao ging es in östlicher Richtung nach Hondarribia. Während der zweistündigen Busfahrt erzählte uns Frau Susanne Dittrich über Land, Wirtschaft und Leute des Baskenlandes. In Hondarribia lernten wir ein ausgezeichnetes Parador kennen und am Abend führte uns Mario Becker zu einem unübertroffenen leckeren Dinner in einem benachbarten Restaurant. Über San Sebastian, einer Stadt mit 180.000 Einwohnern und der ehemaligen Sommerresidenz der Königin Maria Cristina im 19. Jh. mit den schönen Stränden Cantabriens, fuhren wir nach LIMPIAS um am nächsten Tag das GUGGENHEIM MUSEUM in BILBAO zu besuchen. Auf der Umschlagseite des Bildbandes zu diesem Museum steht: „Das Originellste Bauwerk des Architekten Frank O. Gehry“. Originell ist das Bauwerk für wahr, dabei die Außenfassade kostbar mit 0,5 mm starken Titanplatten belegt, Fischschuppen gleich. Fischen ähneln die schwungvoll gekurvten Wände. Einen rechten Winkel sucht man vergeblich. Die verwendeten Materialien im Innenraum sind Marmor, Glas und Stahl. An manchen Stellen musste der Marmor aus einem Block herausgemeißelt werden um die Kurvatur darzustellen. Mit einer rechteckigen Marmorplatte wäre diese Form der Darstellung nicht möglich gewesen. Eine Herausforderung an die Steinmetze.
Auf einer Freifläche zum Eingangsbereich steht ein riesiger Hund, der „Puppy“ mit frischen Blumen bunt geschmückt, eine Augenweide. An Verschwendung in diesem Ausmaß darf man nicht denken.

Im Innern des Museums befinden sich in den Stockwerken Galerien mit Werken zeitgenössischer Künstler, die wir uns ebenfalls angesehen haben und die von Frau Susanne freundlich interpretiert wurden.

Noch eine weitere Besonderheit Bilbaos ist die  älteste Schwebefähre der Welt, der Puente de Vizcaya über den Fluss Nervion.

Wir verließen Bilbao in südwestlicher Richtung um nach BURGOS mit seiner berühmten Kathedrale zu gelangen. Die Catedral de Santa Maria eine dreischiffige gotische Kirche, deren Grundstein im 13. Jh. gelegt wurde, ist in marmorartigem weißen Kalkstein erbaut. Der Innenraum ist reich mit Skulpturen und Wappen geschmückt. Das kunstvoll geschnitzte Chorgestühl aus Nussbaum wurde im 16. Jh. angefertigt.

Etwas außerhalb von Burgos gelegen gründete Johann II ein Kartäuserkloster (Cartuja de Miraflores) im 15. Jh. und bestimmte es zu seiner Grabstätte und der seiner Gemahlin Isabella von Portugal. Die prächtige Innenausstattung der gotischen Kirche wurde mit dem ersten aus der Neuen Welt gebrachten Gold belegt.

In der Provinz Burgos befindet sich ein Naturschutzgebiet, das wegen seiner außergewöhnlichen archäologischen und paläontologischen Funde in ihrem Innern zum schützenswerten Kulturgut und zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Zu den Funden zählen Fossilien, die zu einer ganzen Reihe von Arten der Hominiden gestellt wurden: Homo antecessor, Homo heidelbergensis, Homo neanderthalensis und Homo sapiens.

Wir besuchten die Ausgrabungsstätten. Ab 1994 wurden zahlreiche Steingeräte und menschliche Überreste zu Tage gefördert, die alle auf 800.000 Jahre und älter datiert wurden. Die gefundenen Steingeräte umfassen alle technologischen Stadien, von den primitivsten Formen der Steinbearbeitung bis hin zu Exemplaren aus der Bronzezeit. Auch eine neue Höhlenbärenart, der Ursus dolinensis wurde gefunden.

 

In Cantabrien, der Republik Palencia steht eine spätantike römische Villa von LA OLMEDA, die wir besucht haben. Diese casa urbana aus dem 4. – 5. Jh. nach Christus umfasst eine Fläche von insgesamt 4.400 m² , wovon 1.450 m² mit Mosaik bedeckt sind, einer Bäderlandschaft mit kaltem, lauwarmem und heißem Wasser von 900 m², einem Garten und über 30 Räumen. Es ist anzunehmen, dass der ehemalige Villenbesitzer aus dem Umfeld des Weströmischen Kaisers Theodosius (347 in Spanien geboren, regierte von 379-395)  kam.

Im Hauptsaal der Wohnstätte von 175 m² befinden sich die größten und bedeutendsten Mosaike, die in La Olmeda erhalten sind mit folgendem mythologischen Thema: Odysseus entdeckt Achilleus, der sich am Hof Lykomedes als Frau verkleidet, versteckt hat um kriegerischen Auseinandersetzungen zu entgehen. An den vier Ecken der rechteckigen   Einfassung entdeckten wir die vier Jahreszeiten und an der Schmalseite des Rechtecks sahen wir eine Jagdszene, die ähnlich der in der berühmten Villa Romana del Casale bei Piazza Armerina auf Sizilien zu finden ist. Die Teile des Fußbodens, die nicht mosaiziert sind, sind mit opus signinum (zementartige Masse aus Kalk und Keramikstücken) bedeckt. Eine sehr beeindruckende Villa.

Die Römer nannten ASTORGA Asturica Augusta und stationierten zeitweise die Legion VI Gemina um 10 bis 15 v. Chr. Die Zeugnisse der römischen Epoche konnten wir uns ansehen wie die Überreste eines Spitzgrabens, deren Darstellung im übrigen auch auf dem Trajansbogen in Rom zu sehen ist, ferner Teile eines römischen Forums und die Thermen mit der Kanalisation. Das römische Militär kontrollierte dieses Gebiet, beruhigte es und zog Steuern ein, damit es für Kaiser Augustus befriedet blieb und er um 15 n. Chr. eine Sorge weniger hatte. Die Stadt wuchs dank des um 19 begonnenen Goldbergbaus, der in LAS MÉDULAS 200 Jahre lang stattfand. Zurückgeblieben ist eine bizarre Landschaft aus braun-rot-gelben Kegeln. Das Gelände ist als UNESCO Weltkulturerbe ausgewiesen. Las Médulas liegt in der Nähe von Ponferrada an der Atlantikküste.  Mit großen erstaunten Augen haben wir uns die Gegend angesehen, das Resultat der spitzen Profile, der abrupten Schrägen und der großen Ingenieurswerke der antiken Welt.

Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts wurde hier Gold abgebaut. Schätzungen zufolge betrug die Gesamtmenge in zweieinhalb Jahrhunderten ungefähr 1.500 Tonnen. Plinius d. Ä. soll zu diesem Bergabbau den Ausdruck „ruina montium“ geprägt haben. Dank der beiden Steintafeln, die man in der Ortschaft Villalis de la Valduerna fand und die von den Jahren 163 und 184 stammen sollen, kann man das Datum der Gründung der VII.Legio Gemina  auf das Jahr 68 bestimmen. Das Lager dieser Legion hatte eine Fläche von ungefähr 20 Hektar. Neben den Legionären siedelten sich in der Umgebung die Zivilbevölkerung an, die nach einiger Zeit die Stadt LEON (von lat. Legio) gründete. Von unserer zeitweiligen Unterkunft in Leon starteten wir zu einem Ausflug in die HÖHLE VON ALTAMIRA mit dem angegliederten Museum. Altamira liegt in der Region Kantabrien, unweit von Santander. Die Höhle wurde von altsteinzeitlichen Menschen bewohnt und bemalt, die im Zeitraum von 35.000 bis 13.000 Jahren vor unserer Zeit hier immer wieder Zuflucht gefunden haben. In der Ausstellung erfuhren wir über Werkzeuge, Schmuck und Bekleidung der damaligen Höhlenbewohner. Die Originalhöhle ist seit 1979 der Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Eine Nachbildung, die wir besucht haben, enthält über 900 Bilder, darunter reine Kohlezeichnungen und farbige Darstellungen von Hirschen, Bisons, Pferden und Wildschweinen.

So wie Goethe auf seinen Reisen „unablässig fortfuhr, in der Benutzung der Zeit“ möglichst viel zu sehen und zu merken, waren wir dankbar mit vielen neuen Eindrücken erfüllt.