09.01.2019

Berlin November 2018

Bewegte Zeiten

Die Ausstellung, die wir im Gropius Bau besuchten, umfasst über 2000 Objekte von 60 Leihgebern aus 16 Bundesländern. Sie zeigt herausragende Neufunde der vergangenen 20 Jahre. Es ist Archäologie in Räumen, die der Geschichte abgetrotzt wurde. Dabei sind wunderbare Exponate von der Steinzeit bis ins 20. Jahrhundert gesammelt und in historischer Umgebung gezeigt, mittlerweile wieder aufgebaut und restauriert. Die Präsentation ist in vier große Themen gegliedert, die das Miteinander des Menschen seine Kultur und Geschichte bis heute prägen:

Mobilität – Mobil durch die Jahrtausende; 
Austausch – Waren und Wege;
Konflikt   -  Miteinander Gegeneinander und
Innovation – die Aneignung der Welt.

Wir Besucher standen inmitten von Zeitzeugen aus Jahrtausenden. Veränderung und Neuorientierung sind Wesenszüge der menschlichen Geschichte und des menschlichen Seins.

Einige Highlights sind zu erwähnen: Die Scheibe von NEBRA, dem astronomischen Memogramm aus dem Landesmuseum für Vorgeschichte, Sachsen-Anhalt;  der Goldhut von Berlin, Spätbronzezeit ca. 1000 v. Chr. mit einer Höhe von 74,5 cm.;

ferner älteste figürliche Venusdarstellung von Hohle Fels, aus dem Paläolithikum aus Elfenbein vom Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren, Baden-Württemberg, 6,6 cm. hoch.
Schade, dass der bronzene Pferdekopf aus Waldgirmes (Hessen) mit einer Länge von 59 cm nicht ausgestellt war. Das Auffinden desselben aus einem Brunnenschacht wurde vor einigen Jahren als riesige Sensation publiziert.

„Goldene Hüte der Bronzezeit“

Der „ Berliner Goldhut“  zählt zu den bedeutendsten Erzeugnissen bronzezeitlicher Goldschmiedetechnik. Seine Herkunft ist unklar. Er wurde 1996 aus dem Antikenhandel erworben, um dieses bedeutende Kunstwerk für die Nachwelt zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bislang sind drei weitere Goldhüte bekannt, zwei davon aus Süddeutschland und einer aus Frankreich. Eine Herkunft aus der Zone nördlich der Alpen ist auch für den „Berliner Goldhut“ anzunehmen. Nur wenige Fundstücke aus der Bronzezeit vermitteln so viele Erkenntnisse über Herrschaftssymbolik, Glaubensvorstellungen und technische Meisterleistungen. Besonders faszinierend ist die Ornamentik des Hutes. In ihr ist ein kompliziertes Zahlensystem verschlüsselt, das kalenderarische Berechnungen ermöglicht, vor allem die Bestimmung des 19-jährigen Zyklus von Sonne und Mond.“
Quelle:  Neues Museum Berlin

Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, schreibt zu dieser Ausstellung: „Ich bin mir sicher, dass der starke gesellschaftliche Rückhalt für die Archäologie weiter wachsen wird“.

In einem anderen Flügel des Gropius Bau hat die Bundeskunsthalle – wie dem Flyer zur Ausstellung zu entnehmen ist – die „Bestandsaufnahme GURLITT, ein Kunsthändler im Nationalsozialiusmus“ zusammen mit dem Kunstmuseum Bern präsentiert.

„Als im November 2013 bekannt wurde, dass die bayerische Staatsanwaltschaft die Kunstbestände von Cornelius Gurlitt (1932-2014) beschlagnahmt hatte, war das öffentliche Aufsehen im In- und Ausland groß. Die über 1500 Kunstwerke, die der zurückgezogen lebende Hildebrand Gurlitt von seinem Vater geerbt hatte, standen unter dem Verdacht, Raubkunst aus der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu sein.“

Wir betrachteten die Ausstellung, deren Kunstwerke, die ein breites Spektrum von Kunstepochen und Stilen, das von Dürer bis Monet und von Cranach bis Kirchner und Rodin reicht, jahrzehntelang als verschollen galten.

Berlin verfügt auf seiner Museumsinsel über noch weitere spektakuläre Museen: Zwei davon, das Alte Museum, mit seiner Antiken Sammlung, die wir, geführt von Herrn Mario Becker, bestaunen konnten. Manche von uns haben auch die Nofretete, das wohl berühmteste Objekt im Neuen Museum mit dem erst kürzlich wieder aufgebauten Treppenhaus des Architekten David Chipperfield besucht.

Einige unvergessliche Highlights vom Alten Museum, der Antikensammlung, sind die beiden Büsten von Caesar und Kleopatra VII, eine Kylix um 500 v. Chr., vom Töpfer Sosias signiert mit der Darstellung „Achill verbindet Patroklos“ aus einer Nekropole in Vulci; der Fisch von Vettersfelde um 500 v. Chr. in Gold, 41 cm lang, ein skytische Arbeit; die Athena-Schale aus dem Hildesheimer Silberschatz zwischen 150-100 v. Chr.

Schreitet man die Treppe des Neuen Museums hinauf, steht als Augenweide der 144 cm hohe „Xantener Knabe“, eine römische Bronzefigur, wahrscheinlich aus dem 1. Jh. v. Chr. und begrüßt die Gäste. Ein weiteres wertvolles Exponat besteht aus drei Schalen, dem Goldschatz von Eberswalde um 1000 -700 v. Chr. Die Goldgefäße sind meisterhafte Treibarbeiten. Seit 1945 befinden sich die Originale als „Beutekunst“ in Moskau.

Auf unserer Heimfahrt besuchten wir Weimar, das Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens. Weimar war auch die Wirkungsstätte von Goethe und Schiller, deren Denkmal vor dem Theater aufgestellt ist.

Die Tour war angehäuft mit sehr viel Wissen und wertvollen Exponaten wobei es erstaunt, dass sich die Sammlungen alle in Deutschland befinden, bzw. zeitweise an deutsche Museen ausgeliehen werden.

Gewohnt haben wir übrigens die gesamte Zeit im Hotel Schloss Meseberg, dort, wohin Frau Merkel ihre Gäste Macron, Putin und die gesamte entourage einlädt.

Sämtliche Fotos sind von Herrn Dietrich MILDE.