06.05.2014

Kampanien März 2014

Reisebericht

Unseren archäologischer Rundgang, zusammen mit Mario Becker, Archäologe und Althistoriker, starteten wir an der Stelle, an der der Vulkan Vesuv 79 n. Chr. durch einen gewaltigen Ausbruch die Golfregion um Neapel, insbesondere Pompeji  und Herculaneum mit weißen und grauen Lapilli aus Bimsstein und einer Schicht aus Erde und Schlamm, die teilweise bis zu 20 Metern dick ist, begrub. Der Ausbruch des Vesuvs traf die Bevölkerung unvorbereitet und konservierte das damalige Alltagsleben. Es haben sich sogar verderbliche Materialien wie Holz und Nahrungsmittel teilweise erhalten. Dadurch können wir uns heute ein genaues Bild des Lebens vor 2000 Jahren machen. Wir haben einen ausführlichen Bericht vom Vulkanausbruch wie auch vom Tod des älteren Plinius durch seinen Neffen, Plinius Secundus d.J., der in einem Brief (epistulae 6,16) dem Historiker Tacitus die damaligen Geschehnisse erläutert.

Unseren Rundgang eröffneten wir über den Archäologischen Park von Pompeji in südwestlicher Richtung auf der Via Marina, die später dem decumanus Via dell´Abbondanza folgt. Hier befinden sich die Basilica, das Forum mit den Resten des Macellum (Markt) im Viertel „Regio VII“ und ein große Therme. Wir überqueren die Via della Fortuna und befinden uns linkerhand in der „Casa del Fauno“, einer Prachtvilla mit einem Impluvium auf dem sich eine bronzene Figur mit der Darstellung eines tanzenden Fauns befindet. Daher hat die Villa von den Archäologen ihren Namen bekommen.

An der Kreuzung Via della Fortuna und Via Stabiana liegt eine weitere Therme, die „Terme Centrali“. Wir folgen der Via Stabiana in südwestlicher Richtung bis zur Vicolo del Menandro und gelangen so zur Villa „Casa dell Menandro“, des griechischen Komödiendichters Menander, einer der größten Villen Pompejis. Hier haben Archäologen in einer Holzkiste wohlverpacktes wertvolles Silbergeschirr gefunden, das dort verwahrt wurde, weil die Villa renoviert werden sollte. Doch der Vesuvausbruch war schneller.

Bei unserem Rundgang durch Pompeji fanden wir auch einige Thermopolia, einem Tresen, mit großen versenkten Dolien, aus denen gekochtes Essen geschöpft und verkauft werden konnte, einem Vorläufer unserer Fast-Food-Ketten. Im Viertel Regio II, noch innerhalb der Stadtmauer, in östlicher Richtung, befindet sich das komplett erhaltene Amphitheater, das 20.000 Zuschauern, den Bewohnern der Stadt und Besuchern aus dem Umland, Platz bot. Wir verabschiedeten uns von Pompeji in der „Villa dei Misteri“ mit umfangreichen Fresken, vom nordwestlichsten Ort des bisher freigelegten Gebietes.

In Boscoreale, einem Städtchen am Fuß des Vesuv, besuchten wir das Museum „Antiquarium Nationale di Boscoreale“ und konnten dort neben wertvollen Funden aus Pompeji und Umgebung herrliche Fresken bestaunen.

Bei strahlendem Sonnenschein ließen wir die drei mächtigen gut erhaltenen dorischen Tempel zu Ehren Hera, Athena und Poseidon im Archäologischen Park von Paestum auf uns wirken.

Im Museum steht das Symbol der Ewigkeit im Mittelpunkt, die Reise zwischen musikalischem Gastmahl, Spielen, dem Mysterium des Übergangs vom Leben zum Tod, das in der Grabplatte des „Tauchers“ (470 v. Chr.) dargestellt wird. Paestum war zwischen dem 4. bis 1. Jahrhundert v. Chr. von einer 4750 m langen, bis zu 7 m starken Stadtmauer umgeben, die wir teilweise noch sehen konnten.

Eine Fähre brachte uns zur Insel Capri. Nach einem einstündigen Aufstieg erreichten wir die „Villa Jovis“, die sich Kaiser Tiberius (42 v. – 37 n. Chr.) bauen ließ, einer gut erhaltenen antiken Anlage mit großen Zisternen und Tonnengewölben, mehreren untereinander verbundener Kammern und einer Thermenanlage, die in schwindelerregender Höhe über dem Meer erbaut wurde.

Zwischen Neapel und Pompeji, am Fuße des Vesuvs, liegt Herculaneum, ein weiterer Ort, der vom Ausbruch des Vulkans verschüttet wurde. Anders als in Pompeji, traf ein pyroklastischer Strom mit einer Temperatur von 400°C und einer Geschwindigkeit zwischen 100 und 300 km/h die Stadt. Beim Abkühlen verfestigte sich das herausgeschleuderte zähe Material zu Tuffstein und konservierte alles. Die Fresken in den Villen wohlhabender Besitzer waren somit luftdicht abgeschlossen und zeigen bei ihrer Freilegung teilweise einen guten Erhaltungszustand. Im Haus Nr. 7,

Insula V, Cardo IV, bestaunten wir ein Nymphäum mit prächtigen farbigen Mosaikdekorationen „Neptun und Amphitrite“. In anderen Häusern ist teilweise die Einrichtung in einwandfreiem Zustand erhalten.

Ungefähr 5 km in nördlicher Richtung von Pompeji entfernt, liegt Oplontis, die Villa der Poppea Sabina (30-65 n. Chr.), der Ehefrau von Kaiser Nero. Hier fanden wir ebenfalls prächtige Fresken, meist im 2. und 3. Stil vor und ein Schwimmbad mit einer beachtlichen Länge, dessen Außenbecken noch nicht vollkommen erschlossen ist.

Nördlich von Neapel, am Fluss Volturno, nahe der Autobahn A 1, liegt CAPUA, die seit 338 v. Chr. eine römische Kolonie war. 312 v. Chr. wurde Capua durch den Bau der Via Appia direkt mit Rom verbunden, was zeigt, welche Bedeutung Rom seiner Expansion im Süden Italien zumaß. Doch die Beziehungen blieben weiter unterkühlt. In späteren Jahren, 74 v. Chr., ging von Capua der Aufstand des Spartakus aus, der das Imperium Romanum in eine seiner größten inneren Krisen stürzte. Hier war ein bekanntes Zentrum der Gladiatorenkunst. Die mächtige Ruine des Amphitheaters zeugt noch heute von der Bedeutung der Gladiatorenspiele. Der uns beeindruckende massive Ziegelbau kommt in seiner Größe dem Kolosseum in Rom nahe.

Die schönsten und wertvollsten Exponate haben wir uns im Archäologischen Nationalmuseum in Neapel angesehen. Hier sind nur einige zu nennen: Das Mosaik von Alexander dem Gr., ein Paar Läufer aus Bronze, möglicherweise die Sieger der großen Panhellenischen Spiele (Ende des 4. Jh. v. Chr.); die kolossale Skulpturengruppe aus Marmor „Der Farnesische Stier“ aus dem späten 2. Jh. v. Chr.; den Farnesischen Hercules, eine Marmorarbeit des Athener Bildhauers Glykon; die Statuengruppe der beiden Tyrannenmörder Harmodios und Aristogeiton, nach einem griechischen Bronzeoriginal des Antenor aus dem Jahr 501 v. Chr. und die „Athena Promachos“ eine Marmorstatue aus der Villa dei Papiri in Herculaneum.

Abschließend ist zu bemerken, dass wir beeindruckt waren von dem Ausmaß des verschütteten Gebietes und auch davon, was Archäologen mit ihren Teams im Laufe von Jahrhunderten wieder ans Licht befördert haben. So konnten wir sehen, was uns in Büchern oder Vorlesungen vermittelt wurde.