09.02.2017

Athen 2017

Mit einem kleinen Spaziergang von unserem zentral gelegenen Hotel, begannen wir unsere viertägige Exkursion in Athen, bei beginnender Abendstimmung, zusammen mit Mario Becker. Hinter uns lag das Hadrians Tor und vor uns, rechter Hand, die gesamte Akropolis mit ihrem angestrahlten Parthenon und dem Erechtheion in warmer, fast goldener Marmorfarbe. Ein unvergesslicher Eindruck. Wir liefen weiter auf der Dionysiou Areopagitou Straße. Selbst das

Neue Akropolis Museum hatte noch Licht in seinen Räumen und so konnten wir von Ferne die Reliefs des Parthenon sehen, die wir in einigen Tagen, bei unserem Museumsbesuch, aus der Nähe zu sehen bekommen würden.  

Gleich nach dem Frühstück besuchten wir die AKROPOLIS  (Oberstadt), die seit 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Wir schritten durch die unter der Leitung des Hellenenfreundes Perikles von den Architekten Iktinos, Kallikrates und Mnesikles  erbauten Propyläen und standen vor dem PARTHENON, dem Tempel der Athena, dem größten Tempel des griechischen Mutterlandes. Er wurde zwischen 447 und 432 v. Chr. als dorischer Peripteros (Ringhallentempel) mit 8 x 17 Säulen aus pentelischem Marmor erbaut. Der Parthenon war in einmalig prächtiger Form mit Bauplastik geschmückt. Um die Cella herum wand sich ein ca. 160 m langer, 1 m hoher Fries in Flachrelief und stellte den Panathenäenzug dar. Alle 92 Metopenfelder der Ringhalle waren in Hochrelief dekoriert, auf denen mythische Kämpfe, in den beiden Giebeln die Athena-Geburt und der Streit zwischen Athena und Poseidon um Attika dargestellt waren. Fortwährend wird an dem Tempel restauriert, werden Säulentrommeln ausgetauscht und mit nichtrostenden Metallklammern verbunden.

An der Nordseite der Akropolis befindet sich der zweitgrößte Tempel der Hochstadt, das ERECHTHEION, nach dem mythischen König Erechtheus benannt. Der wohl bekannteste Flügel des Erechtheions ist die ionische  Korenhalle, wo Frauengestalten (Karyatiden) die Säulen ersetzen. (Die Karyatiden sind seit neuestem Kopien der Originale, die nunmehr im Akropolis Museum aufgestellt sind).

Und noch ein kleiner Tempel auf der Akropolis ist zu erwähnen: der NIKETEMPEL, mit Säulen in ionischer Bauordnung.

Dem Gott der Schmiedekunst, dem HEPHAISTOS, wurde ebenfalls ein Tempel geweiht. Er wurde in der zweiten Hälfte des 5. Jh. v. Chr. in dorischem Baustil errichtet und  ist in sehr gutem Erhaltungszustand, was auch den Skulpturenschmuck und die Kassettendecke betrifft. Die Identifizierung des Tempels dem Schmiedegott ist nicht gesichert. Funde von Metallschmelzgruben um den Tempel herum stützen jedoch die Annahme. 

Wir besuchten das seit neuestem für Interessierte freigegebene DIONYSOS-THEATER am Abhang des Akropolishügels. Hier wurden Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides aufgeführt. Die Steinbänke für ca. 17000 Zuschauer wurden um 338 v. Chr. angebracht. Für die vornehmen Besucher, die Ehrengäste, waren in den unteren Sitzreihen marmorne Sessel reserviert.

Bei milden Temperaturen, blauem Himmel und wenigen Besuchern konnten wir  die prächtigen Bauten in ihrer Gänze bestaunen.

Am Nachmittag besuchten wir das NEUE AKROPOLIS MUSEUM. Eine große Innovation des neuen Museums ist die Art seiner Konstruktion. Bei den Ausgrabungen des Geländes wurden bauliche Reste eines vollständigen Stadtviertels des antiken Athens, das bis zum 12. Jh. bewohnt war, (Häuser, Straßen, Werkstätten und andere Einrichtungen ) entdeckt, deren Erhaltung und Präsentation in situ,  vor dem Eingang in das Museum auf kräftigen Säulen und gläsernen Böden besichtigt werden kann.

Im Museum fanden wir die gut restaurierten Karyatiden und Skulpturen des Frieses vom Erechtheion, einige Metopen des Parthenon, die von den Monumenten abgenommen wurden um sie vor Zerstörung durch schlechte Luftverhältnisse zu schützen, einige Koren, Metopen des Parthenon, einen Teil des Frieses mit der Darstellung des Festzuges der Panathenäen im Original und als Abguss von Originalen, die im Britischen Museum verwahrt werden, ferner Vasen, Grab- und Weihesteine.

Wir spazierten über das Römische Forum und widmeten dem 13 m hohen achteckigen TURM DER WINDE, aus pentelischem Marmor, mit der relefierten Darstellung der vier Haupt- und vier Nebenwinde im Fries unsere Aufmerksamkeit. Jede Figur zeigt durch ihre Attribute den Charakter des jeweiligen Windes (Mann, der eine Kanne entleert, oder Mann schüttet runde Objekte – wahrscheinlich Hagelkörner – aus einem runden Schild usw.). An allen acht Seiten ist eine Sonnenuhr in den Marmor gemeißelt. Diesmal stand sogar die Turmtür offen und wir konnten das Innere betreten. Hier befanden sich in antiker Zeit eine Wasseruhr und weitere mit Wasserkraft angetriebene Vorrichtungen. Der Turm diente als Wetterstation und Uhrenpavillon. Er findet sogar bei Vitruv in seiner „De architectura libri decem“ Erwähnung.

Unweit von unserem Hotel, auf dem Platz Lysikratous, zwischen Vironos Straße und Lisikratous Straße steht ein marmorner zylindrischer Baukörper, umgeben von 6 korinthischen Säulen, das LYSIKRATES-DENKMAL. Das Bauwerk, das eine rein symbolische Funktion hatte, war dazu bestimmt, auf seinem Dach einen Bronzedreifuß zu tragen, den der Chorege Lysikrates anlässlich der Dionysien als Preis gewonnen hatte.

Wir besuchten das ARCHÄOLOGISCHEN NATIONALMUSEUM, die größte und umfangreichste Sammlung antiker griechischer Kunstwerke Griechenlands, in dem gleich im Erdgeschoss Schliemanns Ausgrabungen aus Mykene mit den bekannten Goldmasken zu sehen sind. In einem anderen Saal befinden sich Idole mit Menschendarstellung aus der Kykladenkultur. Berühmt sind hier der sitzende Harfenspieler und der stehende Doppelflötenspieler. Das Museum beherbergt auch einige Kouroi und Koren an denen die Entwicklung der bildhauerischen Kunst wie Gesichtsausdruck, Armhaltung, Fuß- und Schrittstellung feststellbar ist. Ferner Grabreliefs mit relefierten Abschiedsszenen und eine ganze Menge Vasen.

Doch die bronzenen Exponate neuerer Forschung stammen aus dem Meer, die in den Netzen der Fischer ans Tageslicht befördert wurden. Dazu zählt eine überlebensgroße Bronzedarstellung eines Poseidon, der in der Pose eines Dreizackschleuderers dargestellt ist und ein Reitpferd mit einem kleinen Jockey auf seinem Rücken.

Zum Schmunzeln brachte uns die Marmorgruppe mit der Darstellung der Göttin Aphrodite mit dem Hirtengott Pan und Eros bei dem Aphrodite sich scherzhaft weigert, ihre Sandale herzugeben. Ein marmornes Spitzenstück. 

Eine Rarität ganz anderer Art wurde jetzt den Besuchern dargeboten: Lange Zeit als Art antiker Astrolabium benannt, bis ihn ein Wissenschaftler als „Computer“ bezeichnet. Hier ist seine Geschichte. 

Griechische Schwammtaucher entdeckten 1900 zufällig die Überreste eines römischen Frachtschiffes in einer Tiefe von 40 Metern. Tauchen wir hinab und sehen uns an, was die Unterwasserarchäologen aus dem Fund publiziert und erklärt haben: Die aufbereiteten Funde sind im Archäologischen Nationalmuseum in Athen ausgestellt. Anhand der aufgefundenen Münzen und des Schiffsholzes konnte datiert werden: Das römische Schiff sank zwischen 70 und 60 v. Chr. An Bord befanden sich u.a. Gegenstände und Geräte aus Metall, Glas, Keramik, etwas Goldschmuck, lebensgroße Bronzeplastiken und ein Holzkasten ca. 35 mal 25 cm groß. Dieser Kasten war nicht besonders auffällig und wurde zuerst keiner großen Beachtung gewürdigt. Nach einigen Monaten zerfiel das nasse Holz durch den Lufteinfluss und gab sein Inneres preis: Ein vollkommen korrodiertes und verklumptes Metallobjekt, das sich später als Bronze herausstellte, kam ans Licht. Es zerfiel nach und nach in mehrere Einzelteile wie Zahnräder, Achsen und Zeiger, allesamt mit griechischen Buchstaben und Zahlen beschriftet. Erst 1958 hat sich der Wissenschaftshistoriker Derek del Solla Price von der Universität Yale näher mit dem bis dahin unbekannten Metallobjekt beschäftigt und kam damals zu der Vermutung, der Mechanismus sei ein Kalender. Nachfolgende Forschungen mittels Computertomographen verfeinerten die bis dahin bekannten Untersuchungsergebnisse und man kam zu der Erkenntnis, dass es sich um ein Sonnen-, Mond- und Finsterniskalender handelt.

„Der Mechanismus von Antikythera ist das berühmteste und das älteste Gerät, bei dem eine von Hand angetriebene Kurbel die Drehung des Räderwerks auslöst und gleichzeitig alle Zeiger in Bewegung setzt; das innere Getriebe besteht aus Zahnrädern und Achsen, die alle miteinander in Verbindung stehen. Wenn man nun also ein bestimmtes Datum auf dem vorne angebrachten Jahressonnenkalender auswählt, werden alle anderen vorhandenen Zeiger alle verfügbaren astronomischen Daten für dieses bestimmte Datum automatisch anzeigen.“

„Es gibt Zeiger zur Angabe der Olympiaden, vier Quadranten entsprechen dem Vierjahresrhytmus. Die Namen der wichtigsten gesamtgriechischen Spiele, wie die von Nemea, Isthmia, Delphi, Dodona und Olympia verlaufen um die gesamte Anzeige. Manche fanden jedes zweite, die anderen alle vier Jahre statt“.

Wir waren erstaunt über die gute Präsentation, ihren Nachbau und die Erklärungen zu diesem Mechanismus.

Weitere Beschreibungen können im Internet unter „Mechanismus von Antikythera“ heruntergeladen werden.

Am Tag unseres Heimflugs besuchten wir den Tempel des olympischen Zeus und das Hadrianstor. Von den einst über 100 Marmorsäulen des Tempels stehen noch 15. Die Bauarbeiten des größten Tempels des antiken Hellas begannen um 500 v. Chr. Erst unter dem Hellenenfreund Kaiser Hadrian wurde er 130 n. Chr. vollendet und durch verschiedene Erdbeben zerstört.

Kaiser Hadrian war es, der Athen erweiterte und zur Erinnerung das Hadrianstor errichten ließ. Das Tor trägt zwei Inschriften: „Das ist die Stadt des Theseus, die Alte Stadt“ und auf der anderen Seite des Tores: „Dies ist die Stadt des Hadrian, nicht die des Theseus“.

Dankbar und zufrieden mit bleibenden Erinnerungen an die vielen antiken Baudenkmäler, Skulpturen und Exponate bestiegen wir unseren Flieger nach Frankfurt.