10.01.2022

Halle/ Berlin/ Weimar - November 2021

Wir reisten unter dem Motto „Vorgeschichte und Antike“ zuerst nach Halle und starteten dort die Führung im Museum für Vor- und Frühgeschichte zur Nebra-Scheibe, zu den Funden der Schnurkeramik-Kultur, der Glockenbecher-Kultur und deren Verschmelzung zur Aunjetitzer-Kultur. (Ein ausführlicher Bericht ist im Reisebericht „Die Himmelsscheibe von Nebra“ vom Oktober 2021 nachzulesen.)

Himmelsscheibe von Nebra © LDA Sachsen - Anhalt / Foto: J.Liptok

 

Das Museum für Vor- und Frühgeschichte eröffnete jüngst eine römerzeitliche Abteilung, in der zahlreiche hochinteressante Grabfunde zwischen dem 1.- 5. Jh. n. Chr. zu sehen sind. Neben der sog. „Fürstin von Profen“ – einem Adelsgrab einer Quadin – ist das Grab von Gommern besonders zu erwähnen. Es zählt zu den besterhaltenen Gräbern in Germanien aus der römischen Kaiserzeit. Durch die wertvollen Grabbeigaben des Bestatteten  von Gommern ist zu schließen, dass es sich um eine ranghohe Persönlichkeit mit weitreichenden Beziehungen handelt. Neben einem Prunkschild, silbernen Sporen, silbernen Pfeilspitzen fand man Silbergefäße, die in Form und Ausführung zu jener Zeit römischer Tradition entsprach. Dasselbe betrifft eine Glasrippenschale und Goldschmuck. Die freundschaftliche Verbundenheit zum Römischen Reich ist auch damit begründet, dass dem Verstorbenen  nach römischer Tradition, eine Münze in den Mund gelegt wurde, um das Fährgeld dem Charon für die Kahnfahrt in den Hades zu bezahlen.

Die herausragendsten Ausstellungsobjekte sind neben der Himmelsscheibe von Nebra: Der Goldene Hut von Schifferstadt und das Gold-Cape von Mold, ein Goldblech, das als sog. Schulterkragen Brust, Rücken und Schulter des Trägers bedeckt. Beide Objekte wurden aus Goldblech geschmiedet und mit einem Kalendarium,  ähnlich dem in Berlin, verziert.

 

Die Führung der römischen Funde im 2. Stock des Museums hat Herr Becker selbst vorgenommen.

 

Am nächsten Tag reisten wir nach Berlin und begannen die Führung im Alten Museum. Die breite Vorhalle mit 18 ionischen Säulen erinnert an griechische Tempelarchitektur. Die Inschrift über der Säulenfront, dem Abakus, in goldenen lateinischen Lettern lautet übersetzt: „Friedrich Wilhelm III. hat zum Studium der Altertümer jeder Art sowie der freien Künste 1828 dieses Museum gestiftet“. Architekt war Karl Friedrich Schinkel. Wir betraten die Rotunde und waren überrascht, im Innern einen Kuppelraum, ähnlich des Pantheons in Rom, vorzufinden, mit dem Unterschied, dass im Alten Museum die Kuppel ein Glasdach trägt.

Die reichhaltigen Sammlungen umfassen Kunst vom 10. bis zum 1. Jh. v. Chr. sowohl des antiken Griechenland als auch Kultur der Etrusker und der römischen Kaiserzeit. In der römischen Abteilung fanden wir neben Steinskulpturen, Mosaiken, Mumienporträts die Portraitbüsten von Caesar und Kleopatra.  Ein Meisterwerk hellenistischer Glasmacherkunst ist die berühmte Amphora aus Olbia am Schwarzen Meer, auf die wir während der Führung besonders hingewiesen wurden.

www. Berliner Glasamphora Aus Olbia

 

Ferner der Hildesheimer Silberfund. Es ist ein Fund bestehend aus römischem Tafelsilber aus augusteischer Zeit ca. 1. Jh. v. bis 1. Jh. nach Chr. Die 73 Fundstücke waren vergraben und wurden nur durch einen Zufall entdeckt weil Soldaten 1868 einen neuen Schießplatz bei Hildesheim anlegen wollten. Aus den eingepunzten antiken Nummerierungen und Gewichtsangaben kann man schließen, dass es sich um die Hälfte eines Tafelgeschirrs handelt.

 www. Hildesheimer Silberfund

Wir besuchten das Neue Museum  mit der Büste der Nofretete,  den Goldhut und den Xantener Jüngling aus Bronze. Der Berliner Goldhut (um1000-800 v. Chr.) ist 74 cm hoch und aus einem Stück gearbeitet. Dieses Exemplar ist das weltweit größte und besterhaltene seiner Art. Die Ornamentik lässt sich als Kalendarium interpretieren. Dargestellt ist hier der Mondzyklus. Hüte wie der Berliner Goldhut gelten als zeremonielle Kopfbedeckung von Priesterkönigen.

Im Neuen Museum hat die älteste Kunst ihr Zuhause. Es wurde 1855 nach Plänen des Architekten Friedrich August Stüler fertiggestellt. Im Herbst 2009 wurde der Bau nach Wiederherstellung der Schäden im Zweiten Weltkrieg durch den Architekten David Chipperfield eröffnet.

 

Anschließend besuchten wir das Panorama von Asisi  mit dem Thema „Pergamon“ was uns gut gefallen hat.

 

 

Am letzten Tag unserer Exkursion fuhren wir nach Weimar und besuchten das Thüringische Landesmuseum . Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Siedlungsgeschichte des heutigen Thüringer Raums. Mit zum Teil lebensgroßen Nachbildungen von Menschen, mit Rekonstruktionen von Behausungen, Werkstätten und Gräbern, mit Modellen, Schautafeln  und archäologischen Funden vermittelt das Museum ein lebendiges Bild vergangener Epochen von Kelten, Germanen, Römern, Franken und Slawen. Die Ausstellung beginnt mit der Darstellung der Entwicklung des Menschen vor 400.000 Jahren.

Die Rekonstruktion eines jungsteinzeitlichen Hauses, ausgestattet mit einem Webstuhl, Einrichtungsgegenständen und Werkzeugen, geben einen kleinen Einblick in das Leben der Menschen vor tausenden von Jahren. Dazu zählen Sicheln aus Bronze, Waffen und Werkzeuge aus Eisen, Töpferscheibe, Schmuck aus Bernstein, Almadin und Münzen.

 

 

Wir sind dankbar, dass diese Exkursion – trotz der Widrigkeiten und Erschwernisse durch Covid 19 -  erfolgreich und mit Freude durchgeführt werden konnte.