Tour Haltern, Xanten und Krefeld - Dezember 2021
Mit dem Bus ging es von Frankfurt über Düsseldorf, Richtung Münster nach Haltern an der Lippe gelegen, einem Nebenfluss des Rhein. Die Römer zogen immer wieder, von Westen kommend, in diese Ebene und bauten Militärlager Anfang des 1. Jh. n. Chr. unter Kaiser Augustus um Germanien zu einer römischen Provinz zu machen. Das scheiterte im Jahr 9 n. Chr. mit der Varusschlacht und endgültig 16 n. Chr. mit dem Verzicht des Tiberius auf die Unterwerfung des rechtsrheinischen Germanien nach den vergeblichen Feldzügen.
In einem kleinen Museum sind die Funde präsentiert wie Terra Sigillata Objekte, Hieb- und Stichwaffen, Pfeilspitzen, Helme, Reste eines Kettenhemdes, Reste von Lederschuhen um nur einige zu nennen.
Unsere Fahrt ging weiter nach Xanten, der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana, mit dem schön angelegten Archäologischen Park und dem neu errichteten Schutzbau über den geringen Resten der Thermenanlage. Wir sahen einen kleinen Teil der Umfassungsmauer aus gemauerten Grauwackesteinen, verfüllt mit Bruchsteinen. Die Stadtmauer der Colonia Ulpia Traiana war 3,4 km lang und umschloss ein Areal von 73 Hektar. Drei große Tore bildeten die Hauptzugänge zur Stadt. Im Abstand von etwa 100 Metern war die Stadtmauer mit Türmen bewehrt. Auf der Ostseite hatten drei Türme Durchgänge zum Hafen. Ein Amphitheater mit Plätzen für ca. 10.000 Gästen befindet sich ebenfalls auf dem Gelände. Sowie der hölzerne Nachbau eines Kran zum Heben von Steinlasten.
In der Fachwelt umstritten ist der „Hafentempel als eigenartiges Präparat aus Befund mit der Teilrekonstruktion von 4 Säulen mit korinthischen Kapitellen und einigen Säulenstümpfen“. Die Besucher sind jedoch dankbar und können sich so eine Vorstellung von einem römischen Podiumstempel machen. Im reichhaltig bestückten Museum wurden uns römische Exponate gezeigt. Darunter waren: Helme, Schilde, Soldatenausrüstung, Bewaffnung, ein Lederzelt für acht Soldaten und eine Handmühle zum Mahlen von Getreide für den täglichen Bedarf einer Zeltgemeinschaft. Ein Brennofen und eine nachempfundene Kline. Eine Meisterleistung stellt das rekonstruierte Totenbett mit Applikationen aus Knochen, die in jahrzehntelanger Arbeit einer Restauratorin hergestellt wurde, dar.
Zu unserer Überraschung befand sich eine Kopie des Kenotaphs des Marcus Caelius in der Sammlung:
Marcus Caelius (* um 45 v. Chr.; verst. vermutlich 9 n. Chr. in der Varusschlacht) war Centurio der röm. Legio XVIII. Er ist nur bekannt durch sein Kenotaph, das in der frühen Neuzeit im Militärlager Vetera (in der Nähe von Xanten) aufgefunden wurde und den Tod des Marcus Caelius in der Varusschlacht angibt. Dieses Kenotaph bildet die bislang einzige archäologisch-epigraphische Quelle für das tatsächliche Stattfinden der sogenannten „Schlacht im Teutoburger Wald“. Der Kenotaph des Marcus Caelius zeigt den Geehrten in seiner vollen Ausrüstung und all seinen militärischen Auszeichnungen: ordensartige Phalerae auf dem Brustpanzer, es sind Armillae bzw. Torques zu sehen und auf dem Kopf die Bürgerkrone (corona civica). In der Hand hält er den Stock (vitis)als Zeichen für das Recht, seine Untergebenen züchtigen zu dürfen. Der Grabstein nennt in der Inschrifttafel, dass der hier Genannte in dem Stimmbezirk Lemonia, aus Bologna eingeschrieben ist, Hauptmann der 18. Legion; 53 ½ Jahre alt ist. Er fiel im Krieg des Varus. Marcus Caelius wird auf seinem Denkmal von seinen beiden freigelassenen Sklaven flankiert, die vermutlich ebenfalls in der Schlacht zu Tode kamen.
Das Original dieses Caeliussteins befindet sich im Landesmuseum in Bonn.
Wir sahen ein restauriertes Fluss-Schiff, der PRAHM , ein Plattbodenschiff mit einem Fassungsvermögen von bis zu 10 Tonnen und nur einem geringen Tiefgang von ca. 50 cm. Die Römer transportierten viele Lasten auf den Flüssen. Dabei nutzten sie die Wasserkraft stromaufwärts. In der Gegenrichtung musste das Boot getreidelt werden, d.h. mittels langer Seile wurde das Boot vom Ufer, auf Treidelpfaden, von Tieren oder Menschen gezogen.
Am letzten Tag unserer Tour besuchten wir in Krefeld-Gellep die Burg Linn und das darin beherbergte gut ausgestattete Museum . Wir sahen Grabbeigaben wie Trinkgefäße aus Terrakotta und Glas. Waffen, Helme und einen Schuppenpanzer. Das Highlight in Gellep ist das erst 1962 entdeckte „Fürstengrab“ aus dem 6. Jh., zweifellos die Bestattung eines Angehörigen des fränkischen Hochadels. Bemerkenswert dabei ist, dass diesem „Fürst“ eine römische Goldmünze in den Mund gelegt wurde, als Obolus für die Reise in die Unterwelt, bei dem der Acheron mit Hilfe des Fährmanns Charon überquert werden musste.
1973 wurde beim Ausbaggern eines Beckens für den Rheinhafen der Stadt Krefeld in 10 m Tiefe ein Rheinkahn entdeckt. Es ist ein flacher Lastkahn von 15 m Länge ähnlich der Prahm. Auf seinen Planken stand ein Tontopf, der sich in das 8. Jh. datieren ließ. Das Schiff konnte ganz geborgen werden und wurde jahrelang in einer Art Zuckerlösung (Lignin) eingelegt und somit konserviert.
Es war eine interessante, lehrreiche Tour, wenn auch - bedingt durch die Pandemie - Hindernisse bestanden.
P.S. Im Reisebericht der Tour „Römische Archäologie am Niederrhein“ Juli 2018 sind schöne Bilder abgedruckt.