03.07.2014

Rhodos und Kos - Juni 2014

Wir landeten nach unserem Flug von Frankfurt am Main auf RHODOS, der größten Insel im Dodekanes und der viertgrößten Griechenlands, bei strahlendem Sonnenschein, der dem Gott Helios zu verdanken ist. Zusammen mit Mario Becker, Archäologe und Althistoriker und Herrn Andreas begannen wir unseren Rundgang durch die geschichtsträchtige mittelalterlich geprägte Altstadt von Rhodos-Stadt bei dem „Großmeisterpalast“. Hier herrschte zwischen dem 14. und 16. Jh. der Johanniterorden als Vorposten des christlichen Abendlandes im Kampf gegen die Osmanen. Der Palast, der als trutziges Wahrzeichen über der Stadt thront, wird von einer 4.180 m langen und zum größten Teil im Original erhaltenen Mauer umgeben.

Davor befindet sich ein breiter und tiefer Wallgraben. Im ehemaligen Ordenshospital der Ritter, einem Bau aus dem 15. Jh., ist das Archäologische Museum untergebracht. Es beherbergt neben Grab- und Weihesteinen eine kleine Marmorstatue, die „Kauernde Aphrodite“ (ca. 100 v. Chr.) und den berühmten hellenistischen Helios-Kopf  (2. Jh.v.Chr.).

Durch eine Explosion,  verursacht durch Blitzschlag 1856, wurde der Großmeisterpalast stark beschädigt und während der italienischen Besetzung Rhodos (1912-1943)  rekonstruiert. Die Ausstattung der Innenräume entspricht nicht dem ursprünglichen Zustand.  Von der benachbarten Insel Kos wurden u.a. zahlreiche Kieselmosaikfußböden im Palast verlegt. In einem anderen Saal staunten wir über eine Kopie der wohlbekannten „Laokoon-Gruppe“ aus dem 1. Jh. n. Chr. deren Bildhauer drei Künstler von Rhodos  waren. (Das Original befindet sich im Vatikanischen Museum in Rom). 

Wenige Schritte entfernt vom Archäologischen Museum trafen wir auf die „Ritterstraße“, einer spätmittelalterlichen Wohnstraße, die vollständig erhalten geblieben ist und in der sich die Herbergen der jeweiligen Großmeister, geschmückt mit deren Wappen,  befanden.

Von Rhodos-Stadt fuhren wir an der Ostküste der Insel entlang,  vorbei an der sehr eleganten Therme Kallithea zum antiken LINDOS  mit der berühmten Akropolis und dem Tempel der Athena Lindia. Das kleine Theater am Fuß der Akropolis aus dem 4. Jh. v. Chr. bot ca. 2.000 Zuschauern Platz. Nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir den „Monte Smith“ , die rhodische Akropolis , die Überreste des Apollontempels  mit seinen dreieinhalb dorischen Säulen und das von Italienern fast vollständig ausgegrabene Stadion mit seiner 201 m langen Laufbahn aus dem 2. Jh. v. Chr. Von hier stammt auch der Spruch:

Hic Rhodus, hic salta!“

            Der Spruch stellt die Aufforderung dar, nicht mit Leistungen zu prahlen, die
            angeblich irgendwann und irgendwo erbracht wurden, sondern sie gefälligst
            unter Beweis zu stellen. Der griechische Fabeldichter Äsop erzählt in
            „Der Prahler“ nämlich von einem Fünfkämpfer, der seine Zuhörer ständig
            mit seinen Weitsprungleistungen in Rhodos nervt, bis ihn schließlich jemand
            auffordert: „Autou gar Rhodos, kai pedema“ (lat. Hic Rhodus, hic salta).

An der Westküste der Insel besuchten wir Filerimos, die von den Einheimischen „Trianta“ genannt wird und von italienischen Archäologen vor dem Zweiten Weltkrieg teilweise wieder aufgebaut wurde. Dagegen 50 km von Filerimos entfernt, ebenfalls an der Westküste gelegen, wurde KAMIROS  nach den Erdbeben 226 v. Chr. und später noch einmal 142 n. Chr. nie wieder aufgebaut. Das Beben war so stark, dass hier niemand mehr leben wollte.  Der Ort wurde verlassen. Die Ruinen des „rhodischen Pompeji“ aus hellenistischer Zeit wurden von dem Archäologen Salzmann und seinem Team zwischen 1919 und 1930 nur zum Teil ausgegraben. In seiner Blütezeit hatte die Stadt große Ausmaße: Sie umfasste Heiligtümer, Statuen, Wohnhäuser, einen Apollotempel, eine Agora, ein Odeon, ein öffentliches Bad und ein Brunnenhaus, die zum Teil in den Grundmauern erkennbar sind. An mehreren Stellen fanden wir Tonröhren, was von einer antiken Wasserversorgung und deren Kanalisationssystem zeugt. Wir fuhren weiter zur byzantinischen Kirche von St. Nikolaos Funtukli mit ihren mittelalterlichen Fresken. Auf der Heimfahrt zu unserem Hotel, hatten wir an diesem Tag Gelegenheit einheimische Erzeugnisse wie Honig mit Walnüssen und eine Art Calvados zu kosten.

Am vorletzten Tag unserer Exkursion brachte uns ein Schiff hinüber zur kleinen Insel KOS, auf der der berühmte Arzt, Philosoph und Menschenfreund  Hippokrates (460 – 370 v. Chr.)

die Fundamente der medizinischen Wissenschaft der antiken Welt legte. Er formte einen Verhaltungskodex für Ärzte, den „hippokratischen Eid“. Dieser Geist strahlte über der heiligen Stätte des Asklepieions von Kos, der „Wiege der griechischen Medizin“, die wir uns angesehen haben. Das Heiligtum liegt ca. 100 m über dem Meer und wurde in drei Terrassen erbaut. Funde zeigen, dass die eigentliche Blüte des Asklepieions in hellenistischer Zeit anzusetzen ist. Es handelt sich hierbei, unter dem Einfluss der hippokratischen Schule, um eine organisierte Heilstätte, deren Bauzeit zwischen dem 4. – 2. Jh. v. Chr. lag. „Medizin und Religion, Ärzte und Priester wirkten nebeneinander und gleichzeitig für das gleiche Ziel: Die Heilung und Tröstung der kranken Menschen. Neben den Ärzten gab es noch Physiotherapeuten,  Hydrotherapeuten,  Heilgymnasten und Oberpriester. Die Kranken durchliefen mehrere Tage bestimmte Vorbereitungen bis ihnen der Priester gestattete, sich in den Ruheraum zu begeben, in dem sie sich hinlegten. Nach der Einnahme eines vermutlich berauschenden Getränkes erblickte der Kranke im Schlaf den Gott, der ihm die Diagnose und die Therapie mitteilte. Nach dem Erwachen berichtete der beeindruckte Kranke dem Priester von dem Wunder des Asklepios und verließ die Stätte als geheilt. Als Zeichen des Dankes hinterließ er entweder einen Geldbetrag oder ein Weihegeschenk.“

Ausgegraben wurde diese Ruinenstätte ab 1902 von dem deutschen Archäologen Herzog. Sie umfasst ein bedeutendes Gebiet mit Tempeln, Kultstätten, Hallen mit mehreren Kammern, Säulen in dorischer oder korinthischer Ordnung.

Beeindruckt von der damaligen Heilstätte und den gewaltigen Ausmaßen der  alten „Hippokrates-Platane“, fuhren wir in unser Hotel nach Rhodos-Stadt zurück um uns am nächsten Tag von der Sonneninsel des Helios zu verabschieden.