Rumänien
Wir landeten, nach einem guten Flug, zusammen mit Mario Becker, Archäologe und Althistoriker, pünktlich in BUKAREST, der Hauptstadt von Rumänien mit knapp 2 Mio. Einwohnern. Mit einem Folkloreabend und Gerichten einheimischer Küche wurden wir begrüßt. Eine Stadtrundfahrt vermittelte uns den Eindruck, dass neben neoklassizistischen Fassaden, deren Putz bröckelt, sozialistischen Plattenbauten und Wohnburgen aus den 1930er-Jahren jetzt auch die alte Bausubstanz liebevoll gepflegt wird. Der 1989 gestürzte Diktator Ceausescu ließ zwischen 1984 und 1989 das zweitgrößte Gebäude der Welt, nach dem Pentagon in Washington, bauen, mit einer bebauten Fläche von 66.000 m² , 11 Stockwerken, 1000 Räumen, 600 Büroräumen und bis zu 40 Sälen. Die geschätzten Unterhaltskosten dieses gigantischen Bauwerks betragen einige Millionen Euro pro Jahr. Heute sind hier das Abgeordnetenhaus und zahlreiche Institutionen untergebracht. Im bukarester Nationalmuseum für Geschichte fanden wir gut nachgearbeitete Reliefs der kopierten Trajanssäule aus Rom mit Darstellungen des Krieges zwischen dem römischen Kaiser Trajan und dem Daker-König Decebal. Ferner Grab- und Gedenksteine, Skulpturenfragmente und wertvolle Gold- und Silberschmiedearbeiten . Darunter auch der 1837 aufgefundene Schatz von Pietroasa: Zwölf Gegenstände mit einem Gesamtgewicht von 19 kg. Zwei komplette Halsreifen, der Ring von Pietroasa, eine Schale, eine Kanne, eine große Platte und noch vier Fibeln.
Von Bukarest aus fuhren wir in nordwestlicher Richtung auf der A 1 über Pitesti und weiter nördlich auf der Bundesstraße Nr. 7 über Ramnicu Valcea nach SIBIU (Hermannstadt). Auf dem Weg dorthin besuchten wir das Kloster Cozia aus dem 14. Jh. Es wurde mit starken Befestigungsmauern gebaut und diente der Sicherung des Karpatenübergangs.
Wir verließen Sibiu nach einer Stadtführung in nordwestlicher Richtung auf der A1 über Sebes, Simeria, dann südlich auf der Bundesstraße 66 und kamen nach SARMIZEGETUSA . Die Gegend, durch die wir fuhren, wird ausschließlich landwirtschaftlich und durch Schafzucht genutzt. Sarmizegetusa war die Hauptstadt der römischen Provinz Dakien und wurde 110 von Kaiser Trajan als Colonia Ulpia Traiana Augusta Dacica Sarmizegetusa gegründet. Einst erstreckte sich die Stadt mit ihrem Forum, der Stoa, dem Thermenbau, den Tempeln und dem Amphitheater auf einem Gebiet von ca. 32 ha. Wir betrachteten uns das Ausgrabungsfeld und das was Steinräuber übrig gelassen hatten. Im benachbarten kleinen Museum sind die Funde u.a. auch Weihesteine, ausgestellt.
In nordöstlicher Richtung über Simeria und Sebes gelangten wir nach ALBA IULIA, dem ehemals römischen Apulum und Stationierungsort der Legio XIII Gemina. Im Nationalmuseum fanden wir archäologische, historische und ethnografische Sammlungen vor. Unser nächstes Ziel war CLUJ-NAPOCA(Klausenburg). Hier besichtigten wir die St. Michaels-Kirche aus dem 15. Jh. In südöstlicher Richtung liegt SIGHISOARA. Die Stadt wurde im 12. Jh. gegründet und ist vor allem als angeblicher Geburtsort des sagenumwobenen „Dracula“ bekannt. Die gut erhaltene Altstadt besteht aus Unter- und Oberstadt. Die Oberstadt mit ihren Türmen und Türmchen ist seit 1999 UNESCO Weltkulturerbe. Hier steht auch der Stundturm, eine Turmuhr, mit ihren geschnitzten Figuren, die in bestimmten Zeitabschnitten hervortreten und wieder verschwinden. Wir sind die hölzernen Stufen im Turm hinaufgestiegen und haben uns dabei historische Gegenstände aus der Region und längst vergangener Zeiten angesehen. Für die Rumänen ist Graf Dracula eigentlich Vlad Tepes. In BRAN, auf der Törzburg, soll er öfter genächtigt haben. Von dieser Burg aus dem 14. Jh. hatten wir eine herrliche Aussicht auf die bewaldete Umgebung. Auf der Bundesstraße Nr. 13 in südöstlicher Richtung erreichten wir BRASOV (Kronstadt). In diesem landschaftlich schönen Gebiet wird überwiegend Hopfen angebaut. Ganz in der Nähe von Brasov, in nordöstlicher Richtung, haben die Zisterzienser in TARTLAU im 14. Jh. die größte Kirchenburg Siebenbürgens gebaut. Es ist eine vollständig erhaltene Festungsanlage umgeben von einem 12 bis 15 Meter hohen Mauerring. An der Innenseite der Burgmauer sind mehr als 270 Kammern in mehreren Reihen angeordnet. Bei Gefahr konnten die Bewohnen ihr Hab und Gut hier unterbringen und sogar wohnen. Es gab einen Schulraum, eine Bäckerei und einen Brunnen. Im oberen Bereich der heute noch begehbaren Ringmauer verläuft ein 2 m breiter, überdachter Wehrgang. Die Kirchenburg gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Unsere Fahrt zum Donau-Delta führte uns von Brasov über Ploiesti, Urziceni, Slobozia, Hirsova nach Tulcea, dem Anlegeplatz der Ausflugsschiffe. Eins davon brachte uns in ein einmaliges Naturparadies, in dem wir Graureiher, Kraniche, Pelikane, Schwäne und andere Vogelarten sehen konnten. Rumänien erklärte 1999 das gesamte Delta zum Reservat. Über die Hälfte des Gebietes gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe. In manchen Reiseberichten findet man die überhöhte Beschreibung: „ Bevor die Donau nach über 2800 km sich ins Schwarze Meer ergießt, setzt sie sich mit dem Donaudelta selbst ein Denkmal“.
Wir verließen das Donau-Delta und Tulcea in südlicher Richtung um in ISTRIA, dem griechischen Histria einen Rundgang durch die antiken Ruinen zu machen. Seit 1914 fanden in Histria wiederholt archäologische Ausgrabungen statt. Dabei wurde byzantinische und römische Bebauung freigelegt. Griechische Schichten, die bis ins 7. Jh. v. Chr. zurückgehen, wurden festgestellt. Anschließend fuhren wir nach CONSTANTA, (zu römischer Zeit Tomi), dem Verbannungsort des Publius Ovidius Naso , des Verfassers zahlreicher Liebeselegien. Ovid hat in seinen „Epistulae ex Ponto“ das trübselige Leben in der Verbannung am Schwarzen Meer dem Kaiser Augustus berichtet und um Erleichterung seines Loses gebeten, was jedoch nicht gewährt wurde. Ovid verstarb in Tomi.
Auf dem Ovid-Platz in der Altstadt steht eine Skulptur, die den römischen Dichter Ovid in Denkerpose darstellt. In Übersetzung seiner Grabinschrift ist zu lesen: „Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter, Spieler zärtlicher Liebesgeschichten, bin an meinem Talent zugrunde gegangen. Aber für dich, der du vorbeigehst, wenn du je geliebt hast, soll es dir nicht schwerfallen, zu sagen: Mögen die Gebeine des Naso weich ruhen!“ Im benachbarten Archäologischen Museum wurden wir mit einer Kostbarkeit überrascht: Aus einem Marmorblock gearbeitete menschenköpfige Glykon-Schlange aus dem 3. Jh. n. Chr., die auf den Neos-Asklepios-Kult zurückgeht. Sie wurde erst 1962 zusammen mit weiteren Statuetten, u.a. der Göttin Fortuna mit Pontos, Gott des Schwarzen Meeres, entdeckt.
Von Constanta aus in westlicher Richtung auf der Bundesstraße 3 erreichten wir ADAMCLISI. Hier war das römische Siegesdenkmal, das Tropaeum Traiani, das dem Kriegsgott Mars Ultor geweiht und 108/ 109 n. Chr. erbaut wurde, von Interesse. Es steht im Zusammenhang mit den Dakerkriegen 102-106 des Kaisers Trajan. Der zylindrische Unterbau des Denkmals hat einen Durchmesser von ca. 40 m und die Höhe des gesamten Baus beträgt ebenfalls 40 m. Auf der Spitze steht die Tropaeumsskulptur mit einer Gesamthöhe von 4,75m . Die Skulptur trägt die Bekleidung und Bewaffnung eines römischen Soldaten. Sein Brustpanzer war reich verziert mit Akanthusranken, einem Reiter im Galopp, einem Adler mit ausgebreiteten Schwingen und einem Schwert mit Scheide.
Zu Füßen des Tropaeums waren drei Gefangene dargestellt: zwei liegende Frauen und ein stehender Mann mit auf den Rücken gefesselten Händen.
Nach einem gemeinsamen Abschiedsabend in einem Restaurant der Altstadt von Bukarest, bereiteten wir uns auf unseren Heimflug nach Frankfurt am Main vor.