25.12.2014

Römisches Köln

CCAA diese Abbreviatur wie sie die Römer auch bei anderen Gelegenheiten gern benutzt haben – steht für COLONIA CLAUDIA ARA AGRIPPINENSIS - der „Kolonie der Agrippina“.

Agrippina wurde hier im Jahr 15 n. Chr. geboren und daher gab ihr dritter Gemahl, Kaiser Claudius, während seiner Regierungszeit, der Stadt im Jahre 50 n. Chr. den Namen seiner schönen, aber skrupellosen Frau, die später zu seiner Mörderin wurde, um ihrem Sohn Nero, den sie mit in die Ehe gebracht hatte, den Kaiserthron zu sichern. Dank dieser Agrippina wurde das frühere „Oppidum Ubiorum“ in den Rang einer Kolonie erhoben. Colonia war bald der wichtigste Handelsplatz der Römer am Rhein. Der frühe Name der Stadt hat sich in mehreren Schritten über die mittelalterlichen Varianten Coloyne und Coleyne und die jüngeren Lesarten Cullen und Collen schließlich zu Köln entwickelt.

Wir besuchten das Römisch Germanische Museum. Es zeigt das archäologische Erbe der Stadt und ihres Umlands von der Altsteinzeit bis ins frühe Mittelalter. Zu den Sammlungsbeständen des Museums zählen reiche Funde an Grab- und Weihesteinen, prächtige Goldschmiedearbeiten aus der Zeit der Völkerwanderung, aus der römischen und frühmittelalterlichen Epoche der Stadt und ihrer Region. Das Museum, direkt neben dem Kölner Dom 1974 erbaut, wurde auf den Grundmauern einer römischen Stadtvilla mit dem bekannten DIONYSOS-Mosaik (um 220 n. Chr.) errichtet. Aufgefunden wurde dieses ca. 70 m² große Fußbodenmosaik aus rund 1,5 Millionen kleiner Natursteinchen bei Ausschachtungsarbeiten 1941, als an dieser Stelle der Luftschutzkeller des Dombunkers gebaut werden sollte. Es ist eines der bedeutendsten provinzialrömischen Bildwerke und enthält in seinem Mittelmotiv die Darstellung des Dionysos, des Gottes des Weines, Sohn des Zeus, in trunkenem Zustand, auf einen jungen Satyr gestützt, der einen Thyrsosstab in der Hand hält. In 27 mehrfarbigen Medaillons ist das Gefolge des Weingottes, musizierende und tanzende Mänaden, Vögel und Früchte dargestellt.

Das Römisch-Germanische Museum besitzt eine sehr große Sammlung römischer Glasgefäße. Es sind Gläser unterschiedlicher Herstellungstechniken und Verzierungsarten: Sandkern- und Goldbandgläser, in Formen geblasene Figurengefäße, Gläser mit kunstvoll aufgelegten Glasfäden oder eingeschliffenen Bildszenen. Kölner Glaswerkstätten des 3. Jh. n. Chr. entwickelten darin Meisterschaften. Doch das Prunkstück dieser Sammlung ist das einzigartige Netz-DIATRET-GLAS, ein aufwändig hergestelltes Prunkglas der Spätantike. Es entstammt einer Grabbeigabe aus dem Gräberbezirk des römischen Gutshofes von Köln-Braunsfeld. Das Glas besteht aus dem glockenförmigen Becher und dem umhüllenden Korb, der von der Kelchwand freischwebend gearbeitet ist und mittels vieler Stege mit ihr verbunden ist. Der kristallklare Kelch ist ganz von dem farbigen durchbrochenen Korb umhüllt. Achtzehn rote griechische Buchstaben, die übersetzt „trinke, lebe schön, immerdar“ bedeuten, sind an ihrem oberen und unteren Enden auf breiten rechteckigen Stegen aus kristallklarer Glasmasse befestigt. Otto Doppelfeld hat in der Schriftenreihe der Archäologischen Gesellschaft Köln, Heft 5, zu dem Diatretglas aus dem Gräberbezirk des römischen Gutshofes von Köln-Braunsfeld ausgeführt: „Mehr als hundert Jahre lang, seitdem zum ersten Male ein Archäologe ein Diatretglas zu Gesicht bekam, hat niemand daran gezweifelt, dass dieser – es war Winckelmann selbst – das Richtige getroffen hatte, wenn er von dem unserem neuen Fund sehr ähnlichen Trivulzio-Becher schrieb. „Zuverlässig sind weder die Buchstaben noch das Netzwerk auf irgendeine Weise angelötet, sondern das ganze ist mit dem Rad aus einer Masse Glas auf die Weise gearbeitet, wie es bei den Cameen geschieht. Die Spur des Rades gewahrt man deutlich“.

Ein fast 15 Meter hohes Monument, das Pfeilergrabmal des LUCIUS POBLICIUS aus dem 1. Jh. n. Chr. steht im Eingangsbereich des Museums. Es wurde um 50 n. Chr. aus Kalksteinblöcken aus der Gegend um Metz errichtet. Das Grabmonument entsprach der Baukunst des 3. – 2. Jh. v. Chr. und ist in anderen römischen Provinzen zu finden. Die lateinische Inschrift erklärt, dass das Monument bestimmt ist für Lucius Poblicius, Sohn des Lucius, aus dem Bürgerbezirk Teretina, Veteran der 5. Legion Alauda, nach seinem Testament errichtet und für seine Tochter Paulla und für die noch lebenden Modestus und Lucius P.- Dieser Grabbau wird nicht (mit dem übrigen Vermögen) vererbt.

Nach der Entlassung aus dem Militär nach 20-25 Dienstjahren, hatte sich Poblicius in Köln niedergelassen. Bei seiner Verabschiedung hatte er als Altersversorgung eine Abfindung von 12000 Sesterzen erhalten, von denen er sich z.B. einen Laden oder einen kleinen Gutshof kaufte.

Als 1953 bei den Erdarbeiten zum Bau eines Neuen Rathauses der Stadt Köln Mauern, Fundamente und Gebäudereste freigelegt wurden, erkannten die Grabungstechniker, dass das Gelände, von dem schon durch frühere Forschungen bekannt war, einen bevorzugten Platz über der Rheinfront der römischen Kolonie einnahm, wurde eine archäologisch interessante Stelle der Kölner Altstadt aufgeschlossen. Durch Größe und Weitläufigkeit der freigelegten Ruinen war klar, dass es sich um ein Gebäude amtlichen Charakters handele. Ferner dass die Front des Bauwerks parallel zum Hafen stand. Man hatte die starken Mauern des Praetoriums aus dem Beginn des 4. Jahrhunderts, einem ausladenden Bauwerk mit 90 Metern Rheinfront, gefunden. Der Palast bekundete schon äußerlich den Willen zu Prunk und Luxus, hinter dem das spätrömische Reich seinen sinkenden Stern verbarg.

Wir sind – um Rudolf Pörtner zu zitieren – „Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit“ gefahren um uns die ausgegrabenen Fundamente anzusehen. Anzunehmen ist, dass die langen Flure, die zahlreichen Gemächer und der Hofraum mehr der Repräsentation als der Verwaltung dienten.

Die Römer hatten auch eine gut funktionierende Abwasserentsorgung in der Stadt Köln. Die unterirdischen gemauerten und gesäuberten Kanäle haben wir begangen und staunten über die Stabilität der Gewölbe bis in unsere Zeit.

Nach einigen besinnlichen Momenten im Kölner Dom, dessen hochgotische Architektur immer wieder fasziniert, fuhren wir nach Frankfurt am Main zurück.