13.11.2018

Rom - 2017

„Anderer Orten muss man das Bedeutende suchen, hier in Rom werden wir davon überdrängt und überfüllt. Man müsste mit tausend Griffeln schreiben, was soll hier eine Feder! Und dann ist man abends müde vom Schauen und Staunen.“
So schrieb J.W.v.Goethe in seiner Italien Reise 1. Teil am 7. Nov. 1786.

Gleich am ersten Nachmittag fuhren wir mit Mario Becker via Metro von Termini in Richtung Laurentina und verließen die Bahn nach zwei Stationen am Colosseo. Dort erwartete uns das illuminierte „Amphiteatrum Flavium“, das größte Amphitheater der römischen Welt, das unter Kaiser Vespasian 72 n. Chr. begonnen und unter seinem Sohn Titus 80 n. Chr. mit 100tägigen Spielen eingeweiht wurde.

Wir liefen hinüber zum Konstantins-Bogen. Er wurde zum Dank für den 312 erlangten Sieg Konstantins über seinen Mitregenten Maxentius vom Senat Roms erbaut. Der dreitorige Bogen wurde damals mit Spolien, die bereits andere Bauwerke geziert hatten, errichtet.

Der nächste Vormittag war dem Palazzo Massimo alle Terme vorbehalten. In den Galerien stehen prächtige Skulpturen wie der Discobol, ein Werk des Myron in Bronze aus der Mitte des 5. Jh. v. Chr. Wir sahen eine römische Kopie in Marmor. Ferner Kaiser Augustus als Pontifex Maximus in der Toga mit verhülltem Haupt, der bronzene Faustkämpfer und der hellenistische Prinz, ebenfalls eine Arbeit in Bronze.

Weitere Spitzenwerke bildhauerischer Arbeiten sind die beiden Sarkophage: der Musen- und der Portonacciosarkophag mit Schlachtenszenen. Aus der ehemaligen Villa Farnesina vom Gelände des heutigen Bahnhofs hat man verschiedene Zimmer mit Wandmalereien und Mosaike von Wand- und Fußböden im 2. Stock des Museums restauriert um den Besuchern zu zeigen. Fachkundige Restauratoren haben erreicht, die Fresken aus der Villa der Livia, der Ehefrau Kaiser Augustus, mit Motiven einer Gartenlandschaft mit Obstbäumen, Vögeln und Blumen zu bergen und in besonders eingerichteten Museumswänden den Besuchern zu präsentieren.

In einer Vitrine stehen vier Silberbecher mit eingravierten Reiserouten eines Kurgastes, der von Gades (Spanien) nach Fanum Fortunae (heute Vicarello) reiste, um sich einer Heilkur unter der Leitung des damaligen berühmten Arztes zu unterziehen. Nach seiner Heilung weihte er diese vier Becher.

Selbstverständlich besuchten wir auch das Kolosseum bei Tageslicht, seine Innengänge und den Zuschauerraum. Bemerkenswert ist, dass die Fassade drei verschiedene Säulenordnungen aufweist: Unten die dorische, in der Mitte die ionische und oben die korinthische Ordnung.

Herr Becker führte uns weiter hinauf zum Palatin, den ehemaligen Kaiserpalästen, auf das Forum Romanum. Nach einer Pause trafen wir uns auf dem Kapitolsplatz bei der Statue des Mark Aurel zu Pferd, um uns anschließend in den Musei Capitolini von der Schönheit der künstlerischen Arbeiten verzaubern zu lassen. Hier nur eine Aufzählung der absolut schönsten Arbeiten: Lupa mit Romulus und Remus, Diana von Ephesos, Fasti Capitolini (Konsullisten), Büste des Commodus mit Löwen exuviae,  Keule, drei Äpfel der Hesperiden, das Original des Kaisers Mark Aurel zu Pferd, Sterbender Gallier, Venus Capitolina, Kolossalkopf von Konstantin , den Fuß, den Finger und Teil des Armes, zwei Mosaike mit kleinsten Tesselae, Motiv: 4 Tauben und 2 Theatermasken.

Wir besuchten die Ara pacis, das jetzt eingerüstete Mausoleumsdes Augustus, den Hadrianstempel und den Pantheon. Erfreut haben wir gesehen, dass das verkommene  Mausoleum des Augustus endlich restauriert wird. Der neu errichtete kräftige Bauzaun mit einer kurzen Zeittafel zeigt, dass man sich der historischen Bedeutung dieses Platzes bewusst ist. Wir sind gespannt auf die Eröffnung.

Herr Becker führte uns entlang der Via Corso zur Marcus Säule mit der Darstellung der Markomannenschlacht (166-180) unter Marcus Aurelius und des „Regenwunders“, was immer noch zu erkennen ist. Wir waren auf der Piazza Navona mit den drei Brunnen. Zwei Brunnen, die Fontana del Tritone und die Fontana die Fiume (Vierströmebrunnen) wurden von Bernini um 1650 errichtet. Die Piazza Navona hat die Form eines Stadions. Kaiser Domitian ließ hier das Stadio di Domiziano (81-96 n. Chr.) für  Spiele und sportliche Wettkämpfe errichten. Unüberbaute Reste sind geborgen, die wir besichtigen konnten.

Einige Straßenzüge weiter gelangten wir ins Museum Palazzo Altemps, einem Renaissance Gebäude mit prächtigen Sammlungen, die hier nur aufgezählt werden sollen: Antinoos, Mark Aurel (als Büste) Athena, Niobe, Demeter, Aphrodite von Knidos, Orest und Electra, der trunkene Dionyssos mit Satyr und Leopard, Tötung des Galliers mit seiner Frau, Ludowisischer Schlachtensarkophag aus dem 3. – 4. Jh. nach Chr..

Von der Station Termini fuhren wir mit der Metro in Richtung Laurentina und stiegen an der Station Ostiense aus um uns die Cestius Piramide, den Protestantischen Friedhof, auf dem u.a. August Goethe, Gottfried Semper und Henriette Hertz ihre letzte Ruhe fanden, anzusehen. Wir erkletterten die Aurelianischen Stadtmauer, eine Fortifikation, die Kaiser Aurelian 270-272 n. Chr. und später Probus auf einer Länge von fast 19 km und einer Höhe bis zu 6 Metern errichten ließ.

Eine weitere Filiale der Kapitolinischen Museen ist die Centrale Montemartini, ein 1912 entstandenes Wärmekraftwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden neue Produktionsanlagen entwickelt, die weit wirtschaftlicher waren und dadurch das Kraftwerk nicht mehr gebraucht wurde. In den achtziger Jahren erneuerte man die Werkhallen und 1996 richtete man sie endgültig als Ausstellungsort ein. In den riesigen Räumen des Kraftwerks konnten architektonische Zusammenhänge von Denkmälern wieder hergestellt werden, die in den Sälen des Kapitols keinen Platz gefunden hätten. (Die Beschreibung dieses Besichtigungspunktes  ist bereits im EOS Reisebericht 2013 gegeben).

Wie schon im EOS Reisebericht 2016 abschließend bemerkt wurde, so ist auch bei diesem Besuch Roms eine weitergehende Restaurierung der antiken Stätten angenehm aufgefallen.
Wir freuen uns auf den nächsten Besuch in einem Jahr um weitere Restaurierungsarbeiten bestaunen zu können!