12.08.2016

Trier 2016

Erneut ist TRIER (lat. augusta treverorum) „Veranstaltungsort einer Großausstellung, die in drei Museen der Stadt veranstaltet wird und sich mit einem der umstrittensten Kaiser Roms beschäftigt: NERO“

Der Kaiser, seine Regierungszeit betrug 14 Jahre von 54 – 68 n. Chr., wird heute vor allem mit Verschwendungssucht, Größenwahn und Grausamkeit verbunden. Nero war daneben aber auch Künstler im Kitharaspiel.

Wir sind neugierig geworden und fuhren mit Mario Becker nach Trier, um uns die verschiedenen Ausstellungen anzusehen.

Das Rheinische Landesmuseum zeigt Nero seit seiner Jugend, nennt seinen Lehrer Seneca, der zusammen mit Burrus den jungen Kaiser im senatsfreundlichen Sinne beeinflusste und stellt seine ehrgeizige Mutter Agrippina vor. In einem Relief hält sie die Krone über dem Haupt ihres Sohnes. Auf Münzen jener Zeit sind die Beiden zusammen zu sehen. Von Agrippina wird berichtet, „ein Wahrsager habe ihr einst prophezeit, dass Nero zuerst Kaiser werden und dann seine Mutter töten würde. Soll er mich doch töten, wenn er nur regiert, erwiderte Agrippina“. An das Volk verteilte er Geld; die monatliche Getreideration wurde kostenlos an die Prätorianerkohorten ausgegeben. Nero gab sehr viele Spiele zur Unterhaltung des Volkes. Zwischen 55 und 68 war er fünfmal Konsul.

Nach dem Tod des Burrus und der Agrippina zog sich Seneca von der Staatsführung zurück. Mit dem neuen „Berater“ Neros, Gardepräfekt Tigellinus , begann 62 die despotische Willkürherrschaft, die zweite Phase seiner Regierung.

Nero trat seit 64 öffentlich als Wagenlenker, Schauspieler und Sänger auf. Den Höhepunkt erlebte sein künstlerischer Dilettantismus auf der Reise nach Griechenland 66-68, wo er sich als Sieger in den Festspielorten feiern ließ. Während dieser Zeit ruhten in Rom die Regierungsgeschäfte. Die Verschwendungssucht Neros verschlang riesige Vermögen. So wurden Hochverratsprozesse geführt, wieder wurden die Steuern erhört, die Münzen verfälscht und wohlhabende Römer zur Aufbesserung des Staatshaushaltes enteignet. Nach dem Abfall der Prätorianergarde und die Ächtung durch den Senat beging Nero in einer Villa bei Rom Selbstmord. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Welch ein Künstler geht mit mir zugrunde“.

Im Diözesanmuseum zeigt die Ausstellung an einzelnen Martyrien, unter welchen Bedingungen es jeweils zu Verfolgungen der Christen kam und welche Konflikte ihnen zugrunde lagen. In den Sommer 64 fällt der große Brand Roms. Um von dem Verdacht abzulenken, Nero selbst habe den Brand gelegt, schob er die Schuld auf die junge Gemeinschaft der Christen und ließ sie als Brandstifter auf grausame Art hinrichten. 

In Trier selbst und seiner Umgebung fanden wir eine Menge erwähnenswerter Zeugnisse von „Römern im Moselraum“ wie zum Beispiel die Römerbrücke, deren zahlreiche Holzproben nach der dendrochronologischen Methode den Zeitansatz des Baubeginns 17 v. Chr. liegt. (Einen Hinweis auf diese Pfahlrost-Brücke über die Mosel wurde bereits im Reisebericht Trier vom August 2014 gegeben). Triers Wahrzeichen ist die Porta Nigra (160 – 200 n. Chr.) aus Kordeler Sandstein. Seit 1986 ist das wohl bekannteste antike Bauwerk nördlich der Alpen UNESCO-Welterbe Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier.

Wir besuchten die Villa Borg, ein archäologisches Freilichtmuseum im Ortsteil Borg der saarländischen Gemeinde Perl. Das Museum besteht aus einer freigelegten und rekonstruierten römischen Villa rustica.

Heute sind die Taverne und das Villenbad, das Herrenhaus,  der Wohn- und Wirtschaftsbereich und das Torhaus nutzbar. Im rekonstruierten römischen Bad konnten wir u.a. die Funktion des Hypokaustums erkennen. Im Lokal der römischen Taverne speisten wir Gerichte, die nach Rezepten des Apicius gekocht wurden. Dazu tranken wir Moselwein. Bereits Ausonius, er lebte in der Zeit des ausgehenden Römischen Reiches, rühmte die Mosel und deren Tal in ganz überschwänglicher Weise in seinem Gedicht „Mosella“ aus dem Jahr 371 n. Chr Er schildert, wie ihm „von Bingen bis Neumagen kommend, nach den düsteren Wäldern des Hunsrücks das helle Moseltal wie ein Elysium erscheint“. (Er verwendet dabei Ausdrücke aus Vergils Aeneis).

Das Moselgebiet war die Versorgungszone der römischen Rheinarmee. Hier wurde Getreide angebaut, man pflegte Obstgärten und an den Moselhängen wuchsen Weintrauben, die hier zu Wein verarbeitet wurden. Schafherden sorgten für Wolle. Es entstanden Webereien und Gerbereien auch gab es zahlreiche Metall- Glas- und Töpferwerkstätten. Besonders der Handel mit Wein und Öl auf Rhein und Mosel brachte Geld in die Stadt.

Die bekannte Igeler Säule, ein Grabmal der Secundinier-Familie um 250 n. Chr., gibt Zeugnis für den Handel in jener Zeit. 

Ein paar Kilometer von der Villa Borg entfernt wurde 1852 noch ein bedeutendes Baudenkmal aus römischer Zeit im Saarland entdeckt. Es ist die Villa von Nennig, berühmt wegen ihres hervorragenden Mosaikteppichs aus dem 3. Jh. n. Chr. mit einer Größe von ca. 15 x 10 m. Er ist in situ erhalten und mit einem Schutzbau vor Witterungseinflüssen geschützt. Das gut erhaltene Mosaik stellt sieben Szenen aus dem Amphitheater dar. 

Der recht große Gebäudekomplex gliedert sich in einen repräsentativen Wohnbereich und einen Ökonomiebereich. Bemerkenswert ist dabei, dass der Ökonomiebereich aus einem langgestreckten Hof, durch den breite, gepflasterte Fahrstraßen von der knapp 2 km entfernten Mosel auf das Herrenhaus zuführen.

In Richtung Mosel, vor dem Badegebäude der Villa Nennig, sahen wir auf der Domäne einen Tumulus (Grabhügel) (im Volksmund: „Mahlknopf“ genannt). Der Grabhügel wurde 1986 ausgegraben, danach der Hügel wieder aufgeschüttet und ein Teil der Ringmauer rekonstruiert.

Über Siesbach, (hier besuchten wir einen gut erhaltenen römischen Grabhügel) und Idar-Oberstein fuhren wir wieder nach Frankfurt zurück.