29.11.2022

England im August 2022

London/ Oxford - Brügge und Brüssel/

Eine Tour auf die Insel mit der Fähre von Calais nach Dover um die antiken Sammlungen und Museen in London, das British Museum und in Oxford das Ashmolean Museum anzusehen, den Thermenkomplex des römischen Bath und Stonehenge ebenfalls zu besuchen.

 

Die Zoll- und Passformalitäten in Calais und Dover waren überstanden und Herr Günther Weiss brachte uns im wohlvertrauten Bus zum Hotel von dem wir am Morgen mit einem Guide durch London fuhren und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und deren Geschichte erklärt bekamen. Die Mittagspause war am Trafalgar Square. Während einige der Gruppe das London Eye bestiegen, nutzten andere die Zeit um die National Gallery zu besuchen. Das London Eye ist mit 135 m Höhe das derzeit größte Riesenrad Europas. Eine halbe Stunde dauert der Flug der Kapsel und man hat bei gutem Wetter einen phantastischen Fernblick.

Der nächste Tag stand das British Museum im Mittelpunkt unseres Besuches. Herr Becker führte uns von einem Highlight zum anderen und wir waren begeistert. Im Hauptgeschoss steht eines der berühmtesten Exponate der Kollektion der ROSETTA STONE. Er wird auf ca. 196 vor Chr. datiert und ist ein 1799 im Nildelta von einem napoleonischen Soldaten entdeckter Basaltstein. Seine dreisprachige Inschrift, die der Franzose Jean-Francois Champollion entzifferte, wurde zum Schlüssel für die Übersetzung der ägyptischen Hieroglyphen. Spektakulär ist die Sammlung in der Parthenon Gallerie mit den ELGIN MARBLES. Die Göttinnen und Götter darstellenden Skulpturen befanden sich ursprünglich am Ostgiebel des Parthenon auf der Akropolis in Athen. Im Obergeschoss hat die PORTLAND VASE  aus der Zeit von Kaiser Augustus einen Ehrenplatz . Das aus zweifarbigem Glas gefertigte Henkelgefäß mit seinen mythologischen Szenen gilt als eines der kostbarsten erhaltenen Werke antiker Glaskunst. Aus einem 1939 aufgefundenen angelsächsischen Königsgrab von Sutton Hoo, wahrscheinlich aus dem 7. Jh. mit kostbaren Grabbeigaben, wird ein Prunkhelm und goldene Gürtelschnallen gezeigt. Ein weiterer Beitrag des British Museums zum Thema „Antikes Glas“  besteht in dem prächtig erhaltenen Pokal des Lykurgos.

 

Dieser Kelch ist das einzige vollständige Exemplar eines sehr speziellen Glastyps. Das Glas wechselt die Farbe, wenn es ans Licht gehalten wird, von opak-grün in leuchtendes, durchscheinendes Rot. (ca. 4. Jh. n. Chr.)

Die dreißigminütige farbenprächtige Zeremonie der Wachablösung vor dem Buckingham Palace, die bereits eine 700-jährige Tradition aufweist, ließen wir uns nicht entgehen. Die Queen´s  Guard sind in der Regel Infanterie Soldaten, die in ihrer Paradeuniform aus roten Jacketts und Bärenfellmützen den Palast bewachen.

Wir hatten eine Führung auf dem Gelände der Oxford Universität, dem Sitz der elitärsten  und renommiertesten Universität der Welt. Die altehrwürdigen Gebäude sind ungefähr aus dem 17. bis 18. Jh. Die Uni ist in 38 Colleges unterteilt. Man kann u.a. Gesundheit u. Soziales, IT u. Technik, Design u. Medien, Wirtschaft u. Management, Pädagogik u. Psychologie studieren, aber auch Tierarzt werden oder Koch wenn man Ökotrophologie studiert.

Eine schrullige Begebenheit wurde uns erzählt: Ein Professor hat während seiner Amtszeit an der Uni Oxford seine eigene Kuh mitgebracht. Die hatte es sehr gut auf der ausgedehnten Weidefläche der Uni, wurde gepflegt und gemolken. Der Professor legte großen Wert darauf, die Milch nur von seiner Kuh zu trinken.

Im Ashmolean Museum in Oxford trafen wir eine Kopie der Laokoon Gruppe aus Rom, dessen Original die Künstler Hagesandros, Athanadoros und Polydoros im 1. Jh. v. Chr. oder 1. Jh. nach Chr. geschaffen hatten. Im Anblick dieses umfangreichen Werkes sind wir jedes Mal erstaunt, solch eine vortreffliche Arbeit bewundern zu können. Johann Wolfgang  v. Goethe hat es auf den Punkt gebracht:

Ich getraue mir daher nochmals zu wiederholen: dass die Gruppe des Laokoon neben allen übrigen anerkannten Verdiensten zugleich ein Muster sei von Symmetrie und Mannigfaltigkeit, von Ruhe und Bewegung, von Gegensätzen und Stufengängen, die sich zusammen teils sinnlich, teils geistig dem Beschauer darbieten, bei dem hohen Pathos der Vorstellung eine angenehme Empfindung erregen und den Sturm der Leiden und Leidenschaft durch Anmut und Schönheit mildern“.

Und auch Winckelmann hat sich zur Laokoon Gruppe geäußert:  …  „ Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt und eine stille Größe“ , sowohl in der Stellung als auch im Ausdruck“…

 

Ungefähr 110 km entfernt von Oxford liegt Bath in der Grafschaft Somerset. In antiken Quellen erscheint Bath mit verschiedenen Namen.  Die damals hier lebenden Römer nannten ihn Aquae Sulis. Der Ort gelangte vor allem wegen seiner heißen Quellen und eines damit verbundenen Heiligtums der Göttin Sulis zu überregionaler Bedeutung. Am Ende des ersten Jahrhunderts wurde ein großes Badehaus errichtet, das heute noch zum Teil gut erhalten ist. Das Wasserbecken war 22 Meter lang und 8 Meter breit. Das gesamte Becken war mit ein bis zwei Zentimeter dicken Bleiplatten ausgelegt.

 

 

Die Längsseiten hatten Arkaden mit jeweils acht Säulen. Im Rahmen verschiedener Bauphasen (das Bad war wahrscheinlich bis zum 5. Jh. in Betrieb) wurde ein Tonnengewölbe über der Halle errichtet.  Bei Ausgrabungen konnten Teile der römischen Thermen und der Tempelbezirk der Sulis freigelegt werden. Der Tempel war der keltischen Gottheit Sulis (die wiederum mit Minerva gleichgesetzt wurde) geweiht, die die Schutzgöttin der Quelle war. Wir waren über den Erhaltungszustand des Bades erstaunt.

Stonehenge ist ein vor über 4000 Jahren in der Jungsteinzeit errichtetes und mindestens bis in die Bronzezeit genutztes Bauwerk in der Nähe von Amesbury, England. Es besteht aus einem ringförmigen Erdwall, in dessen Inneren sich verschiedene, um den Mittelpunkt gruppierte Formationen aus bearbeiteten Steinen befinden. Ihrer Riesenhaftigkeit wegen nennt man sie Megalithen. Es wird angenommen, dass Stonehenge ein vorzeitiges Observatorium gewesen sei, obwohl die genaue Art der Nutzung und seine Bedeutung, etwa für Aussaat und Ernte zu den bestmöglichen Zeiten, noch diskutiert wird.

Wir verließen die Insel auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen waren: Mit der Fähre von Dover nach Calais und fuhren nach Brüssel, zum Königlichen Museum für Kunst und Geschichte. Hier besuchten wir die Antikensammlung. Gut erhaltene Säulen aus Apamea (Syrien) mit spiralförmigen Schäften, die ehemals in der Kolonnadenstraße standen, in der die damalige Bevölkerung flanierte und einkaufte, werden hier gezeigt. Wenn man bedenkt, dass die Säule erst nachdem sie auf der Plinte aufsitzt, Kapitell erhalten hat und dieses mit dem Gebälk verbunden ist, die Kanneluren eingeschliffen erhält, kann man sich vorstellen, welch große Arbeit es bedeutet, spiralförmige Schäfte zu meißeln. Skulpturen, Kleinfunde und ein prächtiges Fußbodenmosaik, von dem eins ein Jagdmotiv  zeigte, das wir von unserem Besuch in der Villa Casale vom Piazza Amerina auf Sizilien kannten, konnten wir bestaunen.

Den Kopf voller wunderbarer Eindrücke und dankbar, dass die Exkursion stattfinden konnte, fuhren wir wieder nach Frankfurt.