21.08.2022

GARTENTOUR LOIRE vom 16.06 - 23.06.2022

Zwischen Renaissance und Barock

Wir starteten unsere Reise in Frankfurt und gelangten über Mainz, Bingen, Kaiserslautern in die Nähe von Metz zu unserer ersten Besichtigung eines Obstgartens der Sinne in LAQUENEXY. Buchensträucher als Labyrinth angepflanzt, wohltuende Schatten von Kletterpflanzen aus Rosen, Klematis und Blauregen ranken sich bedachtsam zum Tunnel. Dazwischen versteckt einige bronzene Figuren.

Am nächsten Tag stand das SCHLOSS VAUX-le-VICOMTE  mit seinem Garten im Mittelpunkt.

Nicolas Fouquet erwirbt 1641 eine 35 Hektar große Fläche in der Nähe von Melun und beabsichtigt, ein zauberhaftes Schloss entstehen zu lassen. Dafür ist es unabdingbar, das Gelände entsprechend zu nivellieren um eine breite Plattform für das Schloss und den Garten zu bekommen. König Ludwig XIV war zu jener Zeit 10 Jahre alt und arbeitete mit dem Kardinal Mazarin, dem Premierminister zusammen. Mazarin war derjenige, der Nicolas Fouquet zum Oberintendanten der Finanzen mit der Aufgabe, die Staatskasse zu füllen, ernannte. Der Bau des Schlosses begann 1656 und wurde innerhalb von fünf Jahren abgeschlossen. Auf der Fassade sind Eichhörnchen dargestellt, sie sind das Emblem der Familie Fouquet. Das Schloss ließ Fouquet ausschließlich in Stein, aus einem Steinbruch in Saint-Maximin, ausführen, dagegen die Wirtschaftsgebäude in Ziegel. Im Steinbruch von Saint-Maximin  wird ein weicher heller Kalkstein gebrochen. Er liegt nördlich von Paris im Hauts-de France. U.a. wurde der Louvre, das Schloss von Versailles, Place de la Concorde, um nur einige zu nennen, mit diesem hellen Kalkstein gebaut.

Wir betraten das Vestibül, den ersten Raum im Erdgeschoss. Dabei fällt auf, dass der Fußboden höher liegt und ein Blick durch die geöffneten Eingangstüren von oben auf die Gärten fällt.

Diese Gestaltung ermöglicht vom Eingangstor bis zum Ende des Parks einen unendlichen Blick.  Der Garten von Vaux-le-Vicomte hat eine Länge von 1.200 Meter und an der breitesten Stelle 350 Meter. Mit bemerkenswerter Inszenierungskunst hat der Gärtner André Le Nôtre zusammen mit dem Architekten Louis Le Vau dekorative Kunstgriffe und Wasserspiele entworfen.

Eine Vielfalt von Ornamenten finden sich am Fuß des Schlosses, früher aus Buchs und Blumen heute vermehrt aus dekorativ angeordneten Platten aus silbern glänzendem Aluminium. Die Mode, Gärten den Adelssitzen den Fassaden vorzulagern und sich nun offen und prunkvoll zu präsentieren, wurde in der Renaissance geprägt. Man traf sich und vertrieb sich die Zeit. Die Landschaftsgärtner legten rechtwinklige Achsen an, die regelmäßig von Querachsen geschnitten wurden. So entstehen verschiedene Gartenräume, Schmuckbeete, geometrische Beete, oft quadratisch oder rund, gleichmäßig angeordnet, die durch ein symmetrisches Wegenetz erschlossen werden konnten.

Der damals sechsundzwanzigjährige Nicolas Fouquet wird 1653 mit Unterstützung des Architekten Louis Le Vau, dem Inneneinrichter Le Brun und dem Landschaftsgärtner Le Nôtre die ehemalige mittelalterliche Festung von Vaux in ein prachtvolles Lustschloss verwandeln. Doch Neid und Intrigen gegen Fouquet führten zu seiner Inhaftierung. Sein Traum, das Schloss mit seinem Garten zu genießen, ging nicht in Erfüllung.

Folgende Zeilen von Fouquet sind überliefert: „Es war ein Besitz, den ich als meinen Hauptwohnsitz betrachtete und wo ich einige Spuren von dem hinterlassen wollte, was ich einmal gewesen bin.“

Nicolas Fouquet, der frühere Finanzoberintendant des Königreiches von Ludwig XIV schrieb diese Zeilen in dem Gefängnis, das er nie wieder verlassen sollte. Ein Meisterwerk, Vaux-le-Vicomte, die treue Freundschaft des Dichters La Fontaine und ein berühmter politischer Prozess halten die Erinnerung an Fouquet für die Nachwelt lebendig. Fouquet gelang es, die Insolvenz des Staates, nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, die Schulden bei privaten Geldgebern zu begleichen. Er stellt sein Privatvermögen in den Dienst des Staates und erzielt dabei beträchtliche Profite. Hierin liegt die Begründung der Anschuldigung, Fouquet hätte private und öffentliche Gelder nicht auseinander gehalten. In dem drei Jahre dauernden Prozess erhält Fouquet keinen Anwalt und das Beweismaterial ist gefälscht. 1680 nach neunzehnjähriger Gefangenschaft stirbt Fouquet.

 

CHAMBORD das berühmteste Schloss im Loire-Tal gehört zu den erstaunlichsten Bauwerken der Renaissance. Es wurde 1519 zu Ehren Franz I. erbaut. Die große Treppe, wahrscheinlich von Leonardo da Vinci inspiriert, ist schon ein Monument. Sie besteht aus zwei ineinander verschlungenen Treppenläufen, die sich um einen leeren Raum winden. Im zweiten Stockwerk zieren gewölbeartige Kassettendecken vier Räume, die sich im Umfeld der großen Treppe befinden. Hunderte von gemeißelten Salamandern, mit einer Krone versehene Buchstabe „F“ das Emblem des Königs Franz I zieren die Decken. Der König verweilte nicht hier und seine Nachfolger schätzten das Anwesen vor allem als ausgezeichneten Jagdpark. Errichtet wurde das Schloss auf Grundpfählen, da der Standort morastig war. Das war auch der Grund, weshalb Chambord bis 2016 warten musste, bis die Wiederherstellung des Französischen Gartens begonnen wurde.

Der ehemalige König von Polen, Stanislaus Leszczynski, Schwiegervater von König Ludwig XV., lässt sich 1725 in Chambord nieder und beginnt mit Umbau- und Sanierungsmaßnahmen auf dem Schlossgelände. Der französische Garten wird angelegt.

Unter Gartenanlagen im französischen Stil versteht man eine symmetrische Struktur. Sie bietet dem Hofstaat und den Untertanen das Bild einer perfekt geordneten Welt.

Moritz von Sachsen, Generalmarschall von Frankreich, empfängt Chambord im Jahr 1745 aus den Händen Ludwig XV. als Lohn für seine militärischen Verdienste. Der Marschall überwacht umfangreiche Baumaßnahmen im Schloss und im Schlosspark. Er vollendet auch die Gestaltung eines französischen Gartens.

Henri d´Artois, Herzog von Bordeaux, der letzte Nachkomme der Bourbonen, erhält Chambord 1821 als Geschenk zu seiner Geburt. 1871 hält er sich kurz in Chambord auf und verstirbt 1883. 1923 wird die Domäne unter Denkmalschutz gestellt und 1981 UNESCO Weltkulturerbe.

Ab 1980 begeisterte man sich für die Gartenkunst in Frankreich auch in Chambord. Der jetzige Mäzen, Stephen Schwarzman, ließ die Arbeiten an den Gärten zügig durchführen und beendete sie 2017.

Die Gärten, die seither Schloss Chambord umgeben, sind eine getreue Wiederherstellung des klassischen Gartens von 1734. Die Gesamtfläche ist in mehrere klassisch geradlinige Partien unterteilt: die Rasen-Broderien, den Baumgarten, die Lindenalleen sowie das östliche Parterre. Den schönsten Blick hatten wir von einer höhergelegenen Terrasse auf die Gartenanlage.

Am Nachmittag besuchten wir einen Privatgarten „Jardin de Métamorphoses“ der Familie Gallou. Zwischen Sträuchern, Bäumchen, Blümchen am Wegesrand waren moderne Plastiken aufgestellt. Eine Oase der Stille; nur ein zartes Windspiel klingelt wenn der Wind wehte.

 

DOMAINE VON CHAUMONT-SUR-LOIRE wurde 1560 von Caterina de Medici erworben. In seiner Vergangenheit hatte es viele Besitzer. Benjamin Franklin wurde um 1780 im Schloss empfangen und Madame de Stael, von Napoleon aus Paris verwiesen, kam von Mai bis Oktober 1810 hier unter. 1875 erwarb ein Ehepaar das Schloss und trieb großen Aufwand um die Schlossanlage umfassend zu restaurieren. Strom und fließendes Wasser werden installiert. 1877 werden zwei Pferdeställe gebaut, der größere für die Schlossherren, der kleinere für ihre Gäste. Es waren die bisher prächtigsten Pferdeställe der damaligen Zeit. 1938 wurde Schloss Chaumont jedoch an den französischen Staat veräußert.

Mit streng nach ökologischen Grundsätzen gezogenen Gemüsesorten vereint ein kreisrunder Küchengarten kreativen Geist. Neben üppigen Blumen finden sich hier Rosenstöcke, Stangenbohnenzelte, Artischocken- und Kräuterbeete.

Von einer Ordnung, wie sie in der Gartenkunst der Renaissance Mode ist, konnten wir in Chaumont-sur-Loire nichts finden. Die wechselnden Besitzer ließen den Garten nach ihrem Geschmack und ertragreichen Gewächsen gestalten.

 

CHENONCEAU, der anmutigste Renaissance-Bau des ganzen Loire-Tals, wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts durch den obersten Beamten der Finanzverwaltung von Frankreichs König Franz I. errichtet. Er war berühmt vor allem durch zwei Frauen: Katharina von Medici und Diane de Poitiers. Beide sollten dem Anwesen – dem Schlossgebäude und dem Garten – ihren dauerhaften Stempel aufsetzen.

1547 zur Thronbesteigung  König Henri II bekam Diane de Poitiers Chenonceau geschenkt, was sie zu einem Schmuckstück entwickelte: Sie ließ Wein anpflanzen, stattete den alten Schlossgarten mit Maulbeerbäumen aus. Philbert de l´Orme bekam von ihr den Auftrag, eine Brücke zum anderen Ufer der Cher zu bauen. Das nach den Regeln der Renaissance als rechteckiger Inselgarten gestaltete Areal geht auf den Landschaftsarchitekten Achille Duchene (1866-1947) zurück. Acht große Rasendreiecke treffen sich bei einem zentralen Brunnenbecken. Der Gutshof und die vom 16. Jahrhundert stammenden ziegelgedeckten Reitställe bilden einen eigenen Weiler. Im Küchengarten, einem großflächigen Nutzgarten, in dem vor allem die Schnittblumen gezogen werden, die täglich frisch das Schloss schmücken. Von einem Balkon überblickten wir die über einen Hektar große Gartenanlage, die in zwölf Quadrate aufgeteilt ist, den Blumen- und Gemüsegarten. Zehn Gärtner sind mit der Pflege der über hundert Blumen und Gewächse betraut.

Am fünften Tag unserer Gartentour besuchten wir VILLANDRY. Das Schloss wurde 1536  als letztes der großen Schlösser, die während der Renaissance am Ufer der Loire entstanden sind, erbaut.

Um eine Gesamtübersicht der Parterre zu erhalten, stiegen wir zum Belvedere hoch. Hier befindet sich oberhalb des in neun Quadrate identischer Größe angelegten Gemüsegartens der Ziergarten, der wiederum in vier Quadrate eingeteilt ist. Jedes der Quadrate ist in anderen Ornamenten bepflanzt und trägt jeweils verschiedene Namen: „Die zarte Liebe“, die leidenschaftliche, die unbeständige oder die tragische Liebe“.

In den neun gleichgroßen Quadrate des Gemüsegartens, findet sich ein Mosaik  unterschiedlichen geometrischen Buchsmustern ausgefüllt mit kontrastfarbigen Flächen. Darin sind Gemüsepflanzen in wechselnden Farben (blauer Lauch, roter Kohl und rote Rüben, grüne Karottenstauden) angepflanzt. Jeweils zur Zeit der Neubepflanzung können Besucher das reif geerntete Gemüse erwerben.

Ein weiteres Element der Gärten von Villandry kommt durch Wasser ins Spiel. Ein kleiner Bach aus dem Umland speist den großen Spiegelteich und Wasserbecken in den verschiedenen Gartenabteilen. Der Spiegelteich oder Spiegelsee ist ein typisches Gestaltungsmerkmal des Barockgartens, in dem sich das Schloss, der Garten und der Himmel wiederspiegeln. Durch die zentrale Achse wird das Schloss mit dem Garten verbunden.

Das bedeutendste Beispiel der frühen Renaissance-Architektur ist das zwischen 1518-1527 unter König Franz I. erbaute Schloss AZAY-LE-RIDEAU. Der Bauherr, Gilles Berthelot, Schatzmeister Frankreichs und Bürgermeister von Tours kaufte eine mittelalterliche Burgruine und ließ sie ab 1518 umbauen.

Auf einer Insel in der Mitte der Indre gelegen, hat sich dieses malerische Schloss zu einem der beliebtesten Schlösser des Loire-Tals entwickelt. Azay-le-Rideau gehört zu UNESCO Weltkulturerbe. Der französische Staat besitzt es heute.

 

DieAbbaye royale Notre-Dame de Fontevraud (alte Schreibweise Fontevrault; lat. Abbatia Fontis-Ebraldi), eine königliche Abtei, war ein gemischtes Kloster, das um das Jahr 1100 von Robert von Arbrissel unter Mitwirkung der Hersendis von Champagne gegründet wurde. Sie liegt in der Gemeinde Fontevraud-l’Abbaye im Anjou in Frankreich, nahe den Städten Saumur und Chinon und ist Grablege der Plantagenets. Sie ist seit 1840 als Denkmal (Monument historique) klassifiziert.

Die Konzeption als gemischtes Kloster bestand zunächst unter Vorrangstellung der Frauen. Später existierten zwei getrennte Klöster nebeneinander, dann schließlich vier:

„Le Grand-Moûtier“ war für die Chorschwestern, die sich ganz dem Gebet weihten, und für das Hospital „Saint Benoît“ bestimmt,

„La Madeleine“ für die Laienschwestern, die sich ausschließlich der Abtei widmeten,

„Saint-Lazare“ für die Nonnen, die Lepröse (Lepra-Kranke) pflegten und

„Saint Jean de l’Habit“ für Männer, Brüder und Priester, die abseits des Frauenklosters lebten.

Während die Frauen sich innerhalb einer strengen Klausur ausschließlich dem Gebet widmen sollten, waren die notwendigen Arbeiten Sache der Männer; bei ihnen lebten Kleriker und Laien ohne Trennung zusammen. Robert von Arbrissel, der den Abtstitel ablehnte, stand zunächst der gesamten Gemeinschaft als Magister vor. Er ging stets barfuß und trug Kleider aus grobem Tuch. Die Gemeinschaft von Fontevraud erhielt gewaltigen Zulauf aus allen Volksschichten; vor allem aber suchten verstoßene Ehefrauen, Prostituierte und sogar Aussätzige Zuflucht bei Robert von Arbrissel. Von 1115 an und sieben Jahrhunderte lang sollten nun, dem Willen des Gründers entsprechend, an der Spitze des Ordens 36 Äbtissinnen aufeinander folgen. Die Abtei war exemt, also keinem Bischof, sondern unmittelbar dem Papst unterstellt.

Grabplastiken

An zentraler Stelle des Langhauses vor dem Eingang zum Chor liegen Heinrich II. von England und Eleonore von Aquitanien in der oberen Reihe, darunter Richard Löwenherz und Isabella von Angoulême, die Gemahlin von Johann Ohneland, deren Grabmal als einziges aus Holz geschnitzt wurde, begraben. Die anderen drei sind Plastiken aus Kalktuff, die ungefähr zu der Zeit gemeißelt wurden, als die Betreffenden gestorben sind, also zu Beginn des 13. Jahrhunderts (zwischen 1200 und 1256). Sie gehören mit zu den frühesten Grabplastiken, bei denen die Verstorbenen als Liegende, als Gisants dargestellt sind. Die Grabgestalten sind sämtlich in idealisierter Form dargestellt. So ist beispielsweise Eleonore von Aquitanien nicht als 82-jährige Greisin zum Lebensende dargestellt, sondern in der Blüte ihrer Jahre. Eleonore von Aquitanien stellte man auch auf dem Todesbett als Lesende dar. Dies unterstreicht ihre legendäre Gelehrtheit, eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters.

Romanische Küche

Als seltene Ausnahme ist in Fontevraud noch das Küchengebäude im romanischen Stil erhalten geblieben. Der Grundriss des Baues ist ein Achteck – wie bei den Baptisterien – und durch eine raffinierte Verschachtelung von geometrischen Figuren ist auch das Gewölbe der Küche achtseitig geworden. Nicht nur aus Gründen des Feuerschutzes hat man eine Küche aus Stein erbaut, sondern auch aus Gründen der Repräsentation. Die gleich hinter dem Refektorium gelegene Küche unterstrich mit ihren Kapitellen in Form von Kronen den Rang des ganzen Klosters als königliche Abtei.

Durch die Verschachtelung des Bauwerkes bilden sich Nischen in den Wänden, die als Feuerstellen Verwendung fanden.

 

CHÂTEAU  DU  RIVAU  12 km südöstlich von Chinon gelegen. Es ist bekannt durch Jeanne d´Arc und Francois Rabelais.

Die Jeanne d´Arc-Säle im Schloss erinnern an den Besuch der französischen Nationalheldin vor der Belagerung von Orléans 1429. Es gibt eine umfangreiche Sammlung mit Bezug auf die Heldin wie z.B. Statuetten und Keramiken.

Anders als die klassischen Loire-Schlösser will das Château du Rivau einen humoristischen Dialog zwischen Mittelalter und Moderne schaffen und lädt daher jedes Jahr Künstler ein, die sich von der Märchenwelt des Schlosses inspirieren lassen. 

1993 begannen die neuen Besitzer mit der überfälligen Renovierung, die zwanzig Jahre in Anspruch nehmen sollte. Auch der Garten wurde in diese Arbeiten mit einbezogen. Von besonderem Reiz ist die Rosensammlung mit ihren 475 Arten, die zwischen Ende April und Ende Oktober mit ihren Farben und Düften betören.

Mit dem Schloss von  FONTAINEBLEAU  schließen wir die Besichtigung der namhaften Loirebauten ab.

Das Städtchen Fontainebleau wurde Mitte des zwölften Jahrhunderts von Ludwig VII. mit einem königlichen Jagdschloss und einer Kapelle ausgestattet. Ein Jahrhundert später ließ Ludwig IX., auch Saint Louis genannt, der Fontainebleau sehr schätzte und es als "seine Wildnis" bezeichnete, dort ein Landhaus und ein Krankenhaus errichten.

Philipp der Schöne wurde dort 1268 geboren und starb dort 1314. Insgesamt verbrachten vierunddreißig Herrscher, von Ludwig VI., dem Dicken (1081–1137) bis Napoleon III. (1808–1873), Zeit in Fontainebleau.

Die Verbindung zwischen der Stadt Fontainebleau und der französischen Monarchie wurde durch die Umwandlung des königlichen Landhauses in einen wahren königlichen Palast, den Palast von Fontainebleau, verstärkt. Dies gelang dem großen Baumeisterkönig Franz I. (1494–1547), der im größten seiner vielen Bauprojekte das königliche Schloss in Fontainebleau umbaute, erweiterte und in eine Residenz verwandelte, die zu seinem Favoriten wurde.

Vom sechzehnten bis zum achtzehnten Jahrhundert führte jeder Monarch, von Franz I. bis Ludwig XV., wichtige Renovierungen im Palast von Fontainebleau durch, darunter Abrisse, Rekonstruktionen, Ergänzungen und Verzierungen verschiedener Beschreibungen, die ihm alle einen Charakter verliehen, der etwas heterogen, aber dennoch harmonisch ist.

Am 18. Oktober 1685 unterzeichnete Ludwig XIV. dort das Edikt von Fontainebleau. Auch bekannt als die Aufhebung des Edikts von Nantes, die den Hugenotten 1598 erteilt wurde, um an bestimmten Orten öffentlich zu beten und bestimmte andere Privilegien zu besitzen. Das Ergebnis war, dass eine große Anzahl von Protestanten gezwungen wurde, zum katholischen Glauben zu konvertieren, getötet oder ins Exil gezwungen wurde, hauptsächlich in den Niederlanden, Preußen und in England. Nach Hessen kamen viele Hugenotten, bekanntlich nach Neu-Isenburg, Friedrichsdorf, Kassel. Als loyale Untertanen waren sie als Handwerker, Künstler und Wissenschaftler von Bedeutung.

Am 20. April 1814 verabschiedete sich Napoleon Bonaparte, kurz vor seiner ersten Abdankung, im "Hof des Weißen Pferdes" (la cour du Cheval Blanc) im Palast von Fontainebleau von der Alten Garde, den berühmten Grognards (Gripers), die seit seinen ersten Feldzügen bei ihm gedient hatten. (Der Hof wurde inzwischen in "Courtyard of Goodbyes" umbenannt.) Nach zeitgenössischen Quellen war der Anlass sehr bewegend. Der Vertrag von Fontainebleau von 1814 entzog Napoleon seine Befugnisse (aber nicht seinen Titel als Kaiser der Franzosen) und schickte ihn ins Exil auf Elba.

Bis ins 19. Jahrhundert war Fontainebleau ein Dorf und ein Vorort von Avon. Später entwickelte es sich als eigenständige Wohnstadt.

Bauanfang des heute sichtbaren Zentralbaus Fontainebleaus war 1528. Das Schloss gilt als erster Renaissancebau auf französischem Boden. Es wurde in der Zeit der Könige Heinrich IV., Ludwig XIII. und Ludwig XIV. mehrfach umgebaut.

Schloss Fontainebleau hat fünf Höfe, eine Kapelle, Prunkräume, Fresken und Stuckaturen. Die Arbeiten für das Schloss wurden ab 1530 von italienischen Künstlern wie Rosso Fiorentino ausgeführt. Diese brachten manieristische Stilelemente und italienisches Formengut nach Frankreich.

Ludwig XIV. ließ in den Gärten ein neues Parterre im Stil des Barocks, (eine Sichtachse und vier Rasenquadrate, in den Ecken Pflanzen im Formschnitt) einen großen Kanal und einen neuen Park anlegen. Der gesamte Hof zog unter ihm und seinen Nachfolgern jedes Jahr zur Jagdsaison im Herbst von Schloss Versailles nach Fontainebleau um. Nur hier erlaubte sich der Monarch Abweichungen vom Zeremoniell am Hof von Versailles, wo er ansonsten ein auf die Minute durchgetaktetes Leben führte. Er liebte die Parforcejagd zu Pferde, oft bis in die Dunkelheit, meist in Begleitung seiner Schwägerin Liselotte von der Pfalz, die seine Jagdleidenschaft teilte. Ludwig XIV. ließ den Wald von Fontainebleau durch Aufforstung erheblich erweitern, heute hat er eine Fläche von 25.000 Hektar.

Auf unserer Rückreise von Paris nach Frankfurt am Main wurde uns ein nobler Garten mit gepflegten und noch blühenden Pflanzen gezeigt. Der ROSENGARTEN in Zweibrücken. Herr Hübscher, der Leiter dieses Anwesens, vermittelte viel Wissen u.a. über Rosen und andere Gewächse. Es war eine Freude ihm zuzuhören, insbesondere für die Hobbygärtner in unserer Gruppe.