09.02.2016

Rom - 2015

ROMA AETERNA - die Ewige Stadt, „Zentrum der abendländischen Christenheit, Nabel der Welt, so oder ähnlich lauten die Beinamen, mit denen man die Einzigartigkeit der Hauptstadt Italiens zu umschreiben versucht“.

Johann Joachim Winckelmann schrieb 1756 über Rom: „Außer Rom ist fast nichts Schönes in der Welt“. Johann Wolfgang von Goethe notiert in seinem Tagebuch seiner ersten Italienischen Reise im November 1786: „Ja, ich bin endlich in dieser Hauptstadt der Welt angelangt“ und seine Begeisterung wuchs von Tag zu Tag.

Gespannt waren wir, ob es uns unter der fachkundigen Führung von Mario Becker gelingen wird, die Schönheiten und die geschichtlichen Zusammenhänge dieser über dreitausend Jahre alten Kapitale Italiens, zu entdecken.

Wir starteten zunächst mit einem Besuch der Diokletianthermen (Bauzeit zwischen 298 bis 306 n. Chr.) und dem angegliederten Museum mit den neuerdings präsentierten Fragmenten der marmornen Arval-Akten. ( Die Arvales fratres waren eine althergebrachte röm. Priesterschaft von zwölf senatorischen Mitgliedern. Sie verrichteten den Kult der Dea Dia einer alten Saatgottheit. Kaiser Augustus hat diesen Kult wiederbelebt. Zwischen 20 vor Chr. und 241 nach Chr. sind fast alle Mitglieder der Bruderschaft bezeugt.)

Das Kolosseum („Amphiteatrum  Flavium“), das größte Amphitheater  der römischen Welt, wurde unter Kaiser Vespasian 72 n. Chr. begonnen und unter seinem Sohn Titus 80 n. Chr. mit 100tägigen Spielen eingeweiht. Die finanziellen Mittel stammten aus der Niederschlagung des jüdischen Aufstandes in Palästina und der Besetzung Jerusalems durch Titus im Jahre 71 n. Chr. Dieses Ereignis ist als Reliefschmuck im Titusbogen, den wir auf dem Forum Romanum  betrachten konnten, dargestellt, den 81 n. Chr. Kaiser Domitian einweihte. Die letzten Spiele fanden im 6. Jh. n. Chr. statt. Danach war das Kolosseum verlassen und diente als Steinbruch. 

In Blickrichtung vom Titusbogen zum Kolosseum steht der Konstantins-Bogen. Er wurde zum Dank für den 312 erlangten Sieg Konstantins über seinen Mitregenten Maxentius  vom Senat Roms erbaut. Dieser dreitorige Bogen ist jedoch keine grundlegende Neuschöpfung . Das Werk musste schnell vollendet werden und aus diesem Grund bediente man sich verschiedener Spolien,  die bereits an anderen Bauwerken vermauert waren. 

Auf dem Palatin besuchten wir Domitians Stadion,  das wie ein Circus aus einem länglichen Rechteck mit einem halbkreisförmigen Abschluss errichtet wurde. In dem angegliederten kleinen Museo Palatino sind  Marmorsklupturen mit reich ausgearbeiteten Gewändern zu sehen, ferner archäologische Funde, elegante Fresken und eine Rekonstruktion einer arachaischen Hütte aus der Villanovazeit, der Zeit, in der die Besiedlung der sieben Hügel Roms begann.

Von der zur Zeit eingezäunten Maxentius-Basilika sahen wir nur die mächtige markante Halbschale der ehemaligen Kuppel mit ihrem Kassettengewölbe. Überrascht waren wir über den geöffneten kleinen Tempel zu Ehren des Sohnes von Maxentius, des Valerius Romulus, in dem ein Altar zu Ehren von Castor und Pollux  steht.

Weiter gingen wir zum Haus der Vestalinnen, ihrem Garten und dem Vesta-Tempel, einem Tholos. 

Von unserem Besuch im Museo Capitolini  bleibt die Erinnerung an ganz besondere Spitzenstücke der Bildhauerkunst aus römischer Epoche wie: den Dakerkönig im Eingangsbereich, Mars ultor, den sterbenden Gallier, die capitolinische  Venus (Scham verhüllend),  den Dornauszieher, Commodus als Herakles mit Keule und Löwenskalp, ferner feine Mosaike mit dem Thema „Tauben trinken aus einem Silbergefäß“ und „zwei Theatermasken“, die Capitolinische Wölfin mit Romulus und Remus, Büste des Brutus, eine prächtige Bronzevase, deren Inschrift auf dem Rand von Mithridates VI. König von Pontus (163-120 v. Chr.) spricht,  Mark Aurel zu Pferd im Original.

Das Museo Vaticano , das bereits im Reisebericht des Jahres 2014  ausführlich beschrieben wurde, besuchten wir auch diesmal. Hinzuzufügen sind die prachtvollen Skulpturen wie der

Apoxyomenos , einer marmornen Kopie des Werkes von Lysipp, Perseus mit dem Kopf der Medusa von Canova und noch einmal zu nennen wegen der Schönheit, die Michelangelo und später von Winckelmann und Goethe  bewundert wurde, ist der Apollon von Belvedere  (2. Jh. n. Chr. nach einem griechischen Original von Leochares). Stunden um Stunden könnten wir in diesem Museum verweilen um die Werke vergangener Epochen zu betrachten. Da gibt es den Sala degli Animali  (Tiersaal) mit einem großen Fußbodenmosaik  bestehend aus Tiermotiven und Speisendarstellungen; oder den Sala della Muse (Musensaal) mit Apoll und den Musen; im Runden Saal , der an eine kleine Kuppel des Pantheon erinnert, stehen in den Nischen fein gearbeitete marmorne Skulpturen und in der Mitte des Saales steht eine riesige Schale aus Porphyr , die Badewanne Neros. Ein weiteres Spitzenstück ist in der Galerie mit der Biga und zwei Pferden zu sehen, ein prächtiges Werk.

Der Sixtinischen Kapelle statteten wir wieder einen Besuch ab, nachdem uns die Freskenmalerei Michelangelos aus dem 16. Jh. mittels Videos erklärt wurde.

Vor dem Beginn des „Heiligen Jahres 2015“  war es selbstverständlich,  die Peterskirche zu besuchen, im Seitenschiff die Pieta, Michelangelos Meisterwerk seiner Jugendzeit aus dem Jahr 1499 zu betrachten und den Hochaltar im Mittelpunkt der Kirche, der berühmte Bronzebaldachin von Bernini aus den Jahren 1624-1632.

Wir besuchten die Ara pacis, das unveränderte Mausoleum des Augustus, den Hadrians Tempel und den Pantheon. (Die Beschreibungen dieser Besichtigungspunkte sind bereits im EOS Reisebericht 2013 gegeben).

Auf der Piazza Navona waren kaum Touristen und so konnten wir den Brunnen Berninis aus dem Jahr 1647 , den Vierströmebrunnen in der Mitte des Platzes, nach Herzens Lust fotografieren. Vier Statuen schmücken den Brunnen und stellen die Donau, den Ganges, den Nil und den Rio de la Plata dar. Die Piazza Navona hat die Form eines Stadions (240 m x 65 m) bewahrt, das Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.) für die Austragung von Spielen und sportlichen Wettkämpfen errichten ließ. Allerdings war das Stadion einige Meter unter dem jetzigen Laufniveau. Wir haben ausgegrabene Substruktionen und einige in Vitrinen präsentierte Funde besichtigt. 

Im Palazzo Altemps, einem Renaissance Gebäude, steht der berühmte, prächtige und unübertroffene Sarkophag  aus der Sammlung Ludovisi. Ferner Marmorbüsten von Mark Aurel, Aristoteles, Platon und Dionyssos; eine Skulptur , die Apollo mit der Cithara darstellt und Athena Parthenos mit einer Schlange. In einem anderen Saal ist der Kriegsgott Ares zu sehen, als Marmorrelief die Meerschaumgeburt der Aphrodite. Wohl sehr bekannt ist die Darstellung des sterbenden Galliers, der vorher seine Frau getötet hat.

Die Römischen Museen sind voll von kunstgeschichtlichen Spitzenstücken aus Marmor, Bronze und Glas. Herr Becker führte uns in ein weiteres Museum, den Palazzo Massimo alle Terme. In den Galerien stehen prächtige Skulpturen wie der Discobol , den Myron in der Mitte des 5. Jh. v. Chr. in Bronze ausgeführt hat; oder die NiobideKaiser Augustus als Pontifex maximus in der Toga mit verhülltem Haupt; der bronzene Faustkämpfer  und der hellenistische  Prinz, ebenfalls aus Bronze. Weitere Spitzenwerke bildhauerischer Arbeit sind die beiden Sarkophage: der Musen- und der Portonacciosarkophag. Im 4. Stock des Museums sind vier Silberbecher ausgestellt, die die Reiseroute eines Mannes beinhalten, der von Gades (Spanien) nach Fanum Fortunae (heute Vicarello) reiste, um sich einer Heilkur unter der Leitung des damaligen berühmten Arztes zu unterziehen. Nach seiner Heilung weihte er diese vier Becher.

Fachkundige Restauratoren haben es erreicht, die Fresken aus der Villa der Livia, der Ehefrau Kaiser Augustus, mit den Motiven einer Gartenlandschaft mit Obstbäumen, Vögeln und Blumen zu bergen und in besonders eingerichteten Museumswänden den Besuchern zu zeigen. Auffallend ist, dass die Farben der Malerei immer noch eine verblüffende Leuchtkraft besitzen und die Maler über die Darstellung einer Perspektive verfügten.

In den letzten Stunden unserer Rom-Exkursion besuchten wir die restaurierte Cestius-Pyramide, die sich der 12 v. Chr. verstorbene Caius Cestius aus weißem Marmor bauen ließ und zu seinem Grabmal bestimmte. Wenige Schritte davon entfernt steht die Aurelianische Stadtmauer, eine Fortifikation, die Kaiser Aurelian 270-272 n. Chr. und später Probus auf einer Länge von fast 19 km mit einer Höhe bis zu sechs Metern errichten ließ.

Eine weitere Filiale der Kapitolinischen Museen ist die Centrale Montemartini, ein 1912 entstandenes Wärmekraftwerk. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten neuen Produktionsanlagen waren wirtschaftlicher und das Kraftwerk wurde stillgelegt. In den achtziger Jahren wurden die Werkhallen wieder erneuert und 1996 endgültig als Ausstellungsort  hergerichtet und einige große Säle für die Kapitolinischen Sammlungen zur Verfügung gestellt.

In den großartigen Räumen des Kraftwerkes konnten architektonische Zusammenhänge von Denkmälern wieder hergestellt werden, die in den Sälen des Kapitols keinen Platz gefunden hätten. So stehen Marmorskulpturen zwischen Schaltuhren, Rohrleitungen und Absperrventilen. An einem nachempfundenen Tempelgiebel präsentiert man marmorne Fragmente mit der Darstellung des Giebelschmuckes des Tempels des Apollon Sosianus.

Mit einem Spaziergang über den Circus Maximus zum Forum Boarium und einem gemeinsamen Abend auf der anderen Tiberseite, in Trastevere, verabschiedeten wir uns von Rom, von dem wir Teile seiner Schönheit in geschichtlichem Kontext erlebt haben.