TRIER – Tour 30. Juni bis 3. Juli 2022
AUGUSTA TREVERORUM wahrscheinlich 16 v. Chr. gegründet. Nachgewiesen durch dendrochronologische Untersuchungen von der in der Mosel aufgefundenen Holzpfeilerbrücke. Trier (französisch) Tréves, luxemburgisch Tréier, lateinisch Augusta Treverorum war eine römische Gründung. Unter Kaiser Claudius kam der Zusatz Colonia hinzu.
Bauwerke wie die Barbarathermen, das Amphitheater und die 6 km lange Stadtmauer mit dem bis heute erhaltenen nördlichen Stadttor, der Porta Nigra, die wir bei unserem Rundgang besucht haben, zeugen vom Reichtum und von der großen Bedeutung, die die Stadt bis zum Ende des 2. Jahrhunderts erlangte.
Unter dem Namen Treveris erreichte es in der Spätantike, zur Zeit der Tetrarchie nach 293 seine größte Bedeutung neben Konstantinopel und der gesamte Nordwesten des Römischen Reiches wurde damals von Trier regiert.
„Aufgrund seiner Geschichte und seinem Weltkulturerbe ist Trier ein idealer Ort, um der Debatte, was zum Zerfall des Römischen Reiches und dieser hoch entwickelten Kultur führte, Raum zu geben.“ „In der einstigen Kaiserresidenz wurden viele grundlegende Entscheidungen getroffen, die das Schicksal und Ende des Weströmischen Reiches maßgeblich beeinflusst haben. Mit dem neuen Projekt „Der Untergang des Römischen Reiches“ profiliert sich Trier weiter als Ausstellungsstandort zu bedeutenden kulturgeschichtlichen Themen der römischen Epoche.“
Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Frau Malu Dreyer, hat in ihrer Begrüßungsrede ihre Freude darüber Ausdruck verliehen, dass sich das Rheinische Landesmuseum Trier, das Stadtmuseum Simeonstift und das Museum am Dom gemeinsam an die Lösung des Rätsels wagen.
„Das Rheinische Landesmuseum Trier macht die Geschichte des Römischen Reiches lebendig und analysiert die Faktoren des Untergangs.
Der Entwicklung des Frühen Christentums in dieser Umbruchphase widmet sich das Museum am Dom.
Der Kulturgeschichte spürt das Stadtmuseum Simeonstift nach und zeigt, wie spätere Generationen den Untergang Roms wahrgenommen und gedeutet haben.“
Der Zerfall des Weströmischen Reiches nach 476 war eine Kette von Ereignissen in denen Rom schrittweise an militärischen und ökonomischen Mitteln verlor. Entscheidend war dabei die Eroberung Nordafrikas durch die Vandalen zwischen 429 bis 439, wodurch das Imperium die Steuereinnahmen und die Getreidelieferungen aus seiner reichsten Provinz verlor.
Die Christianisierung verschob nicht nur Werte und Haltungen, sie führte auch zu wachsenden Investitionen in den kirchlichen Bereich, wo sich immer mehr Landbesitz konzentrierte.
Junge Römer wollten nicht mehr Soldaten werden, denn Jenseitsglauben und Nächstenliebe trieben sie in die Arme der Kirche.
Ein weiterer Punkt, der im Zusammenhang mit dem Niedergang des Römischen Imperiums zu sehen ist, ist der Einfluss von Umweltfaktoren. Wiederholt wurden die Migrationen von Barbaren ins Römische Reich im 4. bis 6. Jahrhundert mit Missernten 536 und 540 durch Vulkanausbrüchen begründet.
Durch die Errichtung der kaiserlichen Residenzstädte Mailand, Thessaloniki, Trier, Ravenna und Konstantinopel wurde Rom seiner alleinigen Zentralortsfunktion beraubt.
Der letzte Kaiser wurde Romulus Augustulus. 476 . Am 4. September 476 dankte der sechzehnjährige Kaiser Romulus Augustulus ab und zog sich als Frührentner an den Golf von Neapel zurück, „das letzte Kapitel im Niedergang eines einst glanzvollen Amtes“.
Erst zu Weihnachten des Jahres 800 krönte Papst Leo III. Karl der Große in Rom zum Kaiser. So sehr der Hof in Konstantinopel auch protestierte, jetzt gab es im Westen wieder einen Imperator und Augustus, wenn auch keinen einheitlichen Herrschaftsraum mehr.
Bei unserem Rundgang durch Trier trafen wir im Amphitheater eine Gruppe netter, gut ausgebildeter Sportstudenten, die uns eine Probe ihrer Gladiatorenaufführung gaben.
Wir fuhren auf den Petrisberg und hatten von dort eine herrliche Aussicht auf das gesamte Trier. Auf dem Petrisberg soll sich um 30 v. Chr. kurzfristig ein Militärlager befunden haben.
Am nächsten Tag stoppten wir bei der Igeler Säule, einem römischen Pfeilergrab, mit reliefierten Darstellungen der Arbeiten der Tuchhändler der Familie Secundinius. Auch Goethe hat diesen Kenotaph gesehen und gezeichnet.
Wir fuhren weiter nach Luxemburg zum Musée National d´Histoire et d´Art. Hier sind eine Menge römischer Exponate präsentiert. Ganz wundervoll ist das Fußbodenmosaik von Vichten mit der Darstellung der neun Musen, versammelt um ein oktogonales Mittelmotiv in dem Homer mit Calliope zu sehen ist.
Der Europäische Kulturpark Bliesbruck-Reinheimist ein Projekt, das Grenzen überwindet. Er lädt ein „zu einem Sprung über eine Grenze – nämlich der Grenze zwischen Realität und Phantasie“. Zwischen Bliesbrück und Reinheim, im Tal der Blies, siedelten schon in der Steinzeit, in der Bronze- und Eisenzeit Menschen, wie aus zahlreichen Funden nachgewiesen wurde. Die spektakulärste Entdeckung jedoch ist das Grab der Fürstin von Reinheim (um 400 v. Chr.). Zahlreiche Bemühungen der Archäologen ab 1972 besonders ab 1977 haben zur Rettung der Überrest dieser Vergangenheit, zu ihrer Konservierung und zu ihrer Zugänglichkeit für eine breite Öffentlichkeit 1988 das Projekt des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim ins Leben gerufen, ein Modell der deutsch-französischen Zusammenarbeit.
Im 20. Jahrhundert verliehen Sandgruben mit tiefen Aushöhlungen dem Tal ein neues Gesicht. Sie bildeten den Ausgangpunkt der Forschungsarbeiten, für das Projekt des Europäischen Kulturparks Bliesbrück-Reinheim. Eine kleine Erhebung von 120 m Durchmesser, die um 2 m über die umliegenden Felder hinausragte, gaben Anlass zu Ausgrabungen in Verbindung mit dem Sandabbau. Dabei hat es sich erwiesen, dass es sich um eine Nekropole aus keltischen Tumulusgräbern handelt, die eingeebnet wurde. Der Hügel überlagerte eine Grabkammer aus Holz mit einer Abmessung 3,50 x 2,70 x 0,90m.
Aufgrund der Grabbeigaben ist anzunehmen, dass es sich um das Grab der Fürstin von Reinheim von 400 v. Chr. handelt. Es ist für eine Frau errichtet, die ganz offensichtlich zur Oberschicht der damals stark hierachisch gegliederten keltischen Gesellschaft gehörte.
Die Verstorbene war kostbar geschmückt: Ein tordierter Halsreif mit figürlichen Endverzierungen in Form einer menschlichen Maske, die helmartig durch einen stark stilisierten Raubvogel gekrönt wird, ein Goldarmband, zwei Goldringe, ein Goldarmreif mit Glas und Ölschiefer. Man fand zahlreiche Bernstein- und Glasperlen, zwei Bronzeteller und goldene Trinkhornbeschläge. Ferner eine Kanne, deren Deckel mit einem bärtigen Männerkopf gekrönt wird.
Nach einer Pause fuhren wir weiter ins Saarland, nach 66706 Perl-Nennig in die Römerstraße und besuchten die Römische Villa Nennig. Bei Feldarbeiten entdeckte ein Landwirt 1852 ein Stück Mosaik aus bunten, leuchtenden Steinen mit der Darstellung eines Löwen. Von dem Fund benachrichtigt, wurde der Mosaikboden vollständig freigelegt und ein Schutzbau darüber errichtet. Später einsetzende Grabungen des gesamten Areals der gesamten Palastvilla führten zu der Erkenntnis, dass es sich hier um eine der großartigsten Anlagen dieser Art in den ehemaligen Provinzen des Römischen Reiches handelt. Der prachtvolle Mosaikboden aus dem 3. Jh. n. Chr. der Römischen Villa Nennig zählt zu den bedeutendsten seiner Art nördlich der Alpen und zu den wenigen, die heute noch am originalen Fundplatz zu besichtigen sind.

Unser letzter Besichtigungspunkt bildete der Archäologiepark Römische Villa Borg, Im Meeswald , 66706 Perl-Borg. Wissenschaftlich fundiert wird die Anlage seit 1986 von der Kulturstiftung Merzig-Wadern ausgegraben. Der Herrschaftsbereich des Landgutes wurde einzigartig wieder voll funktionsfähig rekonstruiert. Das Villenbad, das man mieten kann, um Veranstaltungen zu arrangieren, das Herrenhaus mit musealer Einrichtung, das Wohn- und Wirtschaftsgebäude, die römische Küche, die Schmiede, die Töpferei, die schöne Gartenanlage und das Torgebäude sind alle wieder auferstanden. Doch auch die Grabungen gehen auf einer Fläche von sieben Hektar weiter. Ein Restaurant, das überwiegend nach römischen Rezepten kocht, hat sich um unser leibliches Wohl gekümmert.
Dankbar und zufrieden mit dem was wir gesehen und gehört haben, sind wir wieder nach Hause gefahren.