22.07.2015

Dresden / Chemnitz Exkursion 2015

Reisebericht über Chemnitz - Dresden – Halle – Gotha

Unser Reisebus startete in Bockenheim und brachte uns nach CHEMNITZ in ein Kaufhaus, ja, in ein nach neuesten Erkenntnissen museumspädagogischer Gestaltung umgebautes ehemaliges Kaufhaus, in das Staatliche Museum für Archäologie Chemnitz – kurz „smac“. Auf drei Etagen mit über 6.000 Exponaten wurde uns die Entwicklung Sachsens von der Zeit der ersten Jäger und Sammler vor rund 300.000 Jahren bis zur frühen Industrialisierung gezeigt; wie der Mensch über die Naturlandschaft, der bäuerlichen Landschaft, schließlich eine Kulturlandschaft formt. Die Zeit vom Mittelalter bis zur frühen Industrialisierung ist als beeindruckende Vitrinenwand mit Alltagsobjekten gestaltet.

In der Sonderausstellung „SALZ  BERG  WERK“ sahen wir Funde aus dem österreichischen Hallstatt, dem ältesten Salzbergwerk der Welt, die sich in den Stollen in 100 Metern Tiefe erstaunlich gut erhalten haben und uns einen Einblick in die Salzgewinnung vor über 2000 Jahren gewährten. Jahrtausende lang war Salz wichtiges Mittel zum Konservieren der Speisen. Es war aber auch ein Tauschmittel und wurde nachweislich über weite Strecken verhandelt. (Z.B.Bernstein der Ostsee und terra sigillata aus Italien). Kaiser Augustus baute die  VIA SALARIA (Salzstraße) von Reate, nördl. von Rom, nach Castrum Truentinum am Adriatischen Meer weiter aus.

Im Freistaat Sachsen liegt die Landeshauptstadt DRESDEN an der Elbe mit ihren prachtvollen überwiegend barocken Bauten, wie die Frauenkirche, das Taschenbergpalais, die Hofkirche und die Semperoper und viele andere.

Der Stadtname „Dresden“ wird abgeleitet von “drezdzane“ (Ort der Sumpfwaldleute). Im 6. Jh. siedelten sich zuwandernde Slawen in diesem hochwasserfreien Teil des Elbtals an. Aus dieser Zeit stammt die Ortsbezeichnung.

Friedrich August I, August der Starke genannt, war ein prachtliebender Barockmensch. Er sammelte Pretiosen aus Gold, Silber, Elfenbein, Bernstein, Porzellan Gemälde und Skulpturen, die im bekannten GRÜNEN GEWÖLBE, einem Untergeschoss des Residenzschlosses, aufbewahrt werden. Zu den berühmtesten Arbeiten zählen die Werke des Hofjuweliers Dinglinger. Den Reichtum verdankt Sachsen seinem Silberbergwerk in Freiberg.

DRESDEN IM BAROCK, eine Arbeit des Künstlers und Architekten Yadegar Asisi, in einem 360° Panorama im ehemaligen Gasometer untergebracht, haben wir uns auf eine Zeitreise begeben und waren fasziniert von der Art und Weise der Darstellung von der barocken Residenzstadt August des Starken, dem „Elbflorenz“.

Ein netter Stadtbilderklärer führte uns zu den bedeutensten Bauten Dresdens. Auf dem Weg zur Semper Oper, nach Entwürfen von Gottfried Semper (1871-78), kamen wir an der 100 m langen Außenseite des Stallhofgebäudes, 1588-1591 erbaut, dem sogenannten „Fürstenzug“ vorbei. Auf fast 24.000 Meißener Porzellanfliesen wird mit 35 Markgrafen, Herzögen, Kurfürsten und Königen 800 Jahre Geschichte des Hauses Wettin dargestellt. 1906 war das Werk vollendet und hat sogar die Bombardierung Dresdens im II. Weltkrieg überstanden. 

Wir gingen hinüber zum ZWINGER. Den martialischen Namen verdankt das barocke Gebäude ihrem Standort an der einstigen Stadtbefestigung. 1709-32 entstand hier im Auftrag August des Starken, nach Entwürfen des Architekten Pöppelmann und des Bildhauers Permoser, ein einzigartiges Kunstwerk. Den rechteckigen Hof mit der Gartenanlage betritt man durch das bekannte „Kronentor“ mit einer Zwiebelkuppel. Hier hat August der Starke für die Gesellschaft am Hofe Feste veranstalten lassen zur Erbauung und zur Machtkontrolle.

Der barocken Moritzburg, von Pöppelmann 1723-36, im Auftrag August des Starken gestaltet,  statteten wir einen Besuch ab. In dem Jagd- und Lustschloss sind in den weitgehend unveränderten Räumen barocke Möbel und Ledertapeten, sowie Jagdtrophäen zu sehen. Ein Highlight ist das „Moritzburger Federzimmer“ und die Wandteppiche, bestickt mit Millionen von Vogelfedern.

Es zählt zu einer weltweit einmaligen kunsthandwerklichen Kostbarkeit.

Auf dem Weg nach HALLE an der Saale, in Sachsen-Anhalt, kamen wir in NAUMBURG vorbei und sahen uns den spätromanisch-frühgotischen Dom, die  Stifterfiguren des Westchores, darunter die berühmte Uta von Naumburg und den Westlettner mit den Passionsreliefs an.

Im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle konnten wir es kaum erwarten, die originale „Himmelsscheibe von Nebra“ von allen Seiten und die dazugehörige astronomische Deutung der darauf befestigten goldenen Symbole zu sehen. Darüber hinaus beherbergt dieses Museum auch prähistorische Funde, wie die Familienbestattung von Eulau ca. 2.080 vor Chr. und eine ganze Wand mit „Beilregen“ frühbäuerlicher Geräte zur Holzbearbeitung.

Wenige Kilometer von Halle entfernt, in südlicher Richtung, liegt GOSECK, das „Sonnen Observatorium“, ein Kultplatz, der durch Überfliegen des Geländes von Luftbildarchäologen entdeckt wurde und zwischen 2002 bis 2004 ausgegraben, vermessen und dokumentiert wurde. Die Untersuchungen ergeben eine Ausrichtung der Anlage auf die Wintersonnenwende. Zwei ringförmige Palisaden, die durch 3 m hohe, in die Erde eingelassene Stämme gebildet werden, gewährten durch drei Tore einen engen Zugang zur Anlage. Die Kultgemeinde beobachtete den Untergang der Sonne im Südwesttor am Tag der längsten Nacht. Am Ende dieser Nacht erwarteten sie die Wiedergeburt des Lichtes im Südosttor … Wir waren erstaunt von dem Ausmaß dieser Kreisgrabenanlage, deren innerer Kreis einen Durchmesser von 75 m hat und für die Zeit vor fast 7000 Jahren für die Bauern eine gewaltige Anstrengung bedeutet haben muss. Die wissenschaftliche Rekonstruktion eines solchen Kultplatzes am Ort der Auffindung, ermöglicht heute einen kleinen Einblick in die Zeit der ersten Monumentalbauten Europas – lange vor der Errichtung von Stonehenge.

Bevor wir direkt nach Frankfurt am Main zurückfuhren, besuchten wir noch das SCHLOSS FRIEDENSTEIN in Gotha, eine der kunst- und kulturhistorisch bedeutendsten Schlossanlagen Thüringens aus dem 17. Jh., die uns vom Direktor dieser Anlage vorgestellt wurde. Bemerkenswert ist das „Ekhof-Theater“  von 1774, eines der ältesten bespielten Theater in Deutschland mit einer originalen barocken Bühnenmaschinerie.

Die stuckierten Decken, Einbauten mit verspiegelten Nischen, Säulen und kannelierten Pilastern haben uns auf die EOS-Reise nach St. Petersburg, die Eremitage, zusammen mit Herrn Mario Becker, Anfang August diesen Jahres, auf die wir uns schon freuen, eingestimmt.