Apulien 2016
Wenn man sich die geografische Lage Italiens als Stiefel vorstellt, so liegt APULIEN in der Stiefelhacke. Wir landeten planmäßig zusammen mit Mario Becker in Bari und fuhren mit unserem Bus nach Lecce, südlich von Brindisi gelegen. Lecce betraten wir durch die Porta Napoli, dem monumentalsten der drei mittelalterlichen Tore, das 1548 zu Ehren Karl V. errichtet wurde. Im Giebelfeld sind die beiden Adler, das Wahrzeichen der Habsburgischen Herrscher zu sehen. Gegenüber der Porta Napoli erkennt man ebenfalls einem Souverän zugedachtes Denkmal, den Obelisk von Ferdinand I. Wir folgten der Via Principi di Savoia in östlicher Richtung und sahen zu unserer Rechten den Dom Santa Croce, ein Bauwerk im Stil des Barock aus dem 17. Jh., der dem Hl. Oronza, dem Schutzpatron der Stadt Lecce, geweiht ist. Die Fassade des Doms ist reich mit Blumen, Figuren, Füllhörnern und Festons verziert. Die Bauzeit betrug über 300 Jahre. Auffallend sind die reich verzierten Balkone, die Balkonstützen, die übrigens an vielen herrschaftlichen Häusern zu finden sind und die große Fensterrose.
In der Nähe des Doms befindet sich das römische Amphitheater aus dem 2. Jh., das zum Teil ausgegraben ist und unweit davon das Römische Theater aus der Zeit von Kaiser Augustus. Heute finden hier gelegentlich Veranstaltungen statt.
Im benachbarten Museum waren große steinerne Theatermasken ausgestellt.
Im Historischen Museum der Stadt Lecce fanden wir eine Menge qualitätvoller Vasen aus Grabbeigaben. Wir fuhren weiter in südöstlicher Richtung nach Otranto, am Adriatischen Meer gelegen und besuchten die Cattedrale Santa Maria Annunziata. Die Hauptattraktion dieser größten romanischen Kirche Apuliens ist ein 800 m² großes Fußbodenmosaik mit teilweise mythologischen Motiven und Themen aus dem Alten und Neuen Testament. Wir besuchten das Hypogäum Torre Pinta, einen verlassenen unterirdischen Grabbau, in dem kleine Nischen für die Kremationsreste ausgehauen sind. Am nächsten Tag fuhren wir nach Metapont, besichtigten den wuchtigen dorischen Tempel, das Ausgrabungsfeld und das Archäologische Museum.
Die Sammlungen im Museo Nazionale Archeologico di Taranto (Tarent) gehören mit zu den wichtigsten Italiens. Die endgültige Wiedereröffnung dieses Museums und Neugestaltung im Dezember 2013 dokumentiert dem Besucher in sehr ansprechender Art und Weise, die uns gut gefallen hat, die Geschichte Tarantos vom hellenistischen bis zum byzantinischen Zeitalter.
Von Tarent ging die Fahrt weiter nach Brindisi, dem römischen Brundisium. Hier stehen noch zwei mächtige Säulen, die den Endpunkt der Via Appia markieren. 312 v. Chr. hat der Censor Appius Claudius Caecus die Via Appia von Rom bis Beneventum bauen lassen. Durch den Consul M. Aemilius Lepidus wurde die berühmte Straße 285 v. Chr. über Venusia, Tarentum bis nach Brundisium weiter gebaut. Heute zählt Brindisi zu den größten Fährhäfen Italiens. Nach einer ca. 200 km. langen Fahrt erreichten wir Trani am Adriatischen Meer. Im dortigen Castello die Trani , das unter Friedrich II. im 13. Jh. gebaut wurde und nach ausgedehnten Restaurierungsarbeiten, das Kastell war im 19. Jh. ein Militärgefängnis, finden hier Ausstellungen statt. Zur Zeit unseres Besuches konnten wir Modelle von Erfindungen des Archimedes sehen bzw. sogar in Gang setzen, wie die Archimedische Schraube (250 v. Chr.). In Barletta besichtigten wir den Koloss von Barletta , eine über fünf Meter hohe Bronzestatue mit einem Kreuz in der erhobenen Hand. Die Statue soll vermutlich den oströmischen Kaiser Valentinian I. darstellen. Die Venezianer eroberten 1204 Konstantinopel und beluden ihre Schiffe mit Beutegut. Jenes Schiff mit der Bronzestatue strandete jedoch und so kam der Koloss nach Barletta. Nach Restaurierungsarbeiten steht er vor der ältesten Kirche, der Basilica del Santo Sepolcro.
Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel in Alberobello besuchten wir noch die „Zipfelmützenhäuschen“, eine besondere Hausbauform dieser Gegend. Es sind Kegel, gebildet durch meist flache Steine, die in enger werdenden Kreisen mörtellos nach oben geschichtet wurden und Trulli genannt werden.
In Ruvo di Puglia besuchten wir den Palazzo Jatta, in dem Giovanni Jatta, Anwalt aus Neapel, seit 1844 eine exklusive Sammlung mit Artefakten aus dem 8. bis 3. Jh. v. Chr. anlegte, wie Vasen, Glasschalen, Helme, Waffen und Rhyten. Das Highlight dieser schönen Privatsammlung ist der Talos Krater.
Ganz in der Nähe befindet sich das Castel del Monte, ein achteckiger Bau, den Friedrich II von Hohenstaufen 1240 bauen ließ. Es wird vermutet, dass das Kastell repräsentativen Zwecken dienen sollte, was aus der Lage, Größe und farblichen Gestaltung zu schließen ist. Durch die Verwendung des lokalen Kalksteins, der je nach Tageszeit und Wetterbedingung eine weiße oder rosafarbene Tönung annimmt, oder durch den Einsatz von weißem oder leicht geädertem Marmor und die Breccia corallina die heute noch in den Steinbrüchen der Umgebung gewonnen wird, spiegelt der Gesamteffekt ein Wohlgefallen am schönen Material. Seit 1996 gehört das Castel del Monte zum UNESCO Weltkulturerbe.
Unsere Exkursion endete mit dem Besuch von Bitonto, in der Nähe von Bari. Hier besuchten wir die Cattedrale di San Valentino aus dem 12. Jh. Das Hauptportal wird von zwei Löwen und zwei Pelikanen flankiert. Die Fensterrose darüber wird von einer Sphinx und wiederum einem Löwen dominiert. Bemerkenswert sind die figuralen Fußbodenmosaike im Innern der Kirche.
Die gut erhaltene Krypta unter dem Querhaus wird von 30 Säulen mit verschiedenen Kapitellen getragen. Bei Restaurierungsarbeiten 1991 hat man die Grundmauern einer frühchristlichen Kirche aus dem 5./ 6. Jh. entdeckt und seit 2005 ist dieses Areal Besuchern zugänglich.
Das Gedächtnis voller Erinnerungen, neu Erlerntem und die Speicherkarten der Digitalkameras wohl gefüllt, flogen wir am nächsten Tag wieder nach Hause.