13.04.2015

Andalusien 2015

Reisebericht der Exkursion nach Andalusien 23.2. – 4.3.2015

Unser erstes Ziel, nach einer sicheren Landung in Jerez de la Frontera, war GRANADA. Sie ist die Hauptstadt der Provinz Granada in Andalusien und liegt ca. 700 m über dem Meeresspiegel. Unter dem Namen Iliberra wurde Granada als eine von Phöniziern und Iberern bewohnte Siedlung erstmals um 500 v. Chr. erwähnt. Später eroberten die Römer die iberische Halbinsel und nannten die Siedlung Illiberis. Nach dem Zerfall des römischen Kaiserreiches kam das Gebiet unter verschiedene Herrschaftsbereiche, bis es 711 n. Chr. in die Hände der Mauren fiel. Sie nannten sie in Gharnatha um und bauten auf dem Alhambrahügel ihre Burg.

Granada wurde nach dem Untergang des Kalifats von Cordoba unabhängig. 250 Jahre erlebte die Stadt eine wirtschaftliche Blüte durch die Seidenproduktion bis die Katholischen Könige sie einnahmen. Seit 1492 ist Granada Sitz eines Erzbistums. Mit Beginn des 16. Jh. wurde die Universität in Granada gegründet und stellt neben dem Tourismus seit dem 20. Jh. die Haupteinnahmequelle dar.

Durch das weitgehend friedliche Zusammentreffen verschiedener Kulturen und die Toleranz unter den Anhängern mehrerer Religionen im maurischen Mittelalter, gilt Granada bis in die heutige Zeit als Beispiel für die Möglichkeiten einer multikulturellen Gesellschaft.

Die Stadt ist berühmt für ihre Alhambra, ein „Traum aus Tausendundeiner Nacht“. Wir waren beeindruckt von der prächtigen Palastanlage, die als schönstes Monument der Kunstgeschichte der Welt gilt. Insbesondere die wundervollen Stuckdecken und der Löwenbrunnen.

Auf dem Weg nach CORDOBA besuchten wir zusammen  mit Mario Becker zwei Dolmengräber bei Antequera. Es sind Gräber, die Menschen ca. 2500 v. Chr. aus über 1000 Tonnen schweren Felsblöcken zusammengestellt haben und sie anschließend mit Erdreich überdeckten. Uns stellte sich die Frage, wie diese schweren Monolithe zu einer großen Kammer in der damaligen Zeit aufgerichtet wurden.

Cordoba gehört zu den bedeutendsten Städten Andalusiens.  Die Römer waren es, unter welchen der damalige Ort Bekanntheit erlangte. Seneca und Lucano wurden hier geboren. Wirtschaftliche und kulturelle Blüte erfuhr die Stadt bis ins 3. Jh. n. Chr. Erst ab 756, unter den Mauren, hatte Cordoba wieder eine Glanzzeit. Die Stadt ist berühmt für seine Sehenswürdigkeit, die Mezquita-Catedrale. 785 begann der Emir Ab dar-Rahman I. mit dem Bau einer Moschee, die mehrfach erweitert wurde und heute mit einer Ausdehnung von über 20.000 m² zu der drittgrößten der Welt zählt. 1236 wurde Cordoba von Ferdinand III von Kastilien zurückerobert, der die Moschee als Kathedrale eingeweiht hat. Die Moschee war so groß, dass man in ihrer Mitte ab 1523 in einer über 200jährigen Bauzeit ein gewaltiges Kirchenschiff im Stil der Renaissance einbauen konnte.

Westlich von der Mezquita-Catedrale, am Guadalquivir, liegt der Alcazar, eine bis ins 15. Jh. gewesene königliche Residenz mit eindrucksvollen Gartenanlagen. Über den Guadalquivir führt eine 220 m lange Brücke, die auf den römischen Fundamenten, nach dem Sieg Caesars über Pompeius bei Munda 45 v. Chr., erbaut wurde.

SEVILLA ist die Hauptstadt Andalusiens und die viertgrößte Spaniens. Unter Julius Caesar wurde sie zur bedeutenden Hafenstadt „Colonia Julia Romula“. Nach den Vandalen und Westgoten kamen die Mauren, die den Stadtnamen in ihrer Sprache umbenannten. 712, ein Jahr nach der entscheidenden Niederlage der Westgoten, machten die Mauren sie zur Hauptstadt einer Provinz und gaben ihr letztendlich einen Namen, aus dem „Sevilla“ abgeleitet wurde. Die Stadtmauern wurden verstärkt und die Wehrstrukturen mit der Errichtung des Turmes „Torre del Oro“ im Jahr 1220 ergänzt. Im Jahr 1186 wurde das wohl eindrucksvollste Minarett Spaniens errichtet: La Giralda. Sein Fundament besteht aus römischen Quadersteinen, sein zentraler Körper aus Ziegelsteinen mit prachtvollen Dekorationen. Ferdinand III Sevilla ordnete 1558 an, die Giralda als Glockenturm der Kathedrale umzubauen auf dieselbe Art und Weise, wie es schon vorher in Cordoba durchgeführt wurde. Sie ist das bedeutendste Wahrzeichen der Stadt. Die Kathedrale wurde in den Jahren 1401 bis 1506 erbaut, als Ersatz der bis dahin durch ein Erdbeben stark beschädigten Moschee-Kathedrale. Hier befindet sich auch das Grabdenkmal des Christoph Kolumbus.

Während einer Stadtrundfahrt hielten wir an dem „Plaza de Espana“, einem 1929 zur Ibero-Amerikanischen Ausstellung großzügig angelegten Platz. Von den Bauten der damaligen Ausstellung sind noch einige gut erhalten und werden genutzt u.a. als Museum für Archäologie, das wir besuchten. Hier wurden uns Funde aus Italica, der Geburtsstätte zweier römischer Kaiser, Trajan und Hadrian, gezeigt. 206 v. Chr. ließ Publius Cornelius Scipio Africanus Italica als Lager für verwundete römische Soldaten während des Zweiten Punischen Krieges gegen die Karthager und zum Militärposten ausbauen. In der Folgezeit entwickelte sich Italica, das westlich von Sevilla liegt, zu einem wichtigen Zentrum der Romanisierung der Iberischen Halbinsel. Spätestens seit Gaius Iulius Caesar hatte Italica den Status eines Municipiums. Ein Amphitheater für ca. 25.000 Zuschauer, das drittgrößte nach Rom und Capua, Teile von  Mosaikfußböden der Oberschicht (die schönsten davon sind im Archäologischen Museum in Sevilla ausgestellt) und teilweise freigelegte öffentliche Thermen konnten wir sehen.

Ungefähr 150 km nördlich von Sevilla liegt MERIDA. Wahrscheinlich im Auftrag von Kaiser Augustus wurde „Augusta Emerita“ als Kolonie für die Veteranen  (emerita lat. „verdient“, „ausgedient“) der römischen Legionen V Alaude und X Gemina gegründet. Das Theater für ca. 6000 Zuschauer zwischen 16-15 v. Chr. eingeweiht, dessen Bühnengebäude, das als Kulisse diente und das Amphitheater für ca. 15.000 Zuschauer von 8 v. Chr., der Dianatempel, die Steinbogenbrücke von Alcantara sind besterhaltene archäologische Schätze Spaniens, weshalb sie von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Merida galt lange Zeit als das Rom Spaniens. Zu römischer Zeit erhielt die Stadt ihr Wasser vom 10 km entfernten Proserpina Stausee über einen mächtigen Aquädukt, von dem noch 37 Pfeiler erhalten sind und heute vielen Störchenfamilien als Nistplätze dienen. 

Im architektonisch großartig errichteten neuen Nationalmuseum für römische Kunst, das in römischer Ziegelbauweise erstellt wurde, fanden wir Münzsammlungen, mit in Augusta Emerita geschlagenen Münzen, Glassammlungen, Skulpturen, Grab- und Weihesteinen und Architekturelementen.

Nördlich von Merida liegt CACERES und ist für ihre Brücke von Alcantara , einer römischen Steinbogenbrücke von 194 m Länge von 105 n. Chr., bekannt. Sie gilt als das bedeutendste erhalten gebliebene römische Brückenbauwerk. Auf der Mitte der Brücke steht ein dem Kaiser Trajan gewidmeter Ehrenbogen und am linken Ufer sahen wir einen kleinen römischen Tempel, den der Erbauer der Brücke als seine Grablege errichten ließ. Caceres wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe 1986 erklärt.

Auf unserer Busfahrt von CACERES nach LISSABON , über landwirtschaftlich genutzte Gebiete, sahen wir immer wieder nistende Storchenpaare.

Nach einer Stadtrundfahrt durch Lissabon trafen wir uns im Archäologischen Museum. Das Hieronymus-Kloster, ein 300 m langer Gebäudekomplex, in dessen Mitte das Museum untergebracht ist, wurde im manuelinischen Baustil errichtet und gehört seit 1983 zum Weltkulturerbe. Der Kreuzgang des Klosters verfügt über einen großflächigen Raum mit zwei Reihen paarweiser Doppelfenster. 

Die reichhaltige Sammlung archäologischer Funde umfasst u.a. Schiffsladungen mit Geschirr, Goldschmuck wie Ketten, Ohrringen und Torques. Wenige Gehminuten vom Kloster entfernt, an der Tejomündung, steht eines der bekanntesten Wahrzeichen Lissabons der Torre de Belem. Als Leuchtturm auf einem Felsen in der Mündung des Tejo gelegen, begrüßte er die ankommenden Entdecker und Handelsschiffe. Auch dieser Leuchtturm zählt seit 1983 zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Zum Abschluss unserer Exkursion fuhren wir von Lissabon in südlicher Richtung nach Faro, unserem Abflughafen, durch Landschaften mit Olivenbäumen, Korkeichen und weidenden Rindern und Schafen zu den Ruinen der römischen Villa von Milreu. Es sind Beispiele einer iberischen Villa rustica in Portugal und seit 1932 Nationaldenkmal. Forschungen haben ergeben, dass diese Villa bis zum 3. Jh. genutzt wurde. Nach römischem Baumuster bestand eine Villa aus Wohnteil, Wirtschaftsteil und Vorratsräume. Es sind Unterkünfte für das Gesinde und eine Weinkelterei identifiziert worden. Ferner eine große Ölmühle mit fünf Presstennen und drei Kellerräume zur Bevorratung von Öl.

Das Peristyl umschloss einen Garten mit Wasserbecken. An der Schmalseite gruppierten sich rund um ein kleines Atrium  die Privatgemächer mit einzelnen beheizten Räumen. An der gegenüberliegenden Seite diente ein großer, rechteckiger Raum mit Apsis als Triclinium. Daneben befand sich eine große Therme. Im 4. Jh. wurde der östliche Teil des Peristylhofes mit maritimen Mosaiken ausgestattet und ein noch bis zum Gewölbeansatz erhaltenes Kultgebäude errichtet.

Bemerkenswert ist, dass zu jener Zeit, in der sehr viele christliche Kirchen auf der iberischen Halbinsel entstanden, mit der Villa von Milreu ein heidnisches Heiligtum von einem Großgrundbesitzer errichtet wurde.

Abschließend betrachtet: Es ist erstaunlich, wie viele römische gut erhaltene archäologische Funde in Südspanien und Portugal ergraben sind.