14.04.2020

Zypern - September 2019

„Zypern, wo die Götter Urlaub machen“, so beginnen manche Reiseführer.

Den antiken Griechen galt Zypern als Insel der Aphrodite. Sie ist die drittgrößte Mittelmeerinsel nach Sizilien und Sardinien und ist seit 1974 de facto geteilt. Der Süden wird von der Republik Zypern beherrscht, der Norden steht unter der Kontrolle der Türkischen Republik Nordzypern, welche nur von der Türkei anerkannt wird.

Die zyprische Gründungslegende besteht aus mehreren mythologischen Sagenkreisen, die im 8. und 7. Jh. vor Chr. zum ersten Mal von Homer, Hesiod und einigen anderen Dichtern überliefert wurden. Im EOS-Reisebericht von Zypern 2011 wurde darauf näher eingegangen.

Bereits im Altertum verfügte Zypern über ein Hauptexportprodukt, das KUPFER. Der lateinische Name „cuprum“ ist abgeleitet von „aes cyprim“, „Erz von der Insel Zypern“ nach den Kupferminen der Insel. Die Insel verfügt aber auch über Öl, Wein, Marmor, Ton, Gips und Asbest, was verhandelt wird.

Nach Beschreibung von Ammianus Marcellinus eigneten sich die Römer die fruchtbare und rohstoffreiche Insel aus Habgier an. Nach 22 n. Chr. ging die Herrschaft der Insel an den römischen Senat, der durch einen römischen Prokonsul vertreten wurde.

Ca. 46 n.Chr. wurde das Christentum durch zwei Apostel nach Zypern gebracht. Der Prokonsul Sergius Paulus interessierte sich für den christlichen Glauben und wurde Christ. 1877 wurde bei Paphos auf Zypern eine Inschrift gefunden, in der Sergius Paulus mit dem Titel „Prokonsul“ erwähnt wird.

Bei unserem Besuch in Kato Pafos (dem unteren Paphos) mit dem Archäologischen Park fanden wir die Grundmauern einer Villa vom Typ eines hellenistischen Peristylhauses mit ca. 100 Räumen, was vermuten lässt, dass hier die Residenz des römischen Prokonsuls war. Allein der Innenhof, der säulenumstanden war, beträgt 46 x 38 m. Das Haus bekam den Namen nach dem dort vorgefundenen Theseus-Mosaik.

Die Hauptsehenswürdigkeiten des Archäologischen Parks sind die Mosaiken aus dem 2.-4. Jh. nach Chr., die unter Schutzbauten erhalten werden und alle samt mythologische Namen tragen: So existiert das „Haus des Aion“, des „Dionysos“, des „Theseus“ und des „Orpheus“. Wir fanden auch ein römisches Odeon, in dem einige Sitzreihen restauriert sind. In dessen Nachbarschaft erstreckt sich ein 95 x 95 m großes Forum und das Asklepios-Heiligtum, was aber nur durch Säulenbasen der Kolonnaden erkennbar ist.

 

Theseus, größter Heros Athens, Sohn des Aigeus oder des Gottes Poseidon.

Der Überlieferung nach erfuhr Theseus von dem Tribut, den Minos den Athenern auferlegt hatte. Nach einem erfolgreichen Krieg gegen die Stadt, hatte Minos sie genötigt, ihm jedes Jahr sieben Jünglinge und sieben Jungfrauen zu senden und diese Wesen in einem Labyrinth zu opfern. Theseus war ein gottesfürchtiger Jüngling. Ariadne war es, die es ihm ermöglichte, seine Aufgabe zu vollbringen. Ariadne ging zu Theseus, nachdem er ihr versprochen hatte, sie zu heiraten und gab ihm eine Rolle Garn. Theseus begab sich in das Zentrum des Labyrinths, wobei er sein vorher am Eingang befestigtes Garn abspulte. Als er bis zum Minothaurus  vorgedrungen war, tötete er ihn und kehrte zum Eingang zurück, wo seine Begleiter und Ariadne warteten um mit ihm mit dem Schiff zurückzufahren. Ariadne wurde jedoch am Strand ausgesetzt. Homer hat sich über diesen Punkt nicht deutlich ausgedrückt.

Theseus freute sich so sehr über die Heimfahrt nach Athen, dass er völlig vergaß, das schwarze Segel gegen das weiße zu wechseln. Das war das verabredete Zeichen von einer geglückten Tat, die er vorher mit seinem Vater abgesprochen hatte. Das Segelschiff war jedoch mit schwarzen Segeln ausgestattet und so nahm der Vater Aigeus an, dass  sein  Sohn tot sei und stürzte sich von den Klippen in den Tod.

Daher hat dieser Meeresabschnitt den Namen „Ägäisches Meer“.

 

 
  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir besuchten die Königsgräber, in denen Angehörige der zypriotischen Oberschicht vom 3. Jh. vor bis ins 3. Jh. nach Chr. bestattet wurden.

1980 wurden die Ruinen von Paphos von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

 

In der Nähe von LARNAKA steht ein Kloster, in dem ein eigenwilliger Eremit Neophytos 1159 eine asketische Lebensform anstrebte und sich in jahrelanger Arbeit eine Höhle schuf in der er als 80-jähriger sein Leben beendete. Die Malereien in der Höhle sind sehenswert. Die Venezianer errichteten im späten 16. Jh. daneben ein Kloster.

Die im späten 9. Jh. errichtete Lazarus-Kirche in der Nähe des Hafens von Larnaka verfügt über eine schöne Ikonostase aus dem 18. Jh. mit vergoldeten Schnitzereien und Darstellungen aus dem Alten Testament. In der Krypta unter dem Altarraum wurden mehrere Sarkophage entdeckt, von denen einer als der des Lazarus gilt. In der Altstadt sind mehrere Handwerksbetriebe u.a. Silberschmiede angesiedelt.

 

Wir fuhren von Larnaka auf der B 4 in südlicher Richtung nach KITI und besuchten die Moschee am Salzsee. Der Salzsee liegt ca. 2 m unter dem Meeresspiegel. Im Sommer trocknet er aus. Im Juli hat sich eine ca. 5 cm. dicke Salzkruste gebildet. Im Winter füllt sich der See mit Regen- und Meerwasser. Heute wird das Salz nicht mehr abgebaut. Der See dient den Flamingos und anderen Zugvögeln als vorübergehende Heimstätte.

Im Norden von Zypern liegt KYRENIA eine Hafenstadt im Distrikt Girne der Türkischen Republik Nordzypern mit 33.000 Einwohnern.

In Archäologiekreisen und bei Althistorikern wurde Kyrenia bekannt durch den Schiffswrackfund. Das knapp 15 m lange und 4 m breite Holz-Schiff, überwiegend aus Aleppo-Kiefer, sank um 300 v. Chr. Das Holz des Schiffsrumpfes wurde analysiert. Wir besichtigten das Wrack im Schiffswrack-Museum in der Festung Kyrenia. Die ausgegrabene und bestimmte Ladung ist hoch interessant. Es waren ca. 400 Weinamphoren aus Rhodos an Bord. Die im Wrack geborgenen Münzen wurden zwischen 316 und 294 v. Chr. geprägt. Die Untersuchung der Mandeln aus der Fracht ergab ein Datum zwischen 212 bis 130 v. Chr. Der Hausrat, der sich an Bord befand, war für vier Personen abgezählt. Es ist daher anzunehmen, dass auch nicht mehr als 4 Personen an Bord dieses Schiffes waren. Die aufgefundenen Speerspitzen lassen den Schluss zu, dass das griechische Handelsschiff durch einen Piratenangriff sank.

NIKOSIA ist derzeit die einzigste Hauptstadt in der Welt, die geteilt ist. Die Griechen nennen sie „Lefkosia“ nach dem Sohn Ptolemaios I Soter. Der uns gebräuchliche Name „Nikosia“ ist fränkischen Ursprungs.

Dem ZYPERN-MUSEUM statteten wir einen Besuch ab. Die Sammlung archäologischer Schätze umfasst Originalkunstwerke vom 8. Jahrtausend v. Chr. bis zum Ende der Antike. Es sind Töpferwaren, Skulpturen, Bronzestücke, Schmuck und Münzen. Die Highlights der Sammlung sind die Marmorstatue der  Aphrodite von Soli aus dem 1. Jh. und ein goldener Zylinderstab mit nestartiger Kugel, auf dem zwei Falken sitzen, in Cloisonné-Technik gearbeitet.

 

An der Ostküste liegt FAMAGUSTA, heute eine Geisterstadt, die nach der türkischen Invasion 1974 in „Gazimagusa“ umbenannt wurde. Südlich von Gazimagusa liegt „Varosia“ ebenfalls im militärischen Sperrgebiet. Heute verfallen die Hotels und die griechischen Hoteleigentümer wurden vertrieben. Es ist bedrückend zu sehen, wie auch Wohnhäuser verkommen, die Dächer sind schadhaft, durch die Fensterhöhlen weht der Wind und die Tapeten drinnen hängen in Fetzen von den Wänden.

SALAMIS, eine antike Stadt, an der weiten Bucht nördlich von Famagusta, wurde, der Überlieferung nach, von Teukros, dem Sohn des Telamon, gegründet. Wir betraten die säulenumstandene Palästra mit einem Ausmaß von 50 x 40 m. , gelangten dann zu der Thermenanlage mit Präfurnium, kleinen aufgestellten Ziegeltürmchen, durch die die heiße Luft zirkulierte. Vereinzelt war noch die Marmorverkleidung an den Wänden sichtbar. Um das Wasserbecken haben Ausgräber marmorne Statuen wieder aufgestellt. Die Köpfe wurden von den Christen entfernt. Sie ließen nichts unversucht, pagane Symbole vergessen zu machen.

Das restaurierte Theater soll 17.000 Besuchern Platz geboten haben und wird heute im Sommer wieder bespielt.

Von unserem Hotelstandort in Limassol machten wir einen Ausflug und kamen über die Johanniterfestung KOLOSSI aus dem 15. Jh. nach KOURION in der Bucht von Episkopi gelegen. Kourion war seit dem Neolithikum nachweislich besiedelt. Die älteste Inschrift aus dem 5. Jh. v. Chr. nennt den Gott Apollon als wichtigsten Hauptgott. Die Ausgrabungen des antiken Kourion erfassten mehrere Gebäude mit zahlreichen gut erhaltenen Fußbodenmosaiken, darunter das „Gladiatorenhaus“, das Haus des Achilles“, die „Villa des Eustolios“ , ein Theater, eine Agora und eine frühchristliche Basilika.

Zur  römischen Villa des Eustolios aus dem 5. Jh. n. Chr. ist hinzuzufügen, dass eine Inschrift im Wohnhaus auf den Erbauer Eustolois hinweist. Ein

Fußbodenmosaik in der Therme, ein kreisrundes Brustbild einer Frau, zeigt einen Messstab, ein römischer Fuß mit der Inschrift „KTISIS“, die Personifikation des Baus. An den ausgegrabenen Mosaiken ist zu erkennen, dass der Bauherr Christ war. Neben den Tiermotiven Graugans, Fasan, Rebhuhn und Perlhuhn, die als Paradiesvögel galten, ist der Fisch das Sinnbild des christlichen Glaubens im Mosaik zu finden.

Das Motiv des Gladiatorenkampfes, zu sehen im Haus der Gladiatoren, ist bisher nur selten im östlichen Mittelmeerraum gefunden worden.

Wir besuchten das Theater aus dem 2. Jh. n. Chr. von dem wir einen wunderschönen Blick auf die Küste und das Meer genossen. Noch heute wird das Theater bespielt.

 

Wenige Kilometer entfernt, an der B 6 in westlicher Richtung, befindet sich das Heiligtum des „Apollon Hylates“, ein Heiligtum das zu römischer Zeit auf Zypern verehrt wurde. Der Beiname Apollo „Hylates“ bedeutet „Beschützer der Wälder“.

Zwei von insgesamt vier Säulen, des zur Regierungszeit von Kaiser Augustus errichteten Tempels, sind wieder aufgerichtet. Die Kapitelle der Säulen haben eine selten vorkommende Form. Sie werden zur nabatäischen Säulenordnung gezählt. Die Nabatäer, ein Handelsvolk, hatten in Petra, dem heutigen Jordanien, ihre Hauptstadt. Bei unserer Exkursion nach Jordanien im Januar 2019 sind wir vereinzelt auf derartige Kapitelle gestoßen.

Zypern, „wo die Götter Urlaub machen“, Ammianus Marcellinus wirbt für Zypern, weil es eine hafenreiche und außerordentlich fruchtbare Insel ist, die alle Dinge im Überfluss hervorbringt. Grün und fruchtbar mit abwechslungsreichen Landschaften, schönen Stränden so haben wir die Insel kennengelernt, die Ruinen der Heiligtümer studiert und somit in die Schaufenster der Jahrtausende geblickt.