20.01.2016

Iran Tour 2015

„Persien, das Land zwischen Innerasien und Arabien, Indien und Mesopotamien, hatte schon immer für das Abendland den Hauch von Exotik, monarchischem Glanz, kulturellem Reichtum und Schönheit. Seit der Antike zog es Reisende dorthin. Der erste war Herodot (um 490 vor Chr.), der als Historiker sämtliche Länder der den Griechen bekannten Welt bereiste und beschrieb.“

„Im 16. und 17. Jh. zogen sowohl die hoch spezialisierten Kenntnisse der Perser in Wissenschaft, Kunst und Handwerk als auch die wirtschaftliche Blüte und der Reichtum des Safawidenreiches europäische Kaufleute, Diplomaten und Wissenschaftler an. Ebenso fasziniert von der persischen Kultur waren auch Eroberer des Landes wie Alexander der Große.“ Heutige Europäer verbinden Persien mit der Märchenhaftigkeit aus „Tausendundeiner Nacht“ in die wir – nachdem alle Einreiseformalitäten erledigt waren – eintauchen wollten.

Nach einer Zwischenlandung in Istanbul kamen wir, zusammen mit Mario Becker, in SHIRAZ an. Unter Hinnahme der im Land geltenden islamischen Kleidervorschriften fuhren wir über gut ausgebaute Straßen, zwischen hohen in weiten Abständen voneinander wachsenden Steineichen oder Ölbäumen nach BISHAPUR. Wir passierten eine natürliche enge Stelle, die „Persische Pforte“, die auch das „Persische Tor“ genannt wird, an der Alexander der Großen ca. 330 vor Chr. mehrere Tage aufgehalten wurde. Am Wegesrand wuchsen Granatapfelbäume. Die Formation der Berge wechselte mit sanft gerundeten steinigen Hügeln in hellgelbem Sandstein ab. Zwischendrin sahen wir Ziegenherden. Am Ende der wilden Schlucht öffnete sich die Landschaft und gab den Blick frei für landwirtschaftlich genutzte Flächen. Wir erreichten nach einem kurzen Spaziergang verschiedene Felsreliefs aus sassanidischer Zeit. U.a. auch das Felsrelief Naqsh-e Rostam. Es zeigt König Shapur I. (241-272) zu Pferd über den römischen Kaiser Valerian und Philippus Arabs triumphierend und andere Darstellungen mit unterworfenen Römern und persischen Adeligen.

Am nächsten Tag fuhren wir nach PERSEPOLIS, einer 518 vor Chr. von König Darius I. gegründeten Repräsentationshauptstadt. Sie liegt über 1.600 Meter hoch und ist als UNESCO Weltkulturerbe registriert. Die Terrasse von Persepolis mit den Palastbauten erstreckt sich über eine Fläche von ca. 450 mal 300 Metern. Über eine doppelläufige Freitreppe, deren Brüstungen mit zikkuratartigen Zinnen versehen sind, schritten wir 111 Stufen, die jeweils 38 Zentimeter tief und 10 Zentimeter hoch waren, hinauf zur Plattform.

Hier steht die Apadana oder der Audienzpalast von Dareios und Xerxes, bzw. das was von ihm übrig geblieben ist. Der Bau der Apadana wurde von Dareios I. im 5. Jh. v. Chr. begonnen und unter Xerxes beendet.

Die Mauern der Treppe und ihre Geländer sind mit Ornamenten und Inschriften geschmückt. Es handelt sich durchweg um fein ausgeführte Reliefs mit Darstellungen exakt modellierter Delegationen Tribut zahlender und Geschenke darbringender Völker: Meder, Elamiten, Armenier, Parther, Babylonier, Lyder, Syrer, Kappadokier, Ägypter, Skythen, Ionier, Inder, Thraker, Libyer und Äthiopier. Von den 72 Säulen, die einst die Decke und die Terrassen der Apadana getragen haben, sind heute nur 14 übrig geblieben. Die thrakische Delegation auf der Osttreppe der Apadana bringt u.a. ein  27 cm hohes Gefäß mit Löwen und Hirschhörnern, die zu Henkeln gearbeitet sind, als Geschenk dar.

Das Original dieses vergoldeten Silber Pokals aus dem IV. Jh. vor Chr. wurde in Rogozen ausgegraben. Eine Kopie befindet sich im Museum in Vratsa (Bulgarien), wo wir ihn bei einer Exkursion mit Mario Becker gesehen haben.

An der Fassade des Südportikus des Privatpalastes des Dareios ist eine Inschrift des Xerxes in Stein gemeiselt, am Westportikus fanden wir eine Inschrift in altpersisch, die Übersetzung davon in elamischer und in babylonischer Sprache in der Xerxes Ahuramazda lobpreist und hinzufügt: „Es kündet Xerxes, der große König: Nach dem Willen Ahuramazdas hat diesen Palast Dareios, der König errichtet, der mein Vater ist. Mich soll Ahuramazda schützen zusammen mit den Göttern. Und was von mir geschaffen worden ist und was von meinem Vater, Dareios, dem König, geschaffen worden ist, auch das soll Ahuramazda schützen zusammen mit den Göttern“.

In der näheren Umgebung von Shiraz liegt der Eram-Garten, in dem sich auch das Hafis-Mausoleum des Dichters Hafis (verstorben 1389) befindet. 

Hafis besang die Liebe und den Wein als mystische Gottesgeschenke. Seine Dichtkunst wurde von Johann Wolfgang von Goethe zutiefst bewundert, der Hafis im „West-Östlichen Diwan“ ein literarisches Denkmal setzte. Der ehemalige Präsident Irans, Mohammed Khatami, weihte im Juli 2000, während eines Staatsbesuchs in Weimar ein Denkmal ein, das an die geistige Begegnung Goethes mit Hafis erinnert. Shiraz und Weimar sind Partnerstädte. Der Eram-Garten ist von Wasserläufen durchzogen und mit Zypressen, Pinien, Palmen und Orangenbäumen bewachsen, eine Stätte, die zum Träumen einlädt.

Auf dem Weg nach YAZD machten wir kurz Halt an einer prächtigen, viertausend Jahre alten Zypresse mit einem Durchmesser von über 11 Metern.

Wir besuchten die Palastreste der achämenidischen Stadt Pasargadae, auf einer Hochebene von 1900 m.  Kyros II. gründete hier die erste achämenidische Königsresidenz.  Seine Grabkammer, die wegen ihrer Zella mit Giebeldach einem nordischen Haus gleicht und auf einem Unterbau ruht, dessen sechs Stufen von unten nach oben abnehmen, sahen wir von weitem. Die Stadt Yazd und deren Umgebung liegt im zentralen Hochland mit überwiegend wüstenähnlichem Charakter. Sie gehört zu den Provinzen mit den geringsten Niederschlägen und den höchsten Temperaturen. Durch Pumpanlagen und unterirdischen Qanatleitungen, die überwiegend durch Quellen der Gebirge gespeist werden, ist die Wasserversorgung der Oasenorte gesichert. Das Panorama von Yazd bietet ein interessantes Bild mit vielen Windtürmen, die zur natürlichen Kühlung von Wohnräumen dienten und  eine Menge Kuppeln. Interessant war der „Amir-Chaqmaq-Platz“ mit der Jame-Moschee aus dem 14. Jh. Auf dem Basar fanden wir zahlreiche Juwelier- und Kunsthandwerksgeschäfte, die die Spezialitäten der Provinz, wie Brokatstoffe, Seide und Textilien verkauften. 

12 km südwestlich der Stadt Yazd liegen zwei große zoroastrische Bestattungstürme, die Türme des Schweigens. Sie sind nach einer Verordnung aus dem Jahr 1970 nicht mehr in Gebrauch. Früher wurden die Leichen der Zoroastrier auf den Türmen des Schweigens ausgesetzt damit die Geier die Knochen abnagen konnten. Später hat man die sauberen Knochen in kleinen Felshöhlen beigesetzt.

Die Stadt MEYBOD  liegt 55 km nördlich von Yazd entfernt und wartet mit einer mittelalterlichen Altstadt in Lehmziegelbauweise auf. Hier wurden ehemals Tauben in Taubentürmen wegen ihres Dungs gehalten. Interessant zu sehen war das Eishaus (Yakhachal-e Kheshti) aus vergangener Zeit, in dem man Nahrungsmittel auf in den hohen Bergen gesammeltem Schnee kühlen konnte.

Auf der A 170 fuhren wir weiter über die durch elegante Teppichmuster bekannte Stadt NAIN nach ISFAHAN. Isfahan liegt über 1500 Meter hoch und hat ein angenehmes Klima. Die ersten Siedlungen werden im 6. Jh. v. Chr. in der Zeit König Kyros I. vermutet. Wir besuchten den IMAM-PLATZ. Er wurde Anfang des 17. Jh. n. Chr. von Shah Abbas I. angelegt und gehört mit 510 mal 160 Meter zum schönsten, nach Pekings Tiananmen-Platz größten Platz und somit auch zum UNESCO Weltkulturerbe. Er wurde in safawidischer Zeit u.a. für Versammlungen und Polo-Spiele benützt. Der gesamte Platz ist von Arkadengängen umgeben, in denen sich Geschäfte und Werkstätten befinden.

Die IMAM-MOSCHEE  aus dem 17. Jh. steht am südlichen Rand dieses Platzes. Sie gilt als eines der Meisterwerke islamischer Baukunst. Das beeindruckende Hauptportal wird von zwei ca. 42 Meter hohen Minaretten flankiert. Wir stiegen 72 Stufen hinauf in den fünften Stock des Ali-Qapu-Palastes um von hier oben einen guten Überblick über den großen Imam-Platz zu bekommen. Hier befindet sich auch ein zentraler Saal, dessen Wände durch viele flaschen- und vasenförmigen Gipsnischen aufgelockert sind und dadurch über eine gute Akustik verfügt.

An der östlichen Längsseite des Imam-Platzes steht die Lotfullah-Moschee. Es war die Privatmoschee der safawidischen Königsfamilie und wurde im 17. Jh. erbaut. Der Eingangsbereich ist mit Stalaktiten ausgestattet, einer besonderen architektonischen Dekoration.

Der Chehel-Sotun-Palast aus dem 17. Jh. mit seinem großzügigen Park gehörte zur safawidischen Residenz und liegt nordwestlich des Imam-Platzes. Es war ein Privatpalast, in dessen Haupthalle Shah Abbas II. Botschafter und Würdenträger empfing. Die zwanzig tragenden Holzsäulen wurden aus zwei verschiedenen Stämmen, aus Gründen der dauerhaften Stabilität, errichtet. Die Wände der Innenräume waren mit Spiegeln verziert. Einige Stücke, so fand man bei Reparaturarbeiten, wurden in einer Manufaktur in Venedig hergestellt.

Die Jame-Moschee stammt aus seldschukischer Zeit. Sie wurde auf einem sassanidischen Feuertempel errichtet und zwischen dem 14. Jh. und 16. Jh. immer wieder umgebaut. Auffallend ist die phantasievolle Gestaltung der Ziegelsetzung des Deckengewölbes und der Verbauung von „Filgush“ (Elefantenöhrchen) als Dekorationselement. Aus den Texten wunderschöner Kacheln in blauer und weißer Farbe mit denen die Wände verkleidet sind, wurde uns übersetzt: „Allah ist groß, es gibt keinen Gott außer ihm und Mohammed ist sein Prophet“. Etwas außerhalb von Isfahan führt eine 150 Meter lange, architektonisch reizvolle Brücke über den Zayanderud aus dem 17. Jh. Ihre 23 Bögen des unteren Geschosses ruhen auf zum Fluss hin abgetreppten, steinernen Fundamenten, die mit Schleusentoren ausgestattet waren. Bei Bedarf konnte so das Flusswasser aufgestaut werden, um die zahlreichen Gärten zu bewässern. Der schmale Gehweg über die Khadju-Brücke im zweiten Geschoss, säumen zu beiden Seiten nach außen offene, untereinander verbundene Arkadengänge, deren Bögen mit geometrischem Fliesendekor verziert sind.

Wir fuhren nach KASHAN, um eine der ersten Gartenanlagen, die bereits in achämenidischer Zeit bestanden haben soll, zu betrachten. Die Anlage enthält Blumenbeete, Ziersträucher und Bäume. In ihrem Zentrum steht ein damals errichteter Pavillon, vor dem sich zwei Wasserbassins befinden, die durch Kanäle von einer nahen Quelle gespeist werden. Ein Ort der Ruhe, in dem man Erholung findet. Etwas außerhalb von Kashan steht der Wohnpalast einer qadjarischen Kaufmannsfamilie aus der zweiten Hälfte des 19. Jh. KHANEH  BORUDJERDIHA. Einen Teil des Hauses nutzt die Familie selbst, im anderen Teil ist die Antikenverwaltung untergebracht.

Der letzte Besichtigungsort auf dieser Exkursion war TEHERAN mit dem Golestan-Palast, das Kronjuwelenmuseum und der Milad-Turm. Der Golestan-Palast war Regierungssitz der qajarischen Könige. Der Baubeginn geht auf Shah Abbas I. (1588-1629) zurück. Die letzten Krönungen, die hier stattfanden, waren die von Reza Shah Pahlavi 1925 und von Mohammad Reza Shah 1967. Zur Anlage gehören Gärten mit Wasserläufen, Springbrunnen, Rosen und Platanen. Seit 2013 zählt der Golestan-Palast zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Kronjuwelenmuseum enthält eine der bedeutendsten Juwelensammlungen der Welt. Es handelt sich um die ehemaligen Kronjuwelen der persischen Könige, die durch Parlamentsbeschluss von 1937 unter den Schutz der iranischen Zentralbank gestellt wurde und auch zur Deckung des Banknotenumlaufs gedacht war. Ihr eigentlicher Wert ist nicht abschätzbar. Nur ein Beispiel: Die vom letzten Shah getragene Pahlavi-Krone ist besetzt mit 3380 Diamanten, 368 Perlen, sowie Smaragden und Saphiren. Im Strahlenkranz enthält sie einen großen gelben Diamanten. Wir waren regelrecht „geblendet“ von den tausenden und aber tausenden Prismen funkelnder Edelsteine.

Überrascht waren wir von der Funktionalität und Schönheit des Milad-Turmes.

Fertiggestellt wurde der 435 Meter hohe Turm, der als sechst höchster Turm der Welt gilt, 2009 und dient der Telekommunikation. Neben Restaurants, Aussichtsplattformen, Wasserspielen und Ausstellungsflächen verfügt der Turm über ein Hotel und den dazugehörigen Tagungsräumen.

Zum modernen Teheran gehört auch das 45 Meter hohe Azadi-Monument aus dem Jahr 1971. Es wurde anlässlich der 2500-Jahrfeier des persischen Kaiserreiches errichtet. Wenige Jahre später, 1978, demonstrierten hier über eine Million Menschen gegen den Shah.

An dieser Stelle verabschiedeten wir uns von Ali, der uns die gesamte Zeit betreute, die Sehenswürdigkeiten erklärte, uns die Speisekarten übersetzte und mit uns in die Wechselstuben ging, um nach Hause zu fliegen.