Andalusien und Estremadura 2017
Diese Exkursion begann – im Gegensatz zu der im Jahre 2015 in Granada – diesmal in SEVILLA, im westlichen Teil von Andalusien. Seit der Frühzeit begegneten sich hier verschiedene Kulturen, wie Phönizier, Karthager, Griechen, Kelten, Römer, Westgoten, Berber und Araber, vermischten sich mit der Urbevölkerung und hinterließen ihre Spuren. Es entstanden Handelsplätze der Griechen, Phönizier und Karthager. Unter den Römern hieß die Provinz
Baetica und wurde erstmals einheitlich verwaltet. Die Amtssprache war das Latein. (Ein historischer Überblick ist im Reisebericht Andalusien 2015 zu finden).

1929/30 fand in Sevilla eine Ibero-Amerikanische Ausstellung auf dem halbkreisförmigen Plaza de Espanastatt. Die Ausstellungspavillions wurden im Regionalbaustil aus Ziegel mit Keramik des Baumeisters Anibal Gonzalez Alvarez-Ossorio errichtet, sind bis heute gut erhalten und werden weiter genutzt. Eine schöne Anlage mit vielen Wasserspielen.

In unserer Freizeit spazierten wir durch kleine malerische Gassen und konnten manchmal Einblicke in blumengeschmückte Patios erhaschen.
Im Museo Arqueologico stellte uns Mario Becker Funde aus phönizischer, griechischer und römischer Zeit vor, hauptsächlich Großskulpturen und marmorne Portraits aus ITALICA.
Uns wurde ein Neufund präsentiert: Am 27.4.2016 entdeckte man bei Straßenbauarbeiten 19 aufrechtstehende, vergrabene Amphoren, die alle mit prägefrischen Silber- und Bronzemünzen gefüllt waren. Der Inhalt wog ca. 500 kg.
ITALICA der Geburtsort von Kaiser Trajan und Hadrian wurde von Publius Cornelius Scipio Africanus (236-183 v. Chr.) nach dem 2. Punischen Krieg (211) für verwundete römische Soldaten als Veteranenstadt ausgebaut, die er im Andenken an Italien „Italica“ nannte. Die Stadt wurde sogar zur Colonia erhoben (Colonia Aelia Augusta Italica oder Colonia Victrix Italicensis). Wie die meisten römischen Städte ist auch Italica nach einem regelmäßigen geometrischen Plan mit sich kreuzenden Straßen angelegt. In den Insulae entstanden große Peristylhäuser, deren luxuriöse Ausstattung mit Fußbodenbelägen aus Marmorblättchen (opus sectilae) und Thermen von dem Reichtum der römischen Familien zeugt. Wir besuchten das außerhalb der Stadtmauern gelegene Amphitheater, das zu den großen des Römischen Reiches gehörte. Die Fundamente sind mörtellos, mit Klammern, nach der griechischen Bauweise, aufgesetzt.
Eine ortskundige Stadtführerin, Frau Pilar Tobarcia, begleitete uns zu dem größten und einem der reichsten gotischen Dome, der Catedral de Santa Maria
mit ihrem berühmten 96 m hohen Turm, der Giralda (Wetterfahne) . Der Turm wurde als Minarett der maurischen Hauptmoschee von 1184 bis 1196 auf römischen Sockeln errichtet. Im Jahre 1568 setzte man eine Glockenstube auf, deren Spitze die 4 m hohe Windfahne, den sogenannten Giraldillo, trägt. Die Kathedrale wurde in den Jahren 1401 bis 1506 erbaut, als Ersatz der bis dahin durch ein Erdbeben stark beschädigten Moschee-Kathedrale. Der fünfschiffige Kirchenraum gehört zu den eindrucksvollsten der spanischen Gotik und beherbergt eine Fülle an Kunstwerken, u.a. auch das Grabmal des Kolumbus.

1987 wurde die Kathedrale von Sevilla von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt.
Im Römischen Reich war die Stadt MERIDA Hauptstadt der Provinz Lusitania und hieß bei ihrer Gründung Ende des Jahres 25 v. Chr. Augusta Emerita. Die Stadtgründung diente den Veteranen, den Emeritierten, (verdient, ausgedient) als Kolonie der römischen Legionen V Alaudae und X Gemina.
Merida hat noch viele gut erhaltene römische Bauwerke vorzuzeigen und ist als UNESCO-Weltkulturerbe ausgewiesen. Die unter Kaiser Augustus erbaute Bogenbrücke mit einer Länge von ca. 790 m. aus Granit konnte noch bis 1991 befahren werden, wir sind darübergegangen.
Im architektonisch großartig gestalteten Archäologischen Museum präsentierte man uns Marmorskulpturen wie Togati, Portraits, Architekturfragmente, Tondi mit der Darstellung von Flussgöttern, Fußbodenmosaike, Grab- und Weihesteine und Gläser.
Das Römische Theater, wahrscheinlich durch den Konsul Marcus Vipsanius Agrippa in Auftrag gegeben und zwischen 16-15 v. Chr. eingeweiht, haben wir besucht. Nach einigen Auf- und Umbauten im Laufe der Jahrhunderte wird dieses römische Theater mit seiner Kulisse aus korinthischen Marmorsäulen zum Sommerfestival wieder bespielt.
Augusta Emerita erhielt seine Wasserversorgung durch einen großen Aquädukt, den Acueducto de los Milagros, der aus dem Proserpina Stausee, ein großes römisches Wasserreservoir, gespeist wurde. Über 30 der gut erhaltenen hohen Pfeiler des ehemaligen Aquädukts dienen heute brütenden Störchenpaaren als Nestablage.
Wir verließen Merida in nördlicher Richtung um uns in den folgenden Tagen verschiedene Kirchen und Klöster anzusehen. Die zweistündige Busfahrt ging durch landschaftlich schönes Gebiet, Gras und Felsen abwechselnd. Hier wird Weidewirtschaft betrieben. Wir sahen viele Schafe und vereinzelt Rinder.
In ALCANTARA besuchten wir eine römische Steinbogenbrücke, die 105 n. Chr. fertiggestellt war. Mitten auf der Brücke steht ein Ehrenbogen für Kaiser Trajan. Am linken Ufer sahen wir einen kleinen Tempel, die Grablege des Caius Iulius Lacer, des Erbauers der Brücke.
Unsere Fahrt ging weiter von Plasencia zum Kloster Yuste, das Hieronymiten-Kloster und letzte Unterkunft von Kaiser Karl V.
Auf dem Weg nach Granada kamen wir in ANTEQUERA bei den Großsteingräbern von Menga und de Viera, Megalithgräber aus der Jungsteinzeit, vorbei. Sie wurden erst 1920 entdeckt und seit 1980 gehören sie zum Weltkulturerbe. Ein begleitender Film gab uns Aufschluss über den Transport dieser tonnenschweren Steine.
Am nächsten Tag besuchten wir, unter der Führung von Herrn Carlos Moreno in GRANADA die Alhambra und Generalife. Wie alle maurischen Profanbauten sind auch die Palastanlagen äußerlich unscheinbar. Ihre künstlerische Bedeutung liegt in der überaus reichen Dekoration. Die Wand- und Deckenverkleidung besteht in den meisten Fällen aus kunstvoll bemalten keramischen Fliesen. Alle Räume münden, wie im alten griechisch-römischen Haus üblich, auf einen Hof, der meist mit einem Wasserbecken oder einem Springbrunnen versehen ist. Besonders schön ist der Löwenhof , in dem 12 wasserspeiende marmorne Löwen aus dem 14. Jh. eine zwölfeckige Brunnenschale tragen. Jeder Löwe ist ein Sinnbild für die Sonne des Tierkreises und die zwölf Monate, die in der Ewigkeit alle zugleich vorhanden sind.
Wir streiften durch den Garten des Architekten (Generalife) und fanden großes Vergnügen an der Farbenpracht der Blumenbeete, Bäumchen, Schnittgehölze und anderer Gewächse. Die Hecken und Wasserspiele erinnerten uns an die Gärten italienischer Renaissancevillen.
CORDOBA, die Geburtsstadt Lucius Annaeus SENECAS (4 v. – 65 n. Chr.) und bekannt durch die Mezquita, einst die größte Moschee in der islamischen Welt. Damals stand an ihrer Stelle ein römischer Tempel, auf dessen Fundamenten die Westgoten eine christliche Basilika errichten. Als die Araber 711 Cordoba zu ihrer Hauptstadt machten, wandelte man zunächst eine Hälfte der Kirche in eine Moschee um, während man die andere Hälfte den Christen beließ. Die muslimische Bevölkerung wuchs jedoch schnell, so dass man auch den christlichen Flügel erwarb und mit dem Bau einer neuen Moschee begann.

In unserer Freizeit schlenderten wir durch die schmalen malerischen Gässchen der Altstadt und betrachteten die Schaufensterauslagen, genossen ein Eis oder einen trockenen Sherry, für den Spanien bekannt ist.
Am Nachmittag hielt Herr Becker noch eine Überraschung für uns parat:
Wir fuhren zu der zerklüfteten Karstlandschaft TORCAL DE ANTEQUERA, wo Wind und Wetter aus dem porösen Kalkgestein, das vor Jahrmillionen mit Meer bedeckt war, bizarre Formen geschaffen hat.
Sollten wir wieder einmal Gelegenheit haben, in die Nähe von Merida zu fahren, so würden wir uns wünschen, in Trujillo im Parador, einem als Hotel umgebautes Kloster zu wohnen, das wir bei unserer Tour vier Tage lang bewohnt haben.