Türkei - Mai 2013
Planmäßig landeten unsere Flugzeuge in Istanbul und weiter in Trabzon. Unsere Studienreise unter Führung des Archäologen und Althistorikers, Herrn Mario Becker und Herrn Ismail Sana konnte beginnen.
TRABZON, eine moderne Hafenstadt, liegt am Schwarzen Meer. Wir besichtigten die Hagia Sophia, ein byzantinisches Gotteshaus und in der Einsamkeit einer wildromantischen Gebirgswelt, in 1.300 m Höhe, das Kloster Sümela, was wie ein Adlerhorst in der Felswand klebt mit teilweise gut erhaltenen Felsmalereien.
Unser nächstes Ziel war ERZURUM. Archäologische Funde beweisen, dass die Gegend bereits seit der Bronzezeit besiedelt war und wahrscheinlich sich aus einer Karawanenstation der früheren Seidenstraße entwickelt hat.
Durch weite begrünte Ebenen, in denen Viehherden weideten und von ihren Hirten getrieben wurden, sahen wir schneebedeckte Wipfel von Viertausendern und durch schmale Wolkenlücken kurzzeitig den Berg Ararat, gelangten wir nach ANI, an der Grenze zu Armenien. Weitläufige Anlagen, auf einem Plateau gelegen und mit einer mächtigen, teilweise gut erhaltenen Stadtmauer umgebenen Ruinenstätte besichtigten wir die Reste von Kirchen aus dem 9.-12.Jh. um nach DOGUBAYAZIT weiterzufahren.
Hier ließ sich ein kurdischer Fürst den Ishak Pasa Palast in einer wunderschönen Landschaft im 18. Jh. errichten. Die teilweise restaurierten Räume der Bibliothek, der Moschee, des Hamam, und der Küche konnten wir besichtigen.
Weiter gind Fahrt zu einem der höchstgelegenen Binnenseen der Welt, zum VAN-See. (1.650 m hoch). Nach einer kurzen Bootsfahrt erreichten wir die Klosterkirche Achtamar, die Kirche des Heiligen Kreuzes mit ihren einzigartigen Steinreliefs an der Fassade, in denen u.a. Tierdarstellungen zu erkennen sind von Lebewesen, die als längst ausgestorben gelten.
Den Funden der berühmten Königsstadt der Urartäer TUSPA galt unsere nächste Aufmerksamkeit. Wir erkletterten den Burgberg, unter Assistenz starker Helfer. Der beschwerliche Aufstieg lohnte sich durch eine unbeschreiblich schöne Aussicht ins Tal.
Über MARDIN gelangten wir zum frühneolithischen Bergheiligtum Göbekli Tepe (d.h. der gebauchte Berg), das unter der Leitung des Archäologen Klaus Schmidt seit 1995 ausgegraben wird und als die älteste derzeit bekannte Tempelanlage der Welt gilt. Schätzungen zufolge stammen die Funde aus den Jahren 11.500 v. Chr. Wie Klaus Schmidt in seinem Buch „Sie bauten die ersten Tempel“ schreibt, „handelt es sich bei den Befunden um eine annähernd kreisförmige Anlage, die in ihrer Konzeption durchaus an das megalithische Stonehenge in England zu erinnern vermag“.
Auf den Innenseiten von ca. 10 freistehenden Pfeilern befinden sich Flachbilder von zum Teil lebensgroßen Tierdarstellungen wie Fuchs, Wildschwein und drei Hunden. Die Frage, ob es sich bei der Kreisanlage um ein überdachtes Gebäude handelt, konnte Klaus Schmidt noch nicht abschließend beantworten. Die Funde vom Göbekli Tepe und der bekannte „Mann von Urfa“ der ältesten bisher bekannten Steinplastik aus dem 9./ 8. Jahrtausend v. Chr., haben wir uns im Museum in URFA angesehen.
In der Umgebung von HARRAN konnten wir die antiken Berichte des Diodor (14,28,5) über die halb in die Erde gebauten Häuser bestätigen. Die Grube wird mit Balken, Ästen und Reisig abgedeckt, darauf Erde verteilt und schließlich mit Rasenstücken versiegelt. Auf dem Dach spielen Kinder und nachts schläft man dort. In den Lehmbauten ist es angenehm kühl.
Sehr beeindruckt waren wir von den Ausmaßen des Atatürk Staudamms in der Umgebung von SANLIURFA. Durch den Bau dieses Staudamms können über 800.000 ha Land bewässert werden was zum Vorteil einer ehemals armen Region zwischen Urfa und Harran gereicht.
Kaiser Septimius Severus (194-211) ließ über den Fluss Chabinas in der Nähe von Kahta die Cendere Brücke errichten an deren Aufgängen je zwei Säulen mit lateinischen Inschriften standen:
Eine Säule für seine syrische Ehefrau Julia Domna, eine für sich selbst und für seine beiden Söhne Geta und Caracalla. Die Säule für Geta wurde angeblich auf Anweisung von Caracalla entfernt, denn nichts sollte an den Bruder erinnern um sich nach dem Tod des Vaters die Alleinherrschaft zu sichern.
Der kommagenische König Antiochos I (69-34 v. Chr.) ließ sich einen kegelförmigen Grabhügel in über 2.000 m Höhe, den NEMRUT DAG, errichten. Riesige Steinköpfe bewachen die Gedenkstätte, welche heute auf der UNESCO-Liste steht und der Höhepunkt unserer Exkursion ist. In der bis jetzt ungeöffneten Grabkammer werden prächtige Grabbeigaben vermutet. Vom Anblick der Götter- und Königsköpfe waren wir sehr beeindruckt.
Ein weiteres highlight auf dem Gebiet römischer Mosaikkunst war unser Besuch im neuen großzügig gestalteten Museum in GAZIANTEP, in dem überwiegend Mosaiken der antiken Stadt Zeugma, vor ihrer Überflutung durch den Bau eines Staudamms, präsentiert werden.
Das sog. „Zigeunermädchen“. Teil eines großen Dionysos-Mosaiks.
Vor unserem Heimflug hatten wir noch Gelegenheit in ADANA in einem kleinen Museum verschiedene Exponate aus Funden der Umgebung insbesondere aus der jetzt überfluteten römischen Stadt Zeugma, zu betrachten.