04.11.2010

Kreta

Exkursion auf die Insel Kreta im Oktober 2010

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]Auf Kreta blühte während des 2. Jahrtausends vor Chr. eine der großen Kulturen der alten Welt. Es entstanden Zentren der verfeinerten mionischen Kultur der Palastzeit. Zu denen imposante Paläste von Knossos, Phaistos, Mallia und Zakros zählen.

Die Paläste waren gleichzeitig eine notwendige Voraussetzung und ein Ergebnis einer zentralisierten Wirtschaft und einer gesellschaftlichen Organisationsform, die anscheinend einen Priesterkönig an ihrer Spitze hatte, wie den legendären Minos, der uns aus der klassisch- griechischen Überlieferung bekannt ist.

In den ausgedehnten Lagerräumen der Paläste wurden nicht nur diejenigen Güter aufbewahrt, die für den Eigenbedarf der Palastbewohner bestimmt waren, sondern auch die, die für die Weiterverteilung bzw. den Handel vorgesehen waren. Diese stammten aus der „Steuer“, die 12 natürlich in Warenform entrichtet wurde, da das Geld noch unbekannt war. Die Paläste beherbergten gleichzeitig auch Werkstätten für alle bedeutenden Kunstgattungen.

Ein gemeinsames Merkmal der Paläste ist der rechteckige Zentralhof. Die Wände waren verputzt und in den wichtigsten Räumen mit Wandmalereien verziert. Häufig verwendete man viereckige, gemauerte Pfeiler und runde Holzsäulen, die sich charakeristischerweise nach unten verjüngen. Diese eigenartigen Säulen kennzeichnen geradezu die minoische Architektur. Sie waren aus umgedrehten Baumstämmen geschnitten. Die umgekehrte Aufstellung der Stämme sollte ein erneutes Austreiben verhindern.

Frau Soula Kambouraki betreute uns und zeigte uns die interessantesten Stellen. So begann der erste Tag unserer Exkursion in die kretisch minoische Kultur mit dem Besuch des Archäologischen Museums in Heraklion und dem Palast von Knossos, dem größten der vier bekannten Paläste auf Kreta, der 20.000 m² umfasst. Die Ausgrabungen begannen zwischen 1900-1905 unter dem englischen Archäologen Arthur Evans und dauern bis heute an.

Die wichtigsten Exponate im Archäologischen Museum in Heraklion, die man unbedingt gesehen haben muss, sind u.a. die Schlangengöttinnen, der Diskos von Phaistos (Festos) oder das Stiersprung-Fresko neben herrlichem Goldschmuck, beispielsweise aus der Nekropole des Palastes von Malia.

Östlich von Heraklion liegt Agios Nikolaos und in dessen weiteren Umgebung Kritsa. Hier hat uns Soula zu einer dreischiffigen byzantinischen Kapelle, die ganz mit Fresken aus dem 13./ 14. Jahrh. ausgemalt ist,geführt. Damals herrschten die Venezianer über Kreta und deshalb 36 finden sich viele italienische Einflüsse im Bilderschmuck.

Fährt man von Agios Nikolaos nach Norden, so kommt man zur Insel Spinalonga, einer ehemaligen Leprainsel und einem venezianischen Festungsbollwerk. Die verlassenen und verfallenen Häuser des Lepradorfes und die schriftlichen und fotografischen Darstellungen, dokumentieren die Bitterkeit des Ausgestoßenseins der damals noch unheilbar kranken Menschen.

Unsere Reise führte uns weiter in den östlichsten Teil der Insel, nach Kato Zakros und dem Ausgrabungsfeld des minoischen Palastes von Kato Zakros. 1901 begann der Engländer Hogarth hier zu graben. Ab 1962 grub Nikolaos Platon. Es wurden zahlreiche Funde gemacht, weil der Palast nie geplündert wurde. Die Exponate befinden sich im Museum in Heraklion. Auf dem Palastareal hat man über 3000 Jahre alte Reste von Oliven gefunden und einen Metallschmelzofen.

Vorbei an dem Palmenstrand von Vai, der längst kein Geheimtipp für Badegäste, die einen schönen Sandstrand suchen, mehr ist, fuhren wir zum Kloster Toplou um uns dort das Kloster und die im Museum befindlichen Ikonen anzusehen.

Auf verschlungenen Pfaden, keine Hindernisse scheuend, entdeckten wir die Reste von Fußbodenmosaiken zweier frühchristlichen Basiliken in Chersonissos, die nur noch in den Grundmauern zu sehen waren und zu denen wir, durch die Kenntnisse unseres erfahrenen Archäologen, Herrn Mario Becker, gelangten. Es ist schade, dass das Kulturgut, wie in einem Fall, so wenig vor „Andenkenjägern“, die nur ein kleines Steinchen … mitnehmen, geschützt wird. In Reiseführern der 1980er Jahre waren die Mosaiken noch deutlich besser erhalten.

Im westlichen Teil der Insel Kreta liegt Chania. Dort haben wir das Kloster Agia Triada mit seiner gut erhaltenen klassizistischen Fassade und der aufwendig geschnitzten Ikonostase besucht. Vom malerischen venezianischen Hafen bummelten wir durch kleine Gassen mit typisch kretischen Häusern zur Markthalle, in der sämtliche kretischen Erzeugnisse angeboten wurden und trafen uns wieder im Archäologischen Museum der Stadt einem gotischen Bau, der ehemals unter der türkischen Herrschaft eine Moschee war, später nach dem Anschluß an Griechenland in ein Kino umgewandelt wurde und zeitweise auch als Militariadepot diente.

Im jetzigen Museum blickt eine marmorne Hadriansbüste, zusammen mit anderen Marmorskulpturen auf Objekte aus dem Neolithikum bis hin zur Türkenzeit, wie z.B. mehrfarbig bemalte Tonsarkophage aus spätminoischer Zeit. Prachtvoll sind die gut restaurierten Fußbodenmosaiken.

Südlich von Heraklion, im schön gelegene Weinbauerndorf Archanes, das auf den Ruinen eines minoischen Palastes erbaut wurde, war eine Weinpresse, ein runder Trog mit Ausguß, in der die Trauben mit Füssen zerquetscht und der Saft in einem Bottich aufgefangen wurde, zu sehen. In Anemospilia wurde ca.1700 vor Chr. in einem Tempel ein Mensch zur Abwehr des Erdbebens geopfert, was in dem Archäologischen Museum dokumentiert ist.

Nikos Kazantzakis, wer kennt ihn nicht und seinen Roman „Alexis Sorbas“. Er ist auf Kreta geboren und fand hier auch seine letzte Ruhestätte. Melina Merkouri, die damalige Kultusministerin, weihte 1983 in Myrtia, 15 km von Heraklion entfernt, ein Museum für Nikos Kazantzakis ein und wir wurden auf eine faszinierende Reise durch Leben, Wort und Gedanken des Schriftstellers eingeladen.

Am Nachmittag bot uns ein Meister einer Töpferwerkstatt, der uns das Gestalten von großen Gefäßen vorführte, an, selbst etwas auf der Töpferscheibe zu versuchen.

Auf dem Weg von Heraklion nach Rethimnon liegt das Kloster Arkadi 500m über dem Meer.

Es ist eine imposante, im Festungsstil erbaute Anlage, in deren Zentrum sich die zweischiffige Klosterkirche befindet. Das Kloster Arkadi wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts von einem Mönch, namens Arkadios gegründet. Es wurde während des kretischen Aufstandes von 1866 gegen die Türken in der ganzen Welt bekannt und zum Symbol für Freiheit, Selbstaufopferung und Heldentum erhoben.

Bei Armeni besuchten wir das ca. 4ha große Feld der spätminoischen Nekropole, die noch nicht vollständig ausgegraben wurde.

Wir bummelten durch die kompakte orientalische Altstadt von Rethimnon, mit den schmalen Gässchen und dem Venezianischen Hafen. Rethimnon gilt als geistiges und wissenschaftliches Zentrum mit seiner 1970 gegründeten Universität.

Nach recht umfangreicher Besichtigung des Ausgrabungsfeldes des Palastes von Phaistos (Festos) und der Ruinen von Gortys (der römischen Haupstadt Kretas) hatten wir noch Zeit im Meer am Strand von Matala zu baden und somit die Eindrücke der beiden historischen Stätte zu verarbeiten.

Die minoische Palastkultur, zu der u.a. auch der Palast von Phaistos gehört, die während der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends vor Chr. auf Kreta erblühte, zählt zu den großen Kulturen der alten Welt. Hier wurde der berühmte „Diskos“ gefunden, der sich jetzt im Museum in Heraklion befindet.

Auf dem archäologischen Gelände in Gortyn, südlich von Heraklion, erkennt man die byzantinische Kirche „Agios Titus“ und die Glyptothek mit gut erhaltenen römischen Marmorstatuen. Hier wurden vor 120 Jahren die „Großen Inschriften“ entdeckt. Sie enthalten den Rechtskodex von Gortyn und sind somit der älteste schriftliche Gesetzestext Europas. Fachleute datieren die Inschriften auf 480/ 450 vor Chr. Das Recht von Gortyn ist noch heute beispielhaft weil es von einem Geist der Freiheit durchzogen und fortschrittlich ist.

Südöstlich von Heraklion, auf der Lassithi-Hochebene stehen weiß bespannte Windräder, die der Feldbewässerung dienen. In der Bergwelt des Dikti-Massivs, in einer Tropfstein-Höhle, wurde der Sage nach, Zeus geboren. Wir haben bei der Begehung der Höhle nach Beweisen gesucht und … suchen sie weiter.

Am letzten Tag unserer Exkursion besuchten wir das Ausgrabungsfeld des Palastes von Malia. Er zählt zu den drittgrößten minoischen Palästen. Französische Archäologen haben hier den recht gut erhaltenen Palast mit einer Wohnstadt ausgegraben. Daneben auch einen Magazintrakt mit Getreidesilos und großen Vorratskrügen aus Ton (Pithoi). In dem sogenannten Thronraum des Palastes wurden eine Reihe von wertvollen Funden gemacht. U.a. ein Zepter mit Pantherkopf, der sich jetzt im Archäologischen Museum in Heraklion befindet.

Zusammenfassend ist zu bemerken, dass sich der Besuch des Ausgrabungsfeldes des Palastes von Malia am meisten gelohnt hat, weil hier sehr viel Bausubstanz zusammenhängend erkennbar ist und die Zuordnung der Grundmauern leichter fällt.

An unserem Abreisetag von der Insel Kreta konnten wir noch einmal so herrlich eintauchen in den warmen Fluten des Mittelmeeres und uns auf die nächsten Reisen in Mittelmeergebiete freuen, ganz besonders auf die Reise nach Zypern, der Insel der Aphrodite im Oktober 2011.