Sizilien 2017
Sizilien, die größte Insel des Mittelmeeres, wird auch poetisch „Trinakria“, die Dreieckige genannt. Mit dem Namen Sizilien verbindet man Begriffe wie Griechische Tempel in dorischem Baustil, römische Villen, z. B. die Villa Romana del Casale/ Piazza Armerina mit ihren herrlichen Mosaiken, das Antike Theater von Taormina, von dessen landschaftlich reizvollen Lage selbst Goethe verzückt war, die Kathedrale von Palermo und den Ätna.
Im Reisebericht „Sizilien zwischen Antike und Mittelalter aus dem Jahr 2012“ wurden bereits geschichtliche Daten genannt.
In vorliegender Beschreibung startete unsere Gruppe, unter der Führung von Mario Becker, zunächst in Catania mit Zwischenlandung in Rom. Am nächsten Tag begann unsere Tour in Syrakus und zwar im Archäologischen Museum. Dort fanden wir gut erhaltene Vasen, Terrakotten, Architekturelemente von Tempelgiebeln wie Akrotere und Antefixe, Medusen und Numismatik von Sizilien. In der Archäologischen Zone sahen wir den größten Altar der Antike mit einer Breite von 20 Metern und einer Länge von 200 Metern. Es war der Altar Hieron II. von 212 vor Chr. auf dem bis zu 400 Tiere geopfert werden konnten.
Wir spazierten zum griechischen Theater aus dem 3. Jh. vor Chr., das 20-25000 Besuchern Platz bot. Das Theater wurde aus dem Fels herausgeschält. Weiter ging es zu den Antiken Steinbrüchen der Latomia del Paradiso, in denen auch das „Ohr des Dionysios“, eine künstliche Grotte von 23 m Höhe und 65 m Länge zu finden ist. Im Innern der Grotte wird jeder Laut mehrfach verstärkt.
Das römische Amphitheater, wahrscheinlich im 3. Jh. erbaut, zählt zu den großen des Imperium Romanum. Von einigen Sitzplätzen haben sich abgerundete Schlusssteine erhalten, auf denen die eingemeißelten Namen der Platzbesitzer zu lesen sind.
Nach der Mittagspause fuhren wir zur Arethusaquelle, einer Süßwasserquelle, die vom Meer aufsteigt und sich nicht mit dem Meerwasser vermischt. Ein schöner, lauschiger Platz mit vielen grünen Pflanzen bewachsen.
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Eine Fähre brachte uns nach Reggio di Calabria . Hier im Untergeschoss des Museo Nazionale della Magna Grecia stehen zwei griechische Bronzefiguren aus der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr, die „Heroen von Riace“. Erst 1972 wurden sie von einem Hobbytaucher in einer Tiefe von ca. 8 Metern entdeckt.
Unabhängig von diesen beiden Prachtexemplaren stellt das Museum weitere Exponate aus der Region aus, wie Architekturelemente, Spiegel, Webgewichte, Vasen, Terrakotta, Skulpturen von den Dioskuren Castor und Pollux, in Terrakotta gearbeitet und Pinakes ebenfalls in Terrakotta hergestellt mit verschiedenen mythologischen Themen als Schmuckelemente.
Am nächsten Tag spazierten wir durch Catania , besuchten den Dom und sahen die marmorne Gedenktafel für den italienischen Komponisten Vincenzo Bellini (1801-1835), mit einem kurzen musikalischen Satz des ersten Aktes seiner bekannten Oper „Norma“.
Unsere Fahrt am 16.3.2017 ging weiter zum Ätna, der uns gegen 14:30 h mit einer grauen Wolke und eine Stunde später, mit einer dunkelgrauen bis schwarzen Wolke „begrüßte“. Ab und zu hörten wir ein dumpfes Grollen dieses Vulkans. Feurige Lava soll aus dem Schlot ausgetreten sein, was wir von unserer Station nicht sehen konnten.
Von Catania fuhren wir in westlicher Richtung auf der A 19 bis Enna und dann auf der Durchgangsstraße 117 in südlicher Richtung bis Aidone. Hier in Morgantina besuchten wir die Ausgrabungsstätte. Im 6. Jh. v. Chr. wurden die früheren Einwohner von Griechen hellenisiert. Im Museum betrachteten wir Tonziegel, Gorgonenköpfe, Vorratsgefäße aus Keramik, kultische Gegenstände für die Anhänger des Demeterkultes (Persephone und Hades). Eine marmorne Göttin von 420-410 v. Chr. Aphrodite von Morgantina, wurde von den USA im Rahmen der Rückgabe von Raubkunst im Jahre 2011 wieder an das Museum zurückgegeben.
Nach einer kurzen Fahrt gelangten wir zum Highlight dieser Exkursion: Zur Villa Romana del Casale vom Piazza Armerina , einer spätrömischen Villa urbana mit ihren wundervollen Fußbodenmosaiken. Sie ist ein wichtiges Denkmal für das römische Sizilien und gehört seit 1997 zum Weltkulturerbe. Die prächtigen Bodenmosaiken zeigen große, figürliche szenische Darstellungen, mythologische Bildmotive und Szenen aus dem täglichen Leben wie die bekannten Bikinimädchen beim Sport. Die große Villa umfasst jegliche Art von Bequemlichkeit von Thermen, Empfangsraum, Schlafzimmern und Speisezimmer.
In Agrigento (lat. Agrigentum) besuchten wir das griechische Tempeltal. Durch den Sieg in der Schlacht bei Himera 480 v. Chr. entwickelte sich diese griechische Polis (Akragas) auf Sizilien als zweitwichtigste. Die Bedeutung fand ihren Ausdruck u.a. im Bau einer Reihe monumentaler Tempel, die im Verlauf des 5. Jh. errichtet wurden. (Die Bezeichnung „Tal der Tempel“ wird auch allgemein für die gesamten archäologischen Stätten von Agrigent verwendet).
Der Concordiatempel (Tempel F) ist einer der besterhaltenen dorischen Tempel mit einer Cella und 6 x 13 Säulen. Der Heratempel hat ebenfalls 6 x 13 dorische Säulen und der dorische Zeustempel ist leider zerbrochen.
Auf der Küstenstraße Nr. 115 fuhren wir nach Marinella um uns in Selinunt gut erhaltene dorische Tempel anzusehen. Durch Erdbeben sind einige eingestürzt.
An diesem Sonntag hatten wir eine Weinprobe und genossen Köstlichkeiten sizilianischer Reben um beschwingt einen Spaziergang durch die antiken Steinbrüche „Cave die Cusa“ zu machen und die abgekeilten Säulentrommeln, die halbfertig an Ort und Stelle verblieben, zu betrachten.
Im Museo del Satiro in Mazaro dell Vallo, ca. 50 km von Selinunt entfernt, betrachteten wir den „Tanzenden Faun“. Es handelt sich um eine antike Bronzefigur des Satyr, die Ende des 20. Jh. ins Netz eines Fischers geriet.
Von Mazara del Vallo über Marsala erreichten wir die Bootsanlegestelle für eine kurze Bootsfahrt zur Insel Mozia . Die kleine Insel ist deshalb so interessant, weil dort nach ihrer Zerstörung durch Dionysios I von Syrakus keine nennenswerte Bebauung stattfand und somit die seltene Möglichkeit besteht, eine Stadt der Phönizier zu betrachten.
Der englische wohlhabende Archäologe Joseph Whitaker kaufte die Insel im Jahre 1906 und führte systematische Ausgrabungen durch. Verschiedene Universitäten erforschen die kleine Insel noch heute weiter.
Im Ausgrabungsgelände fanden wir phönizische Grundmauern einer Siedlung, schwarz/ weiße Kieselmosaike und einen Kothon (Binnenhafen). Das kleine Museum beherbergt Kleinplastiken, Keramiken, Münzen und ähnliches.
Ein Spitzenstück dieses Museums ist die 1979 gefundene griechische Marmorstatue eines jungen Mannes in langem, anschmiegsamen Plisseegewand aus dem 5. Jh. v. Chr.
Ein weiterer dorischer griechischer Tempel wartete auf uns in Segesta . Er stammt aus dem 4. Jh. v. Chr. und ist unvollendet: Die Kanneluren der 6 x 14 Säulen fehlen komplett, der Tempel enthält keine Cella und hat keine Metopen;
ein Dach ist auch nicht ansatzweise zu erkennen. In den Stufen sind noch deutlich die Hebebossen zu sehen, die dazu dienten, den Block genau setzen zu können. Segesta hatte auch ein Theater. Es wurde im 2. Jh. v. Chr. erbaut und weist typische griechische Architekturformen auf. Der Bau liegt am Bergabhang, doch der Zuschauerraum für ca. 3000 Gäste wurde auf einer künstlichen Erdaufschüttung errichtet.
Von Segesta fuhren wir über Cefalu nach Monreale, dessen Dom aus dem 12. Jh. einen kunstvollen Kreuzgang aufweist. Der Säulengang umschreibt ein Quadrat. Die über 200 Säulen sind glatt, mit Zickzackkanneluren oder Mosaikbändern geschmückt und jede Säule wird von einem Kranz aus Akanthusblättern gekrönt.
Den letzten Tag vor unserem Abflug nach Frankfurt verbrachten wir in Palermo. Das Archäologische Museum Archeologico Regionale Antonio Salinas birgt einige der wichtigsten archäologischen Funde aus der Antike. Die Metopen von Selinunt. Architekturfragmente und einen lebensgroßen Bronzewidder aus dem 4. Jh. v. Chr. aus der Schule des Lysipp.
Im prächtig ausgestatteten Dom besichtigten wir die Kaisergräber. Es sind die Porphyrsarkophage Friedrichs II. und Heinrich VI. von Hohenstaufen; Rogers II und seiner Tochter Konstanze, der Frau Heinrichs VI. von Hohenstaufen und Mutter Friedrich II.
Zu unserer Überrachung tauchen immer wieder Exponate auf, die es sich anzusehen unbedingt lohnt und solche Exkursionen spannend gestalten.