09.01.2019

Kreta Oktober 2018

Insel des Minos

Woher kommt der Name „Kreta“ ?
Wie vieles im Mittelmeerraum hat es mythologischen Hintergrund: Zeuss – wie so oft – verliebte sich in das Mädchen, als er sie mit ihren Gefährtinnen am Meer spielen sah. Er nahm die Gestalt eines schönen weißen Stier an und trabte zu den Mädchen, legte sich nieder und ließ sich von ihnen streicheln. Europa fand ihn so zahm und sanft, dass sie schließlich seinen Rücken erkletterte, worauf sich das Tier erhob, davonlief und mit ihr in das weite Meer hinausschwamm. Sie wurde bis nach Kreta entführt, wo der Stier sie am Ufer absetzte und sich dann als Zeus zu erkennen gab. Dann liebten sie sich. Europa gebar ihm drei Söhne: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon. Schließlich wurde Europa die Gattin des kretischen Königs Asterios, die gebar ihm eine Tochter,  Krete , und er adoptierte ihre Söhne als seine eigenen und setzte  Minos zum Erben ein.
Europa gab ihren Namen einem Kontinent, der Stier ist als Sternbild am Himmel verewigt. Minos herrschte von nun an und wurde König von Kreta.

Welche Bedeutung hat der „Stier“ als Symbol für die Insel Kreta ?
Kreta ist eine Insel umspült vom Mittelmeer. Der Gott des Meeres war Poseidon und er sah es gar nicht gern, dass Minos nur seinem höheren Bruder, dem Zeuss, diente. Poseidon war eifersüchtig. Man riet Minos doch ab und zu auch zu Poseidon zu beten und Minos tat das. Beten kostet nichts. Minos war gezwungen, dem Poseidon Respekt zu erweisen. Poseidon forderte von Minos einen Stier, solch einen schönen weißen Stier, auf dem Zeuss mit der Europa auf dem Rücken auf Kreta landete. So kam Kreta zu seinem Symbol dem  Stier.

Nach pünktlicher Landung fuhren wir am nächsten Tag nach CHANIA, zur Nekropole Armeni  die zur Neupalastzeit um 1700 v. Chr., minoische Zeit, zählt. Es waren nur Körpergräber. Chania ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Siedlungsstätten Europas und hieß Kudonija später Kydonia. Es sind ungefähr 326 Gräber entdeckt worden und noch nicht alle ausgegraben. Die aufgefundenen Grabbeigaben lassen auf wohlhabende Bewohner schließen. In den Städten und auf dem Land werden Villen errichtet, die reich mit Wandmalereien ausgestattet sind.

Im angegliederten Archäologischen Museum sind neben Töpferwaren mehrfarbig bemalte Tonsarkophage ausgestellt.

Die Markthalle von Chania hatte ein reichhaltiges Angebot an Lebensmitteln. Von Gemüse über Obst, Frischfleisch, Ölen und Nüssen war alles vertreten und lecker angeboten, was wir auch genutzt haben.

Von Chania in westlicher Richtung an der Küste, liegt der Soldatenfriedhof von   MALEME. Hier fanden über 4000 deutsche Gefallenen aus einem Kampf von 1941 die letzte Ruhe. Der Friedhof wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge errichtet und 1974 eingeweiht.

Weit im Osten der Insel Kreta befindet sich ARMENI  auf der Chandras Hochebene. Wir besuchten die spätminoische Nekropole. Die aufgefundenen Grabbeigaben wie Statuetten, Schmuck, Gefäße, Waffen und anderes sind in den Museen in Chania und Rethymnon ausgestellt.

Südöstlich von Rethymnon liegt das Kloster  ARKADI , was eine herausragende Rolle im kretischen Kampf um die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich spielte. Es gilt als Nationalheiligtum. 1866 zur Zeit der türkischen Besatzung Kretas, sprengten sich hier über 900 Kreter, angesichts der ausweglosen Lage, infolge türkischer Übermacht, selbst in die Luft. Die Kreter forderten die europäischen Großmächte auf, sich für den Anschluss Kretas an das griechische Mutterland einzusetzen. Doch diese hatten ihre eigenen Sorgen. Erst 1913 erfolgte die Vereinigung mit Griechenland.

5 km weiter in nordöstlicher Richtung gelangten wir nach ELEFTHERNA, einem Gebiet einer alten Polis in ungefähr 380 m. Höhe. In der Nekropole fanden Archäologen Grabbeigaben aus der Zeit  von 800  v. Chr. bis in die griechisch-römische Zeit (67 v. Chr. bis 323 n. Chr.). Das Museum von Eleftherna, ein moderner Bau, beherbergt Objekte aus der Zeit 3000 vor Chr. bis

1400 n. Chr. Die Ausgrabungen begannen erst 1980 unter der Leitung der Uni Kreta mit Professor Stampolidis. Neben Vasen, Skulpturen, keramischen Figürchen und Waffen steht in einem Raum die archaische Skulptur der Lady von Eleftherna, einer „Verwandten“ der Lady von Auxerre aus dem Louvre in Paris.

Eine Überraschung für uns. Das Museum umwirbt Besucher mit dem Spruch: „Homer in Kreta“. Was hat es damit auf sich? In einer Vitrine geht es um das Thema „Begräbnis“: Ein noch nicht publizierter Fund mit der Darstellung eines Leichenbrandes mit Grabbeigaben und eines hingerichteten Menschen, erkennbar an der nach hinten gebogenen Wirbelsäule, des fehlenden Kopfes und der Fesselung am Grab bzw. Scheiterhaufens des Verstorbenen zeigt Parallelen zu Patroklos. Am Scheiterhaufen des Patroklos opfert Achilleus zwölf junge Trojaner und zieht die Leiche des Hektor, hinten an seinen Streitwagen gebunden, 12 Tage lang um das Grabmal seines Freundes. Das ist die Blutrache und damit der Beweis, dass solche Rache, wie sie Homer in der Ilias beschrieben hat, auch in Wirklichkeit existierte. Deshalb kamen die Archäologen zu dem Ergebnis und Werbespruch : „Homer in Kreta“.

GORTIS (neugriechisch Gortys)  liegt ca. 40 Kilometer südlich von Iraklion.

Im 3. Jh. v. Chr. dominierte die Stadt das südliche Zentralkreta. Homer erwähnt Gortis in seiner Ilias im Zweiten Gesang Zeile 646. An der Nordwand des Odeons ist der älteste Gesetzescodex Europas in boustrophedon Art eingemeißelt und stammt aus der Zeit um 500 v. Chr. bis 450 v. Chr.  Er ist erstaunlich modern. Dabei umfasst er das Familien-, Erb-, Sachen-, Straf-, und Prozessrecht. Seit 1884 wurde die antike Stadt von italienischen Archäologen ausgegraben. Angesehen haben wir uns das Odeon mit den Gesetzestexten in dorischem Dialekt, das Prätorium und das Theater.

Der größte Palast Kretas befindet sich in  KNOSSOS, den wir besucht haben. Er wurde zwischen 2100 v. Chr. und 1.800 v. Chr. auf den Ruinen einer ausgedehnten neolithischen Siedlung errichtet. Der Palast besaß nahezu einen quadratischen Grundriss und bedeckte eine Fläche von ca. 20.000 m². Die von reichen Villen und ausgedehnten Siedlungen umgebenen Paläste waren Sitz der Verwaltung und der Gerichte, aber auch bedeutende Handels- und Handwerkerzentren sowie Kontrollstellen für die Produktionsaktivitäten eines umfangreichen Gebietes. In den ausgedehnten Lagerräumen der Paläste wurden nicht nur diejenigen Güter aufbewahrt, die für den Eigenbedarf der Palastbewohner bestimmt waren, sondern auch die, die für die Weiterverteilung bzw. den Handel vorgesehen waren.

Am Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. entstanden kleinere Königreiche auf Kreta, wie man aus den größeren Palastanlagen in Phaistos, Malia und Kato Zakros schließt. Der Palast von Knossos wurde von 1900 bis 1905 von dem englischen Archäologen Arthur Evans und seinen Mitarbeitern erforscht.

Mit einem kurzen Ausflug nach  MATALA , deren Höhlen in den sechziger Jahren magischer Anziehungspunkt für die Blumenkinder waren, jetzt unter Denkmalschutz steht, konnten wir die gute Meeresluft genießen. Weiter ging unsere Tour nach HERAKLION und zum Besuch des bedeutendsten Museum für Antikensammlung Griechenlands nach dem Nationalmuseum Athens. Im Jahre 2014 wurde das Archäologische Museum, nach jahrelanger Neugestaltung, wieder eröffnet. Die Sammlung zeigt berühmte Ausstellungsstücke aus einem Zeitraum zwischen dem 7. Jahrtausend v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert nach Chr.

Gefunden wurden die Exponate in Palästen, Heiligtümern, Landhäusern oder Grabmälern. Gezeigt werden die Objekte in 27 Räumen, die nach Entstehungszeit präsentiert werden. Zu erwähnen sind dabei einige besonders markante Stücke wie der noch nicht zu entziffernde Diskos von Phaistos. Die Hieroglyphischen Zeichen bewegen sich spiralförmig vom Rand zur Mitte. Aus der Neupalastzeit die beiden bar- und vollbusigen Schlangengöttinnen, die wohl als Göttinnen verkleidete Priesterinnen darstellen sollten und die goldenen Bienen von Malia. Zwei Bienen mit geöffneten Flügeln tragen einen Tropfen Honig in eine Wabe.

Wir bewunderten auch die Wandmalereien die von den damaligen Archäologen, wie dem Engländer Arthur Evans, Namen gegeben wurden. Darunter die Malerei mit der Darstellung Kleine Pariserin, oder der Blaue Affe.

Die Präsentation und Vielfalt der Objekte haben uns so gut gefallen, dass wir von Herrn Becker am letzten Tag unseres Aufenthaltes noch die Gelegenheit erbaten, wiederholt das Archäologische Museum von Iraklion zu besuchen.

Wir fuhren von Heraklion an der Nordküste des östlichen Kretas in Richtung Agios Nikolaos entlang und besuchten GOURNIA , eine kleine antike Hafenstadt aus minoischer Zeit. Die Ausgrabungsstätte weist eine Siedlung aus, die sich um ein „Herrenhaus“, das als Palast bezeichnet wird, gruppiert. Drei mit Steinen gepflasterte Straßen und eine Ringstraße sind ergraben worden und gut erkennbar.

Weiter an der Nordküste des östlichen Kretas, fast am Ende der Insel, fuhren wir zum Kloster Toplou, das wahrscheinlich im 14. Jahrhundert gegründet wurde um uns Ikonen anzusehen.

Wir gönnten uns einen kleinen Ausflug zum Palmenstrand von V A I  mit der einzigartigen endemischen Palmenart, die hier einen Hain bilden. Auf der Fahrt zu unserem Hotel in Chersonissos sahen wir eine Menge Windmühlen, die als Getreidemühlen dienten oder auch zur Bewässerung der Felder einst eingesetzt waren.

Auf der Lassithi-Hochebene gibt es einen Ort  KRASSI , den zu besuchen lohnt. Hier wächst seit 1.500 Jahren eine Mommentaler Platane mit einem Umfang von 14.60 m. Wir haben das selbst ausprobiert: 17 unserer Mitreisenden haben den Baum umfasst.

Praktisch in der Nachbarschaft von Krassi liegt der drittgrößte minoische Palast von  MALIA  in Meeresnähe. Der erste Palast Malias dürfte etwa 1900 v. Chr. errichtet worden sein. Nach einem schweren Erdbeben zwischen 1750 und 1700 v. Chr. wurde Malia zerstört doch größer wieder aufgebaut. Die meisten der heute sichtbaren Ruinen stammen aus dieser zweiten Periode.

In der Nähe der Küste befinden sich Königsgräber aus dem 19. und 18. Jh. v. Chr., die ohne Türen nur von oben durch eine Steinplatte verschlossen wurden. Trotz der vorausgegangenen Plünderungen wurden in den Grabkammern reiche Funde gemacht, darunter die Bienen von Malia, die wir im Archäologischen Museum von Heraklion gesehen und bestaunt hatten.

Mit dem Speedboat fuhren wir von Heraklion nach SANTORIN um die archäologische Ausgrabungsstätte von  AKROTIRI zu besichtigen. 1967 entdeckte der Archäologe Spyridon Marinatos eine Stadt der Kykladenkultur mit starkem Einfluss der minoischen Kultur. In ihrer Blütezeit wurde die Stadt durch einen Vulkanausbruch verschüttet und so für über 3000 Jahre bis zu ihrer Freilegung im 20. und 21. Jahrhundert konserviert. Die Ausgrabungsstätte ist mit einem kräftigen Schutzdach versehen. Nach vierzig Jahren kontinuierlicher Grabung ist längst noch nicht alles freigelegt. Der griechische Archäologe Spyridon Marinatos kam bei einem Unfall im Grabungsgelände ums Leben. Ein Gedenkstein in Akrotiri erinnert an ihn.

Ein Rundweg durch die gesicherten Teile der Stadt gestattete uns eine Besichtigung, während am Rand des Geländes die Forschungsarbeiten weitergehen. Die Straßen waren mit großen Steinplatten gepflastert, unter denen in einem Graben die Kanalisation durch die ganze Stadt verlief. Die Häuser waren zwei- oder dreistöckig. Holzbalken trugen Decken, Fenster- und Türstürze. Im Erdgeschoss befanden sich meist Werkstätten, Vorratsräume oder Verkaufsräume. Hier wurden Mahlsteine gefunden, Wasserbehälter und große pithoi, die in den Boden eingelassen waren mit Vorräten. Die Häuser weisen auf einen hohen Zivilisationsstand hin. Sie verfügten auch über Baderäume im Obergeschoss.

Wir waren erstaunt, wie funktionell die Menschen vor dreitausend Jahren ihre Häuser und Siedlungen gebaut haben. Die Arbeiten im Grabungsgelände werden fortgesetzt und so würde es uns nicht wundern, wenn eines Tages weitere Erkenntnisse veröffentlicht werden würden.