Trier 2014
Pünktlich um 9 Uhr fuhren wir, zusammen mit Mario Becker, Archäologe und Althistoriker, nach Trier, der Stadt, die durch die Römerbauten wie die PORTA NIGRA, die RÖMERBÜCKE, die KAISER- und BARBARA THERMEN, THERMEN AM VIEHMARKT und die BASILIKA bekannt ist. Das Rheinische Landesmuseum Trier hat uns mit seiner Sonderausstellung „Ein Traum von Rom“ neugierig gemacht.
Als Folge Caesars gallischem Krieg, der wohl 56 und 54 v. Chr. mit einem römischen Heer die aufrührerischen Treverer unterwarf, wurde oberhalb der Trierer Talweite auf dem Petrisberg eine römische Militärstation gebaut. Die spätere Stadt wurde wahrscheinlich von Kaiser Augustus 18/ 17 v. Chr. gegründet und erhielt seinen Namen: „Augusta Treverorum“. Vermutet wird ein Zusammenhang mit den Straßenbaumaßnahmen des Agrippa, die meist seiner ersten Statthalterschaft in Gallien 39/ 38 v. Chr. zugerechnet werden. Ferner bauten die Römer eine Pfahlrost-Brücke über die Mosel deren im Moselbett gefundenen Hölzer dendrochronologisch in die Jahre 18 und 17 vor Chr. datiert wurden, worauf die Stadt 1984 das 2000-jährige Jubiläum ihrer Gründung als älteste Stadt des römischen Deutschland feierte. Im Museum konnten wir einige hölzerne Pfähle mit spitzen, eisernen Schuhen sehen. Aus der Epoche von Kaiser Augustus stammen Tausende von Steinskulpturen und Inschriften, die Zeugnis vom Alltagsleben, der Religion oder dem Grabkult geben. Im 4. Jahrhundert war Trier als Kaiserresidenz ein Mittelpunkt der römischen Welt. Augusta Treverorum war Münzstätte. Von ihrer überragenden Bedeutung in der Antike zeugen unter anderem über 200 Mosaike oder mehr als 1000 frühchristliche Marmorinschriften, überwiegend aus dem Trierer Raum, die uns vom Landesmuseum in ihrer Sonderausstellung „Ein Traum von Rom“ besonders präsentiert wurden. Mit einer ganz seltenen Kostbarkeit, einem Diatretglas aus der erste Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr., hat uns das Museum überrascht. Dieses Exemplar ist fast völlig intakt. Es ist 18 cm hoch und der glockenförmige Becher wird von einem zarten Glasnetzwerk umhüllt, der einst aus dem dicken Glasrohling herausgeschliffen wurde. Als kaiserliche Geschenke wurden solche Diatretgläser bei besonderen Anlässen hohen Würdenträgern überreicht. Aus Trier und Umgebung sind sechs Diatretgläser bekannt. Der uns präsentierte Becher stammt aus einem Sarkophag von Niederemmel.
Noch eine Besonderheit Triers, die in ihren großen Keramikwerkstätten Gefäße herstellten, die weit im damaligen Römischen Reich verhandelt wurden, ist die „Spruchbecherkeramik“, eine Gefäßgattung mit einem schwarzen, metallisch glänzenden Überzug mit Trinksprüchen in weißer Farbe bemalt. Diese Trinkgefäße wurden speziell für den Weinverzehr hergestellt, denn die Römer wussten den Genuss des Moselweins zu schätzen, der im 3. Jahrhundert n. Chr. erste Blüten trug.
Triers Wahrzeichen, die PORTA NIGRA, kann als eines der bekanntesten antiken Baudenkmäler nördlich der Alpen gelten. Das Tor stand mit der über 6 km langen Stadtmauer (160 -200 n. Chr.) von Augusta Treverorum im Verband. Die mächtigen Quader des Torbaus stammen aus Steinbrüchen in der Umgebung von Trier, aus Lothringer Kalkstein und sind ohne Mörtel, nur mit Eisenklammern, miteinander verbunden. Der ehemals weiße Sandstein hat sich durch Kleinorganismen an der Oberfläche dunkel verfärbt, deshalb hieß dieses Nordtor seit dem Mittelalter „Schwarzes Tor“ oder „Porta Nigra“. Im 11. Jahrhundert hat sich dort der Eremit Simeon niedergelassen, der bald nach seinem Tod als Heiliger verehrt wurde. Zu seinem Gedenken ließ Bischof Poppo das alte Stadttor zu einer Kirche umbauen, was den Bau jahrhundertelang vor dem Verfall bewahrte. Französische Revolutionstruppen besetzten 1794 Trier. Bald durften keine Gottesdienste mehr in der Kirche gehalten werden. Durch die Säkularisierung gelangte die Kirche und das benachbarte Simeonstift in Staatsbesitz. 1804 veranlasste der französische Kaiser Napoleon I. bei einem Besuch Triers die Freilegung des antiken Baus und die Porta Nigra erhielt nahezu ihr ehemaliges Aussehen zurück.
Augusta Treverorum wurde nach den Ideen des griechischen Städteplaners „Hippodamos“ in rechtwinkligen Straßen-Gittern angelegt. Die so entstandenden Insulae hatten eine Breite zwischen 70 und 100 m und eine Länge von meist 100 m. Innerhalb dieser rechteckigen Raster wurden die Wohngebäude errichtet. Einige insulae zusammengefasst ergaben den Grundriss für den Bau der Thermen wie die Barbara-Thermen, die eine Fläche von vier römischen Insulae umschließt. Ein kleinerer Thermenbau, der Badepalast der Kaiserthermen, umfasst lediglich nur zwei Insulae, dessen imposante Reste sich heute immer noch bis zu einer Höhe von 20 m erheben und uns beeindrucken. Forschungen haben ergeben, dass die Kaisertherme niemals als Therme benutzt worden ist.
Bei Ausschachtungsarbeiten in der Feldstraße in Trier, nahe an der Mosel, wurde 1993 ein außergewöhnlich großer Münzschatz entdeckt. Er enthielt 2570 aurei mit einem Gesamtgewicht von über 18 kg. Der damalige Besitzer hat ihn vergraben wobei die spätesten Münzen aus der Regierungszeit des Septimius Severus (193 – 211 n. Chr.) stammen und uns im Rheinischen Landesmuseum Trier präsentiert wurden.
Wir besuchten, etwas außerhalb von Trier gelegen, Tawern, das römische Tabernae, einer der ältesten Römerorte Deutschlands. Hier auf dem Metzenberg wurde 1986/ 87 unter der Leitung des Rhein. Landesmuseums Trier ein römischer Tempelbezirk ausgegraben und danach teilweise rekonstruiert. Der Tempel war dem Hauptgott Merkur geweiht. Hier konnte der Reisende sich für die gut verlaufende Reise bedanken, opfern, für sein weiteres Vorhaben und um eine gesunde Rückkehr bitten. Handwerker reparierten, was unterwegs Schaden gelitten hatte und Reit- und Zugtiere konnten ebenfalls ausgetauscht werden. Unsere „Zugtiere“ in Form eines modernen Reisebusses brachte uns wohlbehalten am nächsten Tag wieder nach Frankfurt am Main, wofür wir uns bedankt haben.