Epirus Korfu 2016
Korfu, die zweitgrößte der Ionischen Inseln, 39° N und 19° O, getrennt durch die „Straße von Korfu“ im Norden, liegt bis zu 2 km entfernt von der albanischen Küste. Sie wird auch die „grüne Insel“ genannt und ist durch Hügel- und Bergland geprägt. Diese Gegend, mit ihren archäologischen Highlights war unser Ziel, die wir zusammen mit Mario Becker, erkunden wollten.
Unweit der Stadt Korfu (griechisch Kerkyra) ließ der Brite Sir Frederick Adam im 19. Jh. eine Villa im Neoklassischen Stil, das „Schloss Mon Repos“ auf der Mäuseinsel erbauen, in dem heute ein Museum mit Funden aus der Umgebung untergebracht ist. Im weitläufigen Schlosspark besuchten wir die Fragmente des Hera-Tempels von Kardaki (um 500 v. Chr.) mit dorischen Säulenteilen.
Kaiserin Elisabeth von Österreich, genannt Sisi, ließ 1890/ 91 auf ihrer Lieblingsinsel ein dem Achill gewidmetes Märchenschloss, das „Achillion“ mit einem großzügig angelegten Park errichten. Die Kaiserin wollte sich hier ihrer Liebe zur griechischen Antike widmen. Nach ihrem Tod erwarb der deutsche Kaiser Wilhelm II das Anwesen und wir konnten uns gut vorstellen, dass er einen Aufenthalt im Frühling auf Korfu dem in Berlin vorzog.
Mit einer Fähre erreichten wir Igoumenitsa um dann mit einem Bus nach Ionina und weiter zum Orakelheiligtum von DODONA, in der griechischen Landschaft Epirus, zu gelangen. Dodona war ein antikes griechisches Orakel und galt als ältestes und nach Delphi als das bedeutendste überregionale Orakel Griechenlands. Es war ein Zeuskult. Dabei wurde aus dem Rauschen einer dem Zeus geweihten heiligen Eiche geweissagt. Zusätzlich wurde der Flug von Tauben interpretiert und später mit Hilfe von Losen die Anfragen der Ratsuchenden beantwortet. Das könnte den Fund mehrerer tausend Orakeltäfelchen erklären, die in das 5. Jh. v. Chr. datieren und die erkannte Formelhaftigkeit der Texte nahe legt, dass die Antworten durch ein Losverfahren gegeben wurden.
Durch verschiedene kriegerische Auseinandersetzungen in Epirus bis zu dem Jahr 148 v. Chr. begann Dodona mit der Prägung eigener Münzen um einen Engpass in der Münzversorgung der Pilgerscharen auszugleichen. Doch wurden Münzen nur 20 Jahre lang geprägt, danach war Epirus Teil der römischen Provinz Macedonien.
Von Strabon wird uns berichtet, dass das Orakelheiligtum um 86 v. Chr. fast völlig zerstört und verschwunden war. Dennoch bestand das Orakel weiter fort. Kaiser Hadrian soll die Stätte 132 n. Chr. und Kaiser Julian 362 n. Chr. besucht und das Orakel befragt haben. Theodosius I. verbot jedoch im späten 4. Jh. alle paganen Kulte und in Dodona wurde die heilige Eiche um 392 gefällt.
Die archäologische Stätte in Dodona besteht aus den Resten mehrerer Tempel und profaner Verwaltungsgebäude. Das Theater, aus dem Beginn des 3. Jh. v. Chr., das eines der größten seiner Art im griechischen Mutterland war, ist besonders gut erhalten und soll 18.000 Zuschauern Platz geboten haben. Der Stadionbau wird auf das Ende des 3. Jh. v. Chr. datiert und passt zur Bedeutung der „Naia“-Festspiele (Olympische Spiele). Wir besuchten auch das Archäologische Museum in Perama. Hier fanden wir Werkzeuge aus dem Paläolithikum, Terrakottageschirr, Glasgefäße, Kleinfunde, eine Nachbildung eines Katapultes, eine Bronzevase mit Ausguss in Schnabelform, andere Bronzegegenstände, ein marmornes Spitzenstück eines Sarkophages mit Deckel und der relieffierten Darstellung des toten Patroklos, der hinter dem Wagen von Achilleus gezogen und schließlich Priamos zurückgegeben wurde, um in Troja begraben zu werden.
Nach dem Besuch der Ali Pascha Moschee und des Byzantinischen Museums fuhren wir zu der Höhle von Perama, 4 km von Ioannina entfernt. Es ist eine Tropfsteinhöhle mit einer Länge von ca. einem Kilometer und einer Größe von ca. 14.000 m², in der im Laufe von Jahrhunderten durch Stalaktiten und Stalakmiten bizarre Gebilde entstanden sind.
Auf unserem Weg nach Arta passierten wir die Vikos-Schlucht, eine herrliche baumbestandene Gegend und legten vor drei typischen Bogenbrücken der Gebirgsregion Zagoria einen Fotostop ein.
Arta liegt an der Stelle des antiken Ambrakia, das etwa 640 v. Chr. als Kolonie Korinths gegründet wurde. 146 wurde Ambrakia Teil des Römischen Reiches. Wir besuchten das Archäologische Museum und fanden dort Grabbeigaben wie Vasen und Goldschmuck.
Die Kirche von Panayia Parigoritissa bei Arta aus dem 13. Jh. hat einen oktogonalen Grundriss. Die Kuppelkonstruktion wird von dreigeschossigen Säulen, die zumeist aus Spolien bestehen, getragen; eine in der Baukunst gewagte, man könnte auch sagen abenteuerliche einmalige Bauweise, die jedoch bis zu unserer Zeit stabil geblieben ist.
Nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir Nikopolis, die Siegesstadt, die Octavian nach der Seeschlacht von Actium (31 v. Chr.) gegen Marcus Antonius und Kleopatra geschlagen hatte, nach römischem Muster errichten ließ. Die Stadt, wovon ca. 900 ha. bis heute ausgegraben sind, verfügte über ein Theater,
ein Gymnasium und Stadion, mehrere Bäder, ein Aquädukt, der von den Quellen Agios Georgios am Fluss Louros gespeist wurde, mindestens 55 km lang war und bis zum Nymphaion reichte. Um Nicopolis mit Bewohnern anzusiedeln, wurden u.a. 70 nahegelegene epirotische Dörfer, wie z. B. Kassope durch Synoikismos mit Nikopolis zusammengelegt. Man versprach den Neusiedlern z. B. Steuerfreiheit und das Römische Bürgerrecht. So entstand eine Megapolis.
Das riesige Siegesdenkmal zu Ehren Octavian, des späteren Kaiser Augustus, mit einer in Marmor ausgeführten Menge erbeuteter, ehemals in Metall gegossener Schiffsschnäbel* der gegnerischen Flotte, und einer Inschrift, wenn auch zerbrochen, haben wir gesehen. 293 n. Chr. wurde Nikopolis Hauptstadt von Epirus. Nach verschiedenen Zerstörungen 540 n. Chr. und 1032 verlor Nikopolis seine Bedeutung. Die weiter südlich gelegene Stadt Preveza entwickelte sich zum neuen Zentrum.
Unsere Fahrt ging weiter nach Norden, nach Cassope. Sie war in der Zeit vom 4. – 2. Jh. v. Chr. Hauptstadt des Stammes der Cassopaier. Die Stadt wurde nach dem Hippodamischen Schema, der Bauplanung der alten Griechen, in rechteckigen Parzellen, mit Agora, Theater, den öffentlichen Gebäuden errichtet. Die vorhandenen Grundmauern sind mörtellos, polygonal aufgesetzt.
Am Ende unserer Exkursion haben wir das Nekromanteion am Acheron (in der Nähe der antiken Stadt Ephyra) besichtigt. Das berühmteste Totenorakel der griechischen Welt ist in gutem Zustand. Die besonders aufwendige polygonale mit Eisentoren geschützte Bauweise, mit den zahlreichen Gängen und der unterirdischen Halle, war vollkommen an den damaligen Kult und dessen Rituale angepasst.
Die Fähre brachte uns nach Kerkyra (Korfu) zurück, von wo wir am übernächsten Tag wieder nach Frankfurt flogen.