14.06.2015

Griechenland 2015

Klassisches Griechenland

Ein freudiges „kalispéra“  schallte uns auf dem Flughafen in Athen entgegen, als wir von Frau Katerina Pektasoglou, die uns die gesamte Aufenthaltszeit, zusammen mit Herrn Mario Becker, begleiten sollte, herzlich begrüßt wurden. Schon einmal, im Jahr 2012, hat uns Katerina unter dem Thema „Meisterwerke antiker Hochkultur “ geführt.

Jener Bericht nimmt Bezug auf bereits 2012 Geschriebenes und stellt den Ablauf dieser Exkursion und neue Besichtigungsorte vor:

Auf unserem Weg zur Akropolis fuhren wir am ehemaligen Zeus-Tempel mit seinen 104 Säulen im korinthischen Stil vorbei, den Kaiser Hadrian fertig bauen ließ. Er galt als philhellenos. Ihm zu Ehren wurde das Hadrians-Tor errichtet.

Wir besuchten die Akropolis, durchschritten die Propylaen (437-432) und standen auf dem Hochplateau. Vor uns der Parthenon, ein dorischer Peripteros mit 8 Säulen an der Schmalseite und 17 an der Längsseite aus Pentelischem Marmor von den Architekten Iktinos und Kallikrates (447-438).  Ein prächtiger Bau, der der Athena geweiht ist und dem Höhepunkt der Harmonie entspricht. Das gesamte architektonische Konzept des Parthenon ist auf die Cella mit dem von Beginn an mitgeplanten Prunkbild der Athena hin ausgerichtet. Um die Cella herum wand sich ein gut 160 m langer, 1 m hoher Fries in Flachrelief. Die Restaurierungsarbeiten, die nach einem Erdbeben 1981 nötig wurden, schreiten gut voran. Ebenso der Austausch der rostigen Metallklammern, die den Marmor zerstören.  Die 6 gebälktragenden Karyatiden des Erechtheion wurden gegen Nachbildungen ausgetauscht und die Originale, vom Umweltschmutz befreit, ins Akropolis Museum zur „Erholung“ geschickt. Der ionische Nike-Tempel (ca. 420 v. Chr.) und das Erechtheion,  die Propylaen und der Parthenon zeugen von der Vollendung der athenischen Klassik. Das Akropolis-Museum, ein Entwurf des schweizer Stararchitekten Bernard Tschumi, dessen obere Etage dem Grundriss des Parthenon Tempels nachempfunden ist, beherbergt neben einigen Koren und prächtigen Grabbeigaben auch Kopien vom Tempelfries des Parthenon. Die Originale sind im British Museum in London.

Der Hephaistos-Tempel  gilt als der besterhaltene Tempel Griechenlands (460-415 v. Chr.) Ein dorischer  Tempel aus der Schule der Phidias  mit 6 Säulen an der Frontseite und 13 an der Längsseite, dessen Architekt unbekannt ist. Ferner besuchten wir die Stoa des Attalos, die wiederaufgebaute Versammlungshalle mit ihrem Museum, die Hadrians-Bibliothek  und die Kerameikos Nekropole.

Der Name Korinth ist zwangsläufig mit dem Kanal von Korinth verbunden. Er bildet die Verbindung zum europäischen Festland und entstand zwischen 1881 und 1893. Bereits Kaiser Nero ließ 67 nach Chr. die ersten Bauarbeiten einleiten. Doch erst tausendachthundert  Jahre später mit modernem Gerät gelang der Durchbruch.

Nemea steht für antike panhellenischen Spiele, die seit 573 vor Chr. abgehalten wurden und durch das amerikanische Projekt des Professors Stephen Miller – übrigens sein Lebenswerk – wiederbelebt werden und seit 1996 alle 4 Jahre stattfinden.  Alle Teilnehmer liefen barfuß, in antike Tuniken gehüllt, betraten denselben Tunnel, den bereits die Athleten im 4. Jh. vor Chr. benutzt hatten und dieselben steinernen Startschwellen, einen dem Original nachgebauten Startmechanismus. Am Ende des Tages, mit Schwielen an den Füßen, ließen jeden spüren, mit einem besonderen Stück Geschichte in Berührung gekommen zu sein. Im Juni 2016 werden die nächsten antiken Spiele in Nemea durchgeführt.

Der mondäne Kurort und Kultstätte der Antike, Epidauros, in dem der Heilgott „Asklepios“ verehrt wurde, wartet mit seinem sehenswerten Theater auf, das 12.000 Zuschauern Platz bot. Es ist ein Entwurf von Polyklet dem Jüngeren, gilt als das besterhaltene Theater Griechenlands mit guter Akustik  und entspricht ebenfalls der Bau-Harmonie aus dem 3. Jh. vor Chr. Noch heute finden hier Aufführungen statt.  Katerina hat uns eine Hörprobe auf dem Boden des  Theaters zuerst in griechischer, dann in deutscher Sprache mit dem Zitat des Spartanerführers  Leonidas gegeben: „Wanderer kommst du nach Sparta, verkündige dort …“

Mykene, wohl bekannt durch seine im 14./ 13. Jh. v. Chr. entstandene Festung mit ihren wuchtigen Zyklopenmauern, dem Löwentor mit seinem tonnenschweren Deckstein und den Schachtgräbern. Ferner durch das Schatzhaus des Atreus, ein Kuppelgrab, das in Bienenkorbtechnik errichtet wurde. (13,5 m hoch und 14,6 m im Durchmesser). Hier hat Heinrich Schliemann eine Menge goldener Grabbeigaben ans Licht gefördert, die wir im Athener Nationalmuseum bestaunen konnten.

Nördlich von Kalamata liegt Messene mit ihrer 2300 Jahre alten gut erhaltenen Befestigungsanlage. Das von zwei quadratischen Türmen flankierte Arkadische Tor war um einen kreisförmigen Hof angelegt. Die gesamte Anlage gilt als das spektakulärste Zeugnis des griechischen Festungsbaus, die der thebanische Stratege Epameinondas 369 gründete, um die Expansionspläne der Spartaner zu durchkreuzen. Der Mauerring um die Stadt am Fuß des Ithomi (802 m) ist ca. 9 km lang. Die 2 m dicken und 6 m hohen Mauern, zwischen denen 9 m hohe, abwechselnd quadratische und halbrunde Türme vorspringen, stehen noch weitgehend aufrecht. Wir konnten auf dem Ausgrabungsfeld das Theater mit gut erhaltenen Sitzreihen, das Brunnenhaus, den Asklepios-Tempel und das Stadion betrachten. Die Ausgrabungen im Zeusheiligtum laufen noch.

Einsam gelegen, auf 1100 m Höhe, befindet sich ein riesiger Apollon-Tempel  in Bassaiin Arkadien (Peloponnes) unter einem Schutzzelt. Wir schauten darunter und sahen einen Ringhallentempel mit 6 x 15 Säulen  bei einer Länge von ca. 14 x 38 m im dorischen Stil. Der Bau dürfte 429 v. Chr. begonnen und ca. 400 v. Chr. vollendet worden sein. Laut Pausanias ist er das Werk des Architekten Iktinos. Die Cella ist in ionischer Säulenordnung ausgeführt.

Vermutlich vor dem Standbild des Apollon befand sich eine Säule mit korinthischem Kapitell mit Blattkelch. Die Präsenz aller drei Säulenordnungen in einem Bau ist ungewöhnlich und man nimmt an, dass er eine Art Schmelztiegel für die Erprobung neuer Lösungen gewesen sein könnte. Große Teile des ionischen Skulpturenfrieses befinden sich im British Museum in London.

Von Bassai über Olympiamit den Highlights im Museum wie dem bekannten Hermes von Praxiteles, die schöne Nike des Paionios, die Skulpturensammlung des Zeustempels der Ost- und Westgiebel und der Flachreliefs mit den Darstellungen der 12 Taten des Herakles ging es nachPatras und Delphi. Im Museum in Delphi stehen u.a. der bronzene Wagenlenker (478 v. Chr.), ferner Kleobis und Biton (ca. 580 v. Chr.).

Im Archäologischen National-Museum in Athen erfreuten wir uns über den Anblick bekannter Skulpturen wie den marmornen Spitzenstücken der Athena, die eine Schuhsohle in der Hand hält mit Eros und Pan aus dem Jahr 100 v. Chr. und die Athena Varvakeion mit einer kleinen Nike auf der Hand von Phidias. Ferner verschiedener Bronzeskulpturen, die uns bereits durch frühere Besuche bekannt waren und uns durch die exakte Modellierung der Figuren in Staunen versetzt. Goldexponate, die Schliemann 1876 bei seinen Ausgrabungen in den Schachtgräbern von Mykene ans Licht gefördert hat, sind hier im Museum präsentiert.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes im klassischen Griechenland fuhren wir an die Südspitze Attikas, zum Poseidon-Tempel (449 v. Chr.) auf dem Kap Sounion, einem der großartigsten Orte, an dem Perikles dieses Heiligtum errichten ließ. Von den 6x13 dorischen Säulen sind 15 wieder aufgestellt.

Im Herbst werden wir wieder nach Griechenland, in dem wir sehr freundlich aufgenommen wurden, fahren. Diesmal auf den Spuren Alexander des Großen, unter der Leitung von Herrn Mario Becker.