Rom - Dezember 2018
Gleich wenige Stunden nach unserer Landung in Rom stiegen wir voll ein in die Antike. Mario Becker führte uns in den Palazzo Massimo alle Terme und stellte uns die dortigen Highlights vor:
Vier Silberbecher, einer größer als der andere, fanden alle Platz im größten Becher mit der Gravur des Reiseweges eines Kurgastes aus Fanem Fortunae von Gades nach Rom. Antike Wandmalereien, die aus verschiedenen römischen Villen stammen und hier im Museum präsentiert werden. Besonders beeindruckend sind die Gartenfresken der Livia aus der Villa Farnesina. Ferner sahen wir Kaiserportraits aus Marmor, Sarkophage, insbesondere formvollendete Bildhauerkunst aus römischer Epoche bei der Ausarbeitung des Portonaccio Sarkophags, dessen Mittelmotive aus unerklärlichen Gründen nicht fertiggestellt wurden. Eine exakte Modellierung des marmornen Diskobol von Myron. Eine überlebensgroße hellenistische Bronzestatue eines nackten Jünglings von über 2 Metern, (2. Jh. v. Chr.) wahrscheinlich eine Arbeit von Lysipp, deren Deutung der Darstellung bis heute umstritten ist. Den sitzenden Faustkämpfer, eine Bronzearbeit aus der Mitte des 1. Jh. v. Chr., der vor einigen Monaten im Liebieghaus in Frankfurt am Main ausgestellt war. Originale bronzene Löwenköpfe, die an den beiden Lustbarken des Kaisers Caligula im Nemisee zur Verankerung dienten. Eine Marmorskulptur mit der Darstellung der sterbenden Niobide.
Am nächsten Tag bewegten wir uns ausschließlich auf vatikanischem Terrain und konnten eine Menge schöner Objekte bewundern. Patricia, unsere ständige Begleiterin , erklärte uns die Malereien in der Sixtinischen Kapelle noch vor unserem Besuch anhand eines Videos und nannte uns auch die Maler, die mit den verschiedenen Abschnitten der Ausschmückung der Kapelle berühmt wurden. Die Deckenmalereien wurden von Michelangelo ausgeführt. Die Wandgemälde zeigen verschiedene Szenen des Alten und Neuen Testaments, die von Botticelli, Perugino, Ghirlandaio, Rosselli u.a. angefertigt wurden.
Im achteckigen Hof sahen wir den Apollo von Belvedere von Leochares. Eine römische Kopie aus dem 2. Jh.n. Chr. eines griechischen Bronzeoriginals aus dem 4. Jh. v. Chr. . Der Marmorkopf diente Michelangelo als Vorbild für das Haupt des Weltenrichters Jesus in der Sixtinischen Kapelle. Winckelmann und Goethe waren begeisterte Bewunderer dieser Skulptur.
Wir betrachteten die marmorne Laokoon-Gruppe, eine römische Kopie eines hellenistischen Werkes 40 v. Chr., deren Künstler uns bereits an einem anderen Ort, und zwar in der Tiberiusvilla in Sperlonga mit der Figurengruppe des Odysseus im Kampf mit den Meeresungeheuern Skylla und Charybdis, vorgestellt wurden. Es sollte sich um die drei Bildhauer Hagesondros, Athanadoros und Polydoros handeln.
Noch zwei marmorne Skulpturen im achteckigen Hof dienen erwähnt zu werden: Es ist Hermes vom Belvedere (4. Jh.v.Chr.) eine röm. Kopie eines bronzenen Originals aus der Schule des großen griechischen Praxiteles und Perseus enthauptet die Medusa von Antonio Canova um 1800.
Mosaike aus dem Vatikanischen Museum müssen unbedingt erwähnt werden, wie zum Beispiel die Darstellung verbliebener Speisereste nach einem römischen Gelage.
Wir folgten den Wegen und kamen in den Saal der Rotunde mit seiner halbkugelförmigen Kuppel mit Kassetten und der runden Deckenöffnung für das Licht – ähnlich der Bauweise des Pantheon - und sahen in der Mitte des Raumes ein antikes Innenarchitekturelement: eine große Schale aus rotem Porphyr. Es ist die zweitgrößte Schale der Welt.
Der nächste Saal ist in Form eines griechischen Kreuzes gestaltet und beherbergt zwei kostbare Porphyrsarkophage aus dem 4. Jh. n. Chr. Der eine für Constantina, Tochter des Kaisers Konstantin und seiner Frau Fausta, der andere für die Heilige Helena, der Mutter Konstantins.
Vor den Stanzen des Raphael befindet sich die Galleria degli Arazzi mit prachtvollen Wandteppichen aus dem 16. und 17. Jh. meist flämische Arbeiten nach italienischen Entwürfen. In einem Nebenraum sahen wir eine marmorne Biga mit zwei Pferden, eine exakte Modellierung der Figuren. Wir liefen durch den langen Gang mit 40 Landkarten, der Galleria delle Carte Geografiche. Es sind kartografisch exakte Landkartenfresken aus dem 16. Jh. Anschließend betrachteten wir die Privatgemächer der Päpste.
Bei dieser Exkursion Roms besuchten wir nach langer Zeit einmal die Galerie in der Villa Borghese und bestaunten marmorne Spitzenstücke u.a. von Bernini aus dem 17. Jh., wie die exakte Modellierung der Verwandlung der Nymphe Daphne in einen Lorbeer, während im gleichen Moment der Gott Apollo herbeieilt. Ferner den Held des troischen Sagenkreises Aeneas mit seinem Vater auf dem Rücken und den kleinen Ascanius an der Hand; den Raub der Proserpina und den David mit der Schleuder.
Antonio Canova, ein Künstler napoleonischer Epoche, schuf das berühmte Werk der Paolina Bonaparte auf einer Kline liegend und den Apfel aus dem Parisurteil in ihrer linken Hand haltend. In der Literatur wird das Werk wie folgt gerühmt: „Die subtile Sinnlichkeit drückte perfekt das Ideal von Grazie aus, wie sie Winckelmann mit den Worten „vom Gefälligen der Vernunft nach“ theoretisiert hatte.“ „Auch deshalb wird das aus herrlich glattem Marmor bestehende Abbild von Paolina als ein Höhepunkt des neoklassizistischen Stils angesehen.“
Mit einer kleinen Elektrobahn fuhren wir durch den Garten der Villa Borghese um zur Villa Giulia mit den etruskischen Sammlungen zu gelangen.
Das berühmteste Exponat dieses Museums ist der Sarkophag der Eheleute (6. Jh.vor Chr.) aus Cerveteri, mit den beiden arachaisch lächelnden Liegefiguren.
Bestaunt haben wir den filigranen Goldschmuck, der zum Teil mit winzigen Goldkügelchen, den Granalien, verziert war.
Wir besuchten verschiedene Katakomben: Das Hypogäum des Pomponius Hylas,
das Scipionen Grab; (das Original des Sarkophages des Lucius Cornelius Scipio Barbatus aus dem 3. Jh. v. Chr. steht im Quadratischen Vestibül des Vatikanischen Museums), das Grab des Maxentius und das Hippodrom, den Grabbau der Caecilia Metella.
Der Römische Kaiser Lucius Domitius Aurelianus (279-275 n. Chr.) ließ eine Befestigungsmauer um Rom herum (Aurelianische Mauer) mit einer Länge von 24 km und einer Höhe von 6 Metern bauen. 4 km davon sind gut erhalten und beherbergen ein kleines Museum, das wir besuchten.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Rom fuhren wir zur Basilica San Paolo fuori le Mura einer prächtigen fünfschiffigen Basilica. Bereits im 4. Jh. stand auf dem Platz eine Gedächtniskapelle. Bis zum Neubau der Peterskirche war sie die größte und schönste Kirche Roms. 1823 brannte die Kirche ab, wurde wieder aufgebaut und 1854 geweiht. Unter dem Hauptaltar befindet sich das Grab des Apostels Paulus.
In der Nähe befindet sich die Centrale Montemartini, eine Aussenstelle der Musei Capitolini. Ein ehemaliges Elektrizitätswerk, wurde jetzt zum Industriedenkmal umgewidmet und mit ca. 400 Skulpturen bevölkert. Wir sahen viele Büsten, Torsi, Architekturfragmente, die Athena Lemnia,
den sterbenden Silen Marsias und ein großes Fußbodenmosaik mit dem Thema, das in der Villa Casale Piazza Armerini auf Sizilien zu sehen ist, spannende Jagdszenen, wie wilde Tiere gefangen werden um sie später im Kolosseum bei den Venationes (Tierhetzen) vorzuführen. Ferner weitere Marmorskulpturen und ein großes Trophaion.
Wir verabschiedeten uns von Rom für dieses Jahr mit einem kurzen Spaziergang um die Aussenfassade des Colloseums.
Es war eine schöne Tour, wenn wir auch – wie Goethe – „abends müde vom Sehen und Staunen gewesen sind“.