Athen und Kykladen 2017
Nach pünktlicher Landung auf dem Athener Flughafen, begrüßte uns Frau Anastasia Marangou, die uns in den nächsten zehn Tagen begleiten sollte, ganz herzlich. Wir kannten sie bereits von anderen Exkursionen und so war die Freude groß, dass wir wieder von ihr geführt werden konnten.
Gleich am Nachmittag besuchten wir das ARCHÄOLOGISCHE NATIONALMUSEUM IN ATHEN. Im Reisebericht unserer Exkursion nach ATHEN im Januar 2017 wird dieser Besuch detailliert beschrieben. Ebenso der „Mechanismus von Antikythera“, der im Museum präsentiert und anhand von Modellen gut erklärt ist.
Am nächsten Tag fuhren wir nach PIRÄUS und besuchten das dortige ARCHÄOLOGISCHE MUSEUM. Der Hafen von Piräus wurde vor einiger Zeit (1959) ausgebaggert und dabei kamen neben römischen Reliefs, u.a. ein Rammsporn, lebensgroße Bronzestatuen, wie der obige Kouros, eine Artemis, aus dem 4. Jh. vor Chr. (die Arbeit soll in der Schule des Braxiteles entstanden sein) und eine Statue der Athena, ebenfalls aus dem 4. Jh. v. Chr., ans Licht. Ferner Keramik und Kleinfunde aus der mykenischen Zeit und griechischen Antike.
Wir waren überrascht, in welch gutem Zustand sich die Großbronzen befinden und wie exakt der damalige Künstler die Figuren modelliert hat.
In perekleischer Zeit ( 495 – 429 v. Chr.) wurde von Hippodamos von Milet die Stadtanlage von Piräus mit rechtwinklig sich schneidenden Straßen angelegt, die Häfen ausgebaut und mit Säulenhallen und Schiffshäusern versehen. Noch heute ist etwas von dem Straßenraster in Luftbildern erkennbar.
Selbstverständlich besuchten wir auch das AKROPOLIS MUSEUM, die Terrakottesammlung im Erdgeschoss, die Kouroi im ersten Stock und die marmornen Skulpturen, die gut restaurierten Originale der Karyatiden, ferner die Reliefs des Panathenäenzuges vom Parthenon. Neugierig geworden auf das Original spazierten wir zur AKROPOLIS, besahen uns den Restaurierungsfortschritt seit unserem letzten Besuch im Januar 2017 am Parthenon, blickten hinüber zum Erechtheion und der ionischen Korenhalle mit den Kopien der Karyatiden.
Von Piräus brachte uns eine Fähre nach sieben Stunden zur Insel SANTORIN wo ein ganztägiger Ausflug nach Akrotiri und dem Prähistorischen Museum auf dem Programm standen. Wie archäologische Forschungen ergeben haben, lebten auf der ehemals runden Insel seit der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. Bewohner. Etwa bis zur Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. gehörten die Bewohner von Santorin zu jener Kultur, die auf allen Kykladeninseln in Blüte stand. Nach einem großen Vulkanausbruch, der sich um 1500 v. Chr. ereignete, wurde die Insel an manchen Stellen von bis zu 30 Metern dicker Vulkanasche begraben. Der griechische Archäologe Spyridon Marinatos grub unter meterdicken Ascheschichten eine nahezu perfekt erhaltene Stadt (Akrotiri im Südwesten der Insel) aus mit Überresten von Gebäuden, Straßen, Plätzen, Möbelstücken, wie Betten und kleinen Dreifußtischen, oft mit geschnitzten Beinen, Hocker und Stühle, alle aus Holz gearbeitet. Enge Gassen mit Steinpflaster durchziehen die Siedlung von einem Ende zum anderen. Unter dem Steinpflaster der Wege verläuft das Kanalisationsnetz der Stadt, das direkt mit den Abwasserleitungen der Häuser verbunden ist. Durch runde Tonrohre wurden die Abwässer der Häuser in die Abzugskanäle unter den Wegen abgeleitet. Die Bewohner hatten eine hohe Kultur, was auch in den reichen Wandmalereien in ihren Häusern zum Ausdruck kommt und in den zahlreichen Keramikfunden, wie Amphoren, Töpfen, Krügen usw. Akrotiri ist die wohl besterforschte Ausgrabungsstätte auf Santorin und etwa mit Pompeji zu vergleichen.
Eine Fähre der Blue Star Ferries Linie brachte uns nach zwei Stunden Fahrt zur größten Insel der Kykladen, zur Insel NAXOS. Schon von Ferne sahen wir das Tempel-Tor aus archaischer Zeit auf dem Inselchen Palati, das gleichsam als Wahrzeichen von Naxos gilt. Das Tor, die Portara, gehört zu dem unvollendeten Dionysos-Tempel aus dem späten 6. Jh. v. Chr. Der Sage nach, war Naxos die Insel, auf der die kretische Königstochter Ariadne von Theseus zurückgelassen wurde, nachdem Theseus über den Minotaurus gesiegt hatte.
Wir besichtigten die archaische Jünglingsstatue von über 5m Länge, den Kouros in Melanes, der noch immer unfertig im antiken Steinbruch liegt. Ein weiterer Kouros, der von Apollonas, ebenfalls aus dem 6. Jh. v. Chr., eine Dionysos-Figur, misst über 10 m Länge und liegt auch unfertig im Gelände. Weshalb die Marmorfiguren nicht vollendet wurden ist nicht überliefert. Die Forscher mutmaßen, dass die Figuren für den Abtransport zu schwer waren, oder Risse auftraten. Es könnte auch sein, dass der Auftraggeber die Zahlung eingestellt hat.
Vereinzelt sahen wir römische Wasserleitungen in Form von starken Tonröhren in der Böschung entlang der Straße vergraben.
Die Insel Naxos ist gut bewässert. Landwirtschaft wird in teilweise terrassierten Gebieten betrieben. Wir sahen Öl- und Obstbäume, Weinstöcke und Getreideanbau. Ziegen und Schafe weideten auf den Hochebenen.
Bekannt war Naxos für den Abbau von Schmirgel. Seit der Antike bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Schmirgel als Schleifmittel benötigt. Die Firma Naxos-Union in Frankfurt am Main hatte seit 1871 jahrzehntelang das Alleinverkaufsrecht für Naxos-Schmirgel. Doch die Forschung entdeckte Ersatzstoffe und so verlor der Naturschmirgel seine Bedeutung.
Ein Tagesausflug mit der Fähre nach Mykonos und Delos stand auf dem Programm. DELOS gilt als Geburtsort der göttlichen Zwillinge Apollon und Artemis. Die Mythologie besagt, dass Zeus Leto schwängerte und die eifersüchtige Hera hatte jedem Land verboten, Leto aufzunehmen so dass ihre Kinder nirgends geboren werden dürften. Die Insel Delos schwamm im Meer, konnte also nicht als „Land“ bezeichnet werden und so gebahr Leto Apollon und Artemis. Nach der Geburt des göttlichen Paares befestigte Poseidon die Insel Delos mit einer Säule am Meeresboden.
Am Fuß des Berges Kynthos wurden Reste einer prähistorischen Siedlung aus der Zeit um 2.800 v. Chr. gefunden. Zwischen 1.050 und 950 v. Chr. ließen sich Ionier auf der Insel nieder und brachten den Apollonkult mit. Sie knüpften Handelsbeziehungen zu Häfen in Syrien und Armenien an. Delos entwickelte sich schnell zu einem Handelszentrum. Delos galt als heilige Insel und bot den Kaufleuten Schutz für ihre Schiffe, nicht geplündert zu werden.
In der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. geriet es in den Einflussbereich Athens. Der Athener Tyrann Peisistratos ordnete in der 1.Katharsis an, sämtliche in der Nähe des Tempels befindlichen Gräber zu entfernen. In der 2. Katharsis wurden darüber hinaus Geburten, Todesfälle und Bestattungen untersagt. Die Gräber wurden auf die Nachbarinsel Rinia verlegt.
478 v. Chr. wurde der erste Attische Seebund mit Sitz auf Delos gegründet (Vereinigung der Insel- und Küstenstädte des Ägäischen Meeres unter der Führung Athens zur Verteidigung gegen eventuelle Übergriffe der Perser). Die Versammlungen der Verbündeten fanden im Apollontempel statt. Hier wurde auch die Bundeskasse mit den Beitragsgeldern aufbewahrt. 454 v. Chr. hatte Athen so viel Macht, dass es den Beschluss durchsetzen konnte, die Bundeskasse unter dem Vorwand der größeren Sicherheit auf die Athener Akropolis zu überführen.
Als der makedonische König Perseus von den Römern besiegt wird, schlägt der römische Senat im Jahre 166 v. Chr. das Heiligtum den Athenern zu, während der Hafen Zollfreiheit erhält. Ab 146 v. Chr. genießt Delos bis 90 v. Chr. unter der Herrschaft der Römer den Höhepunkt seiner Entwicklung. 88 v. Chr. plündert und erobert König Mithridates von Pontos Delos in seinem Krieg gegen die Römer. Nach dem Friedensschluss 84 v. Chr. kam Delos durch Sulla in die Hände der Römer. Doch durch Seeräuberkrieg und Verwüstungen konnte sich die Insel nicht mehr erholen und war seitdem nicht mehr bewohnt. Im 2. Jh. n. Chr. lebten auf Delos nur noch die Wächter der Heiligtümer.
Von unserem Rundgang auf der Insel Delos werden uns die fünf mächtigen marmornen Löwenfiguren aus dem 7. Jh. v. Chr., ein Weihgeschenk der Naxier, in Erinnerung bleiben. Ferner einige Fußbodenmosaike und Fresken, die sich wohlhabende Händler, Bankiers und Reeder um 160 v. Chr. und später, während der Blüte von Delos, in ihren Häusern anlegen ließen.
Eine weitere Insel der Kykladen weckte unser Interesse: Die Insel PAROS. Hier wird der berühmte weiße kristalline Marmor mit einer Lichtdurchlässigkeit von 6 bis 7 cm gebrochen aus dem auch Praxiteles seine Spitzenwerke gearbeitet hat.
Erste Siedlungsspuren auf Paros stammen aus der Bronzezeit. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die Bewohner und deren Herrscher. Die Bewohner gelangten durch Handel und Schifffahrt früh zu Wohlstand. Paros war bei der Erhebung der an der kleinasiatischen Westküste angesiedelten Ionier (500-494 v. Chr.) gegen die persische Despotie, die im Zuge einer westlichen Expansion das Wirtschaftsgebiet der griechischen Handelskolonien einzuengen versuchte, bedeutend. Am Ende dieser Auseinandersetzung musste Paros die Oberherrschaft Athens anerkennen und wurde in einem Prozess, wegen Vergeudung von Staatsgeldern, zur Zahlung eines Tributs von 30 Talenten verurteilt.
Im Archäologischen Museum befindet sich ein Fragment einer Marmorstele mit Inschrift von der Insel Paros, das Marmor Parium. Diese parische Chronik ist eine in Marmor gemeißelte griechisch geschriebene Tabelle der politischen und kulturellen Geschichte Griechenlands in zwei Teilen. Fragment A befindet sich in England und umfasst die Jahre König Kekrops von Athen 1581 bis 355; Fragment B ist auf Paros verblieben und dokumentiert die Jahre 336 bis 299.
Weiter zeigt das Museum Amphoren aus der Geometrischen Zeit, drei Gorgonen, (Stheno, die Starke, Euryale, die Weitspringende und Medusa die Herrscherin) ,viele marmorne Statuen, Sarkophage, Grabsteine, Säulenbasen, Portraits, Steinkisten (ossuarien) zur Aufbewahrung der Kremationsreste.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes auf NAXOS wanderten wir zum Dionysos-Tempel, dem ältesten ionischen Tempel in Griechenland. Die zwischen 1986 und 1999 freigelegten Gebäudereste gehörten zu einer antiken Tempelanlage, dem Heiligtum von Iria. Die bei den Ausgrabungen gemachten Funde waren dem Gott Dionysos geweiht, dem Schutzherrn der Insel Naxos.
Vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. kam es in römischer Zeit zu umfangreichen Reparaturmaßnahmen. Zu jener Zeit verehrte man neben dem Gott Dionysos jetzt auch den römischen General Marcus Antonius. Ihm zu Ehren wurde eine marmorne Panzerstatue vor der Cella im Tempel errichtet, die sich heute im kleinen Museum befindet.
Eine Fähre brachte uns von Naxos nach Piräus. Dann ging es gleich zu unserem zentralgelegenen Hotel in der Athener Innenstadt.
Am Abreisetag nutzten wir die Zeit um uns im Schliemann-Haus, in dem das Numismatische Museum untergebracht ist, umzusehen. Bei einer kleinen Tasse Kaffee im Park des Schliemann-Hauses verweilten wir einige Minuten lang und jeder für sich dachte wohl an den Schlager, den Nana Mouskouri sang: „Weiße Rosen aus Athen, sagen mir komm recht bald wieder …“